Pressestimmen zu Walter Mixa:"Dieser Bischof war kein Segen"

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Wenn der Provokateur zur Provokation für die katholische Kirche wird: Der ehemalige Bischof Walter Mixa will zurück in sein Amt. Doch die Medien sind sich einig: Das darf nicht passieren.

Hanna Ziegler

Immer wieder suchte der Augsburger Bischof Walter Mixa die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Als "provokant und profilsüchtig" bezeichnete ihn das NDR-Medienmagazin Zapp.

Walter Mixa in Landsberg am Lech, wenige Tage bevor er seinen Rücktritt vom Amt des Bischofs bekanntgibt.   (Foto: dpa)

Scheinbar unbedarft polterte er immer wieder in die dankbaren Mikros der Journalisten. Im Februar 2009 verglich er etwa Abtreibungen mit dem Holocaust, 2007 behauptete er, die Familienpolitik von Ursula von der Leyen degradiere Frauen zu "Gebärmaschinen". Gezielte Reizungen sind seine Paradedisziplin. Doch seit einigen Wochen ist er nicht mehr der pöbelnde Kommentator an der Außenlinie, sondern selbst Gegenstand der Berichterstattung.

Es wird bekannt, dass er Waisenkinder geprügelt hat, er soll Ohrfeigen verteilt und nur vage zwischen Kirchenkasse und Privatvermögen unterschieden haben. Entkräften konnte der Bischof lediglich den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs. Schließlich tritt er im April von seinem Amt zurück, doch heute will er nichts mehr davon wissen. Er behauptet, er sei zum Rückzug gezwungen worden.

Mixa will jetzt in seinen ehemaligen Amtsstuhl zurück - was ihm herbe Kritik von der Presse einbringt. Ein "schlechter Witz", schreibt die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. "Was Mixa jetzt betreibt, ist Geschichtsklitterung. Er bastelt an seiner ganz eigenen Dolchstoßlegende." Die Kommentatoren sind sich einig: "In Amt und Würden" hat Walter Mixa nichts mehr verloren. Doch es geht nicht nur um die Person des ehemaligen Bischofs. Es geht um die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche.

"Für Haudraufs ist kein Platz mehr in einer Kirche, die um Anschluss an die Zukunft ringt und die heute junge Menschen gewinnen muss, um morgen noch bedeutend zu sein", schreibt die Westdeutsche Zeitung.

Führende Geistliche kontern, unterstellen dem Quertreiber eine fragwürdige psychische Verfassung. Eine "Schlammschlacht" ist entbrannt, schreibt die Augsburger Allgemeine. Sie zweifelt an der Aufrichtigkeit des 69-Jährigen. "Er spaltet weiter: das Bistum in seine Anhänger, Vor-den-Kopf-Gestoßene und Gegner. Man muss fürchten, dass ihm nichts daran gelegen ist, zu einer Beruhigung der Situation beizutragen.

"Dieser Bischof war kein Segen, sondern ein Unglück für die Diözese Augsburg", fassen die Nürnberger Nachrichten zusammen. Tausende habe er zum Austritt aus der Kirche getrieben.

Ob Walter Mixa tatsächlich ein Verfahren am päpstlichen Gerichtshof in Rom anstrengen wird, wie er es in einem Welt-Interview angekündigt hat, ist unklar. Ein Verfahren, " bei dem Verletzungen unvermeidlich" seien, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

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