Süddeutsche Zeitung

Pressefreiheit:Bloomberg-Mitarbeiterin in China festgenommen

Die chinesische Redaktionsassistentin wird offenbar der Gefährdung der nationalen Sicherheit verdächtigt. Die Nachrichtenagentur teilt mit, die Hintergründe seien noch unklar.

In China ist eine Redaktionsassistentin der US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg festgenommen worden. Haze Fan werde der Gefährdung der nationalen Sicherheit verdächtigt, teilte Bloomberg am Freitag mit. Demnach war die Mitarbeiterin in Peking am Montag gesichtet worden, als Sicherheitskräften in Zivilkleidung sie aus ihrer Wohnung führten. Kurz zuvor hatte sie ihren letzten Kontakt mit ihren Redakteuren gehabt. Bloomberg zitierte eine Erklärung der chinesischen Regierung, wonach die Chinesin von der Pekinger Stelle des nationalen Sicherheitsbüros verhaftet worden sei. Dies sei im Einklang mit einem Gesetz erfolgt, das Verdachtsfälle rund um die Beteiligung an kriminellen Aktivitäten regele, die die nationale Sicherheit gefährdeten.

"Wir sind sehr besorgt um sie und haben aktiv mit den chinesischen Behörden gesprochen, um die Situation besser zu verstehen. Wir tun weiterhin alles, um sie zu unterstützen, während wir nach weiteren Informationen suchen", sagte ein Sprecher von Bloomberg.

Die Volksrepublik erlaubt chinesischen Staatsbürgern eine Tätigkeit für ausländische Nachrichtenmedien nur als Übersetzer, Forscher und Assistenten, nicht jedoch als unabhängig berichtende Journalisten mit Akkreditierung. Chinas eigene Medien sind fast ausschließlich im Staatsbesitz und werden streng kontrolliert. Seit langem gilt das Land als Ort, in dem besonders viele Journalisten inhaftiert werden. Der vage Vorwurf der Gefährdung der nationalen Sicherheit kann lange Haftstrafen nach sich ziehen, die Betroffenen haben kaum Aussicht auf juristischen Beistand.

Bloomberg hat nach eigenen Angaben bei der Führung in Peking und der chinesischen Botschaft in Washington Informationen zum Aufenthaltsort Fans angefordert. Für die US-Nachrichtenagentur arbeitet Fan nach Unternehmensangaben seit 2017, zuvor war sie bereits für eine Reihe anderer ausländischer Nachrichtenorganisationen in China tätig.

China gehört laut der Organisation "Reporter ohne Grenzen" zu den Ländern mit den meisten inhaftierten Journalisten und Bloggern. In der Rangliste zur globalen Pressefreiheit liegt das Land auf einem der hintersten Plätze. Eine chinesische Mitarbeiterin der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" saß seit 2014 in China für neun Monate in Haft.

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