Pressefreiheit:In Türkei festgenommene WDR-Reporterin wieder frei

Hatice Kamer

Polizisten sollen Kamer zusammen mit ihrem Fahrer in das Dezernat für Terrorbekämpfung gebracht haben.

(Foto: dpa)
  • Die WDR-Reporterin Hatice Kamer wird nicht mehr festgehalten.
  • Die Journalistin war im Auftrag der BBC im Südosten der Türkei unterwegs.
  • Ihr wurde offenbar vorgeworfen, Aufnahmen eines Militärgeländes gemacht zu haben.

Die in der Türkei festgenommene WDR-Reporterin Hatice Kamer ist wieder frei. Das berichtete der WDR unter Berufung auf den Anwalt und die Familie der Journalistin. "Ich hoffe, dass es der Kollegin physisch wie psychisch den Umständen entsprechend gut geht", sagte der Vorsitzende des Deutsche Journalistenverbandes (DJV) Frank Überall. Der DJV hatte die Bundesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass Kamer umgehend freigelassen werde.

Kamer zähle zu den ganz wenigen Kollegen, "von denen wir noch unabhängige Nachrichten aus dem Land bekommen haben", erklärte er. "Nun hoffe ich aber auch, dass sie im WDR ihre Beiträge für 'Türkei unzensiert' wieder ungehindert liefern kann." Kamer berichtet für den britischen Sender BBC, den Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Voice of America. Nach Angaben von BBC und WDR nahm die türkische Polizei die Korrespondentin in der südosttürkischen Provinz Siirt fest, wo sie über ein Grubenunglück berichtete. Bei dieser Recherche sei Kamer nicht im Auftrag des WDR unterwegs gewesen.

Ihr wurde vorgeworfen, auf militärischem Gebiet Fotos gemacht zu haben, teilte der WDR unter Berufung auf Kamers Familienangehörige mit. Polizisten hätten sie zusammen mit ihrem Fahrer festgenommen und in das Dezernat für Terrorbekämpfung gebracht.

Die Türkei steht in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 151 von 180. Seit dem gescheiterten Militärputsch im Juli gehen die Behörden besonders hart gegen angebliche Helfer des Staatsstreichs vor. Das trifft auch die Medien: In den vergangenen Monaten hat die Regierung bereits mehr als 150 Zeitungen, Radio- und Fernsehsender geschlossen und zahlreiche Journalisten festgenommen. Bislang prominentester Fall ist Murat Sabuncu, der Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet.

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