Prantls Blick:Tag der Befreiung, Tag der Erinnerung

Prantls Blick: Erinnerung, die einen ergreift und packt: Eine Führung während der Ausstellung "Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" im Münchner Rathaus im Jahr 1997.

Erinnerung, die einen ergreift und packt: Eine Führung während der Ausstellung "Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" im Münchner Rathaus im Jahr 1997.

(Foto: Stephan Rumpf/SZ Photo)

Was bedeuten sie heute, die grässlichen Spuren der Deutschen in Osteuropa? Von der Gegenwart der Vergangenheit, 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Von Heribert Prantl

Vor 77 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Dazu ein Eintrag aus den letzten Kriegstagen. Es ist ein Eintrag aus dem Tagebuch des damaligen Flakhelfers Dieter Borkowski vom 15. April 1945. "Mittags", so erinnert er sich, "fuhren wir mit einem völlig überfüllten S-Bahn-Zug vom Anhalter Bahnhof ab. Mit uns im Zug waren viele Flüchtlingsfrauen aus bereits von den Russen besetzten Gebieten im Osten Berlins, die ihre gesamte Habe bei sich führten: einen prallen Rucksack. Sonst nichts. Das Grausen stand in den Gesichtern, Zorn und Verzweiflung erfüllte die Menschen. Noch niemals habe ich solch ein Schimpfen gehört ... Da brüllte inmitten des Lärms jemand mit überlauter Stimme: 'Ruhe!'

Zur SZ-Startseite
***BESTPIX*** Mass Graves And Other Russian Atrocities Unearthed In Towns Near Kyiv

SZ PlusMeinungFrieden
:Wer ein Inferno riskiert, riskiert die Verwüstung

Alle, die nach dem 8. Mai 1945 geboren wurden, haben in Deutschland nie einen Krieg erlebt. Und so wissen nur die wenigsten, wie sie umgehen sollen mit der Lage. Das gilt nicht nur für jene, die einen offenen Brief an den Kanzler schreiben.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: