Presseschau zu Drohungen gegen Nordkorea:"Dies ist nicht die Apokalypse"

Donald Trump

US-Präsident Trump droht mit "Feuer, Wut und Macht" indirekt einen Atomwaffen-Einsatz gegen Nordkorea an.

(Foto: dpa)

Die jüngsten Drohungen Trumps gegen Nordkorea ziehen gemischte Presse-Reaktionen nach sich. Manche empfehlen das Lesen von Geschichtsbüchern, andere raten zur Mäßigung.

Auch in seinem Urlaub dominiert der Mann im mächtigsten Amt der Welt die Schlagzeilen. Mit martialischen Worten droht Donald Trump den nordkoreanischen Machthabern nicht einfach nur mit neuen Sanktionen, sondern indirekt auch mit Krieg. Die Reaktionen in den internationalen Medien reichen von "leichtsinnig", über das Anraten zum besseren Studium der Geschichte bis hin zur Empfehlung besserer Zusammenarbeit mit China.

Für den US-amerikanischen Boston Globe ist Trumps Rhetorik deutlich "mehr als ein Säbelrasseln". Sollte seine "Tirade" die Machthaber in Pjöngjang tatsächlich überzeugen, wäre der Kommentator überrascht. Trumps Wortwahl wird als "Risiko für alle amerikanischen Verbündeten in der Region" bezeichnet. Vor allem habe sich der US-Präsident durch sein harsches Statement in ein Dilemma begeben. "Sollte Nordkorea sein Atomprogramm fortsetzen, hat Trump die Wahl, entweder einen Krieg zu beginnen oder die Glaubwürdigkeit der USA aufs Spiel zu setzen."

Michael McGough kommentiert in der Los Angeles Times, dass die fast schon alttestamentarisch wirkenden Aussagen Trumps auf keinen Fall ein Hinweis in Richtung nahender Apokalypse seien. Vielmehr sieht er die Interpretation seiner Worte als Problem, denn: "Trump ist nicht gerade bekannt für die Genauigkeit seiner Sprache." Zwar gibt er zu, dass Trump seine Worte hätte vorsichtiger wählen können. Aber: "Dies ist nicht die Apokalypse - noch nicht einmal ansatzweise."

Die New York Times klappt die Geschichtsbücher auf und erinnert an die beiden Atombombenabwürfe über Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (drei Tage später). Schon der damalige Präsident Harry S. Truman sei an den Folgen des Abwurfes der Massenvernichtungswaffe eher nicht interessiert gewesen, sondern habe blind auf seine Ratgeber vertraut. Nach dem Abwurf habe sich dies allerdings komplett geändert. Seine Nachfolger haben sein Streben nach Mäßigung zum großen Teil umgesetzt, der Abschuss von Atomraketen solle immer nur das letzte Mittel sein. Trump allerdings habe nichts für Bücher und noch weniger für Geschichte übrig, so die New York Times.

Die britische Daily Mail spekuliert, dass der US-Präsident seinen Worten auch zeitnah Taten folgen lassen könnte. Die Zeitung interpretiert den Start zweier B-1B-Langstreckenbomber vom amerikanischen Stützpunkt Guam als weitere Stufe der Drohgebärden.

"Die USA müssen ihre Logik im Umgang mit Nordkorea korrigieren", empfiehlt die chinesische Zeitung Global Times. Das regierungsnahe Portal kritisiert die Einstellung der US-Regierung, sich selbst als alleinige Supermacht zu sehen. Stattdessen solle die Kommunikation mit Pjöngjang in Zukunft vor allem über China laufen: "Wenn die USA die Verantwortung an China übertragen, können sie auch ihre Unfähigkeit überdecken, mit der nordkoreanischen Regierung zu kommunizieren." Viele US-Amerikaner, so sieht es der nicht genannte Global-Times-Autor, seien sich zu selbstsicher und sehen die Welt durch eine Brille der Arroganz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: