Pressefreiheit:Yücel meldet sich aus dem Gefängnis: "Tageslicht! Richtiges Essen! Rauchen!"

In einem handschriftlichen Brief freut sich der Journalist über eine Verbesserung seiner Haftbedingungen in der Türkei. Er dankt allen, die sich für seine Freilassung einsetzen.

Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der Zeitung Die Welt, hat sich mit einem handschriftlichen Brief aus dem Gefängnis gemeldet. Darin beschreibt er die Haftbedingungen und dankt denjenigen, die sich für seine Freilassung einsetzen: "Glaubt mir: Es tut gut, verdammt gut", schreibt der Deutschtürke, der seit mehr als zwei Wochen festgehalten wird. Am Montag hatten die Behörden Untersuchungshaft gegen ihn verhängt. Der Vorwurf lautet auf Terrorpropaganda und Volksverhetzung und gründet sich offenbar auf Yücels Berichte über kompromittierende E-Mails des Schwiegersohns von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und andere journalistische Aktivitäten.

Den Brief verfasste Yücel nach im Gefängnis Istanbul-Metris. Nach Angaben der Welt übergab er ihn seinen Anwälten, als diese ihn dort besuchten. In dem Schreiben drückt der Journalist seine Freude darüber aus, nach zwei Wochen in Polizeigewahrsam nun im Gefängnis unter wesentlich besseren Bedingungen zu leben: "Tageslicht! Frische Luft! Richtiges Essen! Tee und Nescáfe! Rauchen! Zeitungen! Ein echtes Bett! Eine Toilette für mich alleine, die ich aufsuchen kann, wann ich will." Das Verhör und die Urteilsbegründung brächten ihn "noch immer zum Lachen", schreibt er weiter.

Deniz Yücel - Brief aus der Haft

"Es ist okay": Die handschriftliche Nachricht des Türkei-Korrespondenten der Zeitung Die Welt, Deniz Yücel, aus dem Gefängnis an seine Freunde und Unterstützer.

(Foto: dpa)

Kurz, nachdem er den Brief geschrieben hatte, ist Yücel der Welt zufolge ins 80 Kilometer entfernte Gefängnis Silivri gebracht worden. Die Haftbedingungen sollen dort ähnlich sein wie in Metris.

Die Inhaftierung Yücels sorgt in Deutschland für Empörung und belastet das deutsch-türkische Verhältnis. Bundeskanzlerin Merkel und zahlreiche weitere Politiker aus dem In- und Ausland fordern die Freilassung des Journalisten und die Achtung der Pressefreiheit.

Der Fall Yücel erregt in Deutschland besonderes Aufsehen, weil der Journalist sowohl die türkische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Er ist aber bei Weitem nicht der einzige Pressevertreter, der sich in der Türkei Verfolgungen ausgesetzt sieht: Seit dem versuchten Militärputsch im Juli 2016 hat die türkische Regierung mehr als 150 Journalisten einsperren lassen.

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