Presseschau zu den Wahlen:"Unregierbares Italien"

Die italienischen Wähler haben ihrem Land eine Pattsituation zwischen Parlament und Senat beschert. Wie es nun weitergeht, ob gar Neuwahlen folgen werden, ist noch vollkommen offen. Fest steht aber: Der Ausgang der Wahl sorgt für Irritationen. Dies zeigt ein Blick in die nationale und internationale Presse.

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Presseschau zu den Wahlen:La Repubblica

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Quelle: SZ

Die italienischen Wähler haben den Parteien und sich selbst eine Pattsituation zwischen Abgeordnetenkammer und Senat beschert. Wie es nun weitergeht, ob gar Neuwahlen folgen werden, ist noch vollkommen offen. Fest steht aber: der Ausgang der Wahl sorgt für wenig Freudenstimmung. Dies zeigt ein Blick in die nationale und internationale Presse.

Am Tag nach der Wahl spricht die römosche Tageszeitung La Repubblica von der "komplexesten Nachwahl-Zeit der italienischen Geschichte", das Wahlergebnis und die Regierungsbildung seien ein Rätsel. Berlusconi wird mit der Aussage zitiert, er wolle "keine Neuwahlen". Die Tageszeitung weist zudem auf die alarmierten Börsen und das "überraschte und besorgte Europa" hin.

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Presseschau zu den Wahlen:Corriere della Sera

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Quelle: SZ

Die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera macht in der Online-Ausgabe heute Morgen mit der Situation an den Börsen auf. Die Gruppierung  "Movimento Cinque Stelle" von Beppe Grillo sei der wahre Gewinner der Wahlen. Die Zeitung sieht zudem in Mario Monti die "Enttäuschung" des Tages. Zur "Wiederauferstehung des Jaguars" Berlusconi schreibt ein Corriere-Journalist: Selbst nach seinem Rücktritt war "der Berlusconismus nicht begraben. (...) Die langjährigen Berlusconi-Wähler sind nicht plötzlich im Nichts verschwunden. Es gab sie weiterhin. Die Medien haben das nicht bemerkt. Wir haben das nicht bemerkt."

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Presseschau zu den Wahlen:La Stampa

lastampa

Quelle: SZ

Die Turiner Tageszeitung La Stampa titelt: "Unregierbares Italien". Die Angst des Präsidenten Giorgio Napolitano werde wahr: Die Wahlen haben keinen Sieger ergeben. "Die Krise und die Steuern bringen den Norden zum Mitte-Rechts-Bündnis zurück. Der Norden gehört weiter Berlusconi. Den Demokraten ist es nicht gelungen, die wahren Ängste der Unternehmer aufzufangen und die verlorenen Stimmen der Lega Nord gehen an Grillo."

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Presseschau zu den Wahlen:Il Giornale

ilgio

Quelle: SZ

Alle Zeitungen zitieren Berlusconi, der vom "gemeinsamen Nachdenken" gesprochen hat. Das Berlusconi-Blatt Il Giornale lässt den wiederauferstandenen Cavaliere ausführlich zu Wort kommen. "Italien verdient es nicht, keine Regierung zu haben." Über mögliche Koalitionspartner verrät Berlusconi wenig - Monti greift er jedoch selbst nach den Wahlen noch an: "Er hat mit seiner Sparpolitik das Land in eine gefährliche Situation gebracht, mit einer Rezessions-Spirale, einem Anstieg der Schulden und der Arbeitslosigkeit und der Schließung von tausend Unternehmen täglich."

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Presseschau zu den Wahlen:Frankfurter Allgemeine Zeitung

faz

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Von einem "Triumph der Populisten" schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Eine handlungsfähige Regierung sei nun in weite Ferne gerückt, da Silvio Berlusconi und Beppe Grillo mit ihrer "antieuropäischen Aggression" für eine Pattsituation gesorgt hätten. "Dem Cavaliere, der dominanten Figur der italienischen Politik in den vergangenen zwanzig Jahren, ist es gelungen, mit unverschämter antideutscher Rhetorik und dreisten Versprechungen knapp dreißig Prozent der Stimmen auf sich zu vereinen", schreibt die FAZ.

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Presseschau zu den Wahlen:Neue Zürcher Zeitung

nzz

Quelle: SZ

Die Neue Zürcher Zeitung sieht das drittgrößte Land der Euro-Zone nach der Wahl in einer "Sackgasse". Zwar hält Autor Nikos Tzermias Neuwahlen für wahrscheinlich - angeischts der anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Krise könnte sich aber dennoch eine zweite Option auftun: "Angesichts der Krise könnte sich zwar auch die Bildung einer grossen Koalition aufdrängen, doch ob sich die Parteien Bersanis und Berlusconis dazu zusammenraufen können, ist nach den spannungsvollen Erfahrungen mit der Technokratenregierung Monti ebenfalls sehr fraglich." Allzu optimistisch klingt das nicht.

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Presseschau zu den Wahlen:Die Welt

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Quelle: SZ

Kur und knapp formuliert es die Tageszeitung Die Welt:  Die Italiener hätten zu Europa schlicht "Basta" gesagt. "Die Verlierer heißen Pier Luigi Bersani und Mario Monti, denen Berlin und Brüssel eine stabile Mehrheit gewünscht hätten", beschreibt die Zeitung die Verweigerungshaltung der Bürger, dem Wunsch der europäischen Partner nach einer stabilen Mehrheit nachzukommen. Grillos Bewegung sei gleichermaßing "Shootingstar" und "Verhinderer":  "Rund 20 Prozent hat man ihr zugetraut, jetzt sind es deutlich mehr geworden."

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Presseschau zu den Wahlen:Spiegel.-Online

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Als "Zumutung" empfindet der Spiegel-Online den Wahlausgang auf dem Apennin. Falls überhaupt eine Regierungsbildung gelingen sollte, dann nur nach einer langen Hängepartie, mutmaßt Spiegel-Online: "Das ist das wohl ungünstigste Szenario des italienischen Wahlausgangs - von einem Comeback Berlusconis an die Regierungsspitze abgesehen." Ein "sieches, unregiertes Italien" könne erneut zur Gefahr für den Euro und einem Spielball der Finanzmärkte werden. Eine klare Absage hätten die Italiener Mario Monti und seiner Reformpolitik erteilt - wohl auch aufgrund der ins "unermäßliche gestiegenen Steuerlast" für die Bürger.

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Presseschau zu den Wahlen:Stuttgarter Nachrichten

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Quelle: SZ

"Für die drittgrößte Volkswirtschaft in der Euro-Zone und die gesamte Währungsgemeinschaft ging es bei den vorgezogenen zweitägigen Parlamentswahlen um viel", schreibt die Tageszeitung Stutttgarter Nachrichten. Nun aber drohe dem Krisen-Land drohe die "Unregierbarkeit". Ganz Rom blicke nun auf den Staatspräsidenten. Wie so oft, wenn die italienischen Bürger die Politiker überraschen.

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Presseschau zu den Wahlen:Die Neue Südtiroler Tageszeitung

tagesz

Quelle: SZ

Als "unregierbar" bezeichnet auch die Neue Südtiroler Tageszeitung das Land nach der Parlamentswahl - und rkürt zugleich einen Sieger: "Beppe Grillo ist der große Sieger der Parlamentswahlen." Sein Erfolg werde letztlich dazu beitragen, dass die Italiener in Kürze wohl wieder an die Urnen gerufen werden: Neuwahlen, so die deutschsprachige Zeitung, seien wahrscheinlich.

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Presseschau zu den Wahlen:Le Monde

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Quelle: SZ

Auch die französische Tageszeitung Le Monde sieht auf Italien schwere Zeiten zukommen. "Italien unregierbar" titelt das Pariser Blatt. Italien habe sich für den Patt entschieden - und der Ex-Komiker Grillo mit seiner Bewegung "Fünf Sterne" einen wahren "Boom" erlebt: "Das ist die große Sensation dieser Wahl."

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Presseschau zu den Wahlen:Zeit-Online

zeit

Quelle: SZ

Für Zeit Online stellen die Stunden nach Schließung der Wahllokale einen "Abend der Ratlosigkeit" dar. Denn erst schien Hoffnung aufzukommen, dann Wut und schließlich Resignation. Nun, schreibt Fabio Ghelli, müssten alle Kräfte mobilisiert werden, damit das Land nicht im politischen Chaos versinke. Womöglich komme erneut Staatspräsident Georgio Napolitano bei der Regierungspildung eine entscheidende Rolle zu: Bei einer "Not-Koalition". - also einem Bündnis der großen Parteien. Klar ist aber auch: "Keiner weiß, was auf Italien in den kommenden Tagen zukommen wird."

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Presseschau zu den Wahlen:Der Standard

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Quelle: SZ

Mit dem US-amerikanischen Regisseur Michael Moore vergleicht die Tageszeitung Der Standard aus Wien den Sieger der Wahl, Beppe Grillo. Der Ex-Komiker habe die italienische Politik mit seiner Bewegung regelrecht aufgemischt. An weiterführenden Reformen werde das Land nach der Abwahl Mario Montis nicht vorbeikommen, schreibt Autor Lukas Sustala: Auch nach dieser Wahl würden die Partner in der EU und die EZB die Politik Italiens weiter mitbestimmen.

© Süddeutsche.de/müh/ebri
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