Präsidentschaftswahlen in Frankreich:Mein Mann, der Held

Während François Hollande und Amtsinhaber Sarkozy um die Präsidentschaft In Frankreich kämpfen, bahnt sich in ihrem Schatten ein Duell der Damen an. Carla Bruni-Sarkozy und die nicht minder selbstbewusste und elegante Valérie Trierweiler wollen im Wahlkampf aktiv mitmischen - und üben beide auf ihre Art großen Einfluss auf ihre Partner aus.

Stefan Ulrich

Der Palais de l'Élysée hat vieles erlebt, unter anderem einen Präsidenten, der bei einem Schäferstündchen entschlief. In jüngster Zeit geht es in dem Pariser Stadtpalast besonders bunt zu. 2008 rückte das singende Ex-Topmodel Carla Bruni als Première Dame ein. 2011 bekam - erstmals in der Geschichte der Republik - ein amtierender Präsident ein Baby. Nun steht dem Élysée eine wilde Ehe ins Haus: Falls François Hollande im Mai die Präsidentschaftswahl gewinnt, wie viele prophezeien, wird seine Freundin Valérie Trierweiler zur Ersten Dame Frankreichs.

File photo of France's First Lady Bruni-Sarkozy wiping the brow of her husband, France's President Sarkozy, as they visit a market in Fort-de-France

Steht ihrem Mann im Wahlkampf zur Seite: Carla Bruni-Sarkozy, Frankreichs schillernde Première Dame.

(Foto: REUTERS)

Obwohl sich Sarkozy offiziell noch nicht als Kandidat erklärt hat, haben die Feindseligkeiten zwischen den Männern längst begonnen. In deren Schatten bahnt sich jetzt ein Duell der Damen an. Bruni wie Trierweiler haben in den vergangenen Tagen versichert, ihre Gatten im Kampf aktiv unterstützen zu wollen. "Wenn er mich braucht, bin ich da", sagte Bruni. "Ich kann ihm einiges beibringen", versicherte Trierweiler.

Die beiden selbstbewussten, schlanken und eleganten Frauen haben noch mehr Gemeinsamkeiten: Sie opfern ihre Karrieren zumindest teilweise den Ambitionen ihrer Partner. Außerdem üben sie großen Einfluss aus, wenn auch in entgegengesetzter Weise. Während Carla Nicolas zu einem weicheren Image verhilft, härtet Valérie François.

Eine Rolle, von der viele Frauen träumen

Über die 44-jährige Carla Bruni glauben alle schon mehr als alles zu wissen. Die zwei Jahre ältere Valérie Trierweiler war in der Öffentlichkeit bislang wenig bekannt. Das ändert sich gerade. Je höher Hollande in den Umfragen steigt, desto stärker interessieren sich die Franzosen für seine Gefährtin. Der versierten Journalistin behagt das kaum. "Mehr als 20 Jahre lang war ich Beobachterin, nun werde ich selbst beobachtet", bedauert sie. Doch sie räumt ein, Première Dame sei eine Rolle, von der viele Frauen träumten. Aus ihrem Umfeld heißt es, auch Trierweiler ziehe es stark in den Élysée.

Während die gebürtige Italienerin Carla einem reichen, kunstsinnigen Elternhaus entstammt, wuchs Valérie mit fünf Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen in dem Städtchen Angers auf. Nach einem Politikstudium an der Sorbonne wurde sie Journalistin, ging 1989 zum Magazin Paris Match und spezialisierte sich auf die Berichterstattung über die Sozialisten. So schrieb sie unzählige Male über den langjährigen Parteivorsitzenden Hollande.

Im Jahr 2005 wurde aus dem beruflichen ein persönliches Interesse. "Wir entdeckten plötzlich, dass wir total ineinander verliebt waren", erinnert sie sich. Keine einfache Situation. Die Journalistin war damals mit dem Kollegen und Germanisten Denis Trierweiler verheiratet, mit dem sie drei Kinder hat. Hollande zog mit seiner Partei- und Lebensfreundin Ségolène Royal die gemeinsamen vier Kinder groß.

Daher beschlossen die Journalistin und der Parteichef, ihre Liebe zunächst im Verborgenen zu leben. Royal wurde Präsidentschaftskandidatin. Unmittelbar nach ihrer Niederlage gegen Sarkozy im Frühjahr 2007 setzte sie Hollande vor die Tür. Dieser wartete bis 2010, bevor er seine Beziehung mit Trierweiler publik machte. Sie sei "die Liebe meines Lebens".

Für die Journalistin änderte sich beruflich zunächst nichts. Sie berichtete weiter für Paris Match und moderierte eine politische TV-Sendung, schlagfertig und mit einer gewissen Kühle, die sie selbst als Zurückhaltung bezeichnet. Doch sie kann sehr kämpferisch sein. Einmal soll sie einen Kollegen wegen einer sexistischen Bemerkung geohrfeigt haben. Uncharmante Menschen nennen sie "Rottweiler".

Hollande dagegen erlebte eine wundersame Wandlung. Der mollige Gourmand mit den ausgebeulten Anzügen, den Parteifreunde als "Wackelpudding" verspotteten, straffte sich. Er nahm mindestens zehn Kilo ab, kleidete sich eleganter, wechselte Brille und Frisur, gab sich kantiger, angriffslustiger. In Paris heißt es, hinter dem neuen Hollande stecke seine Gefährtin. Trierweiler habe aus dem Pudding einen knackigen Kandidaten gemacht, vor dem sich Sarkozy fürchte.

Delikates Duell

Der Preis: Die Journalistin muss, wegen des Interessenkonflikts, derzeit auf ihre politische Berichterstattung verzichten. Das fällt ihr schwer. "Ich beneide diejenigen, die über François' Wahlkampf berichten dürfen", sagt sie. Sie selbst hat ein Büro im Hauptquartier Hollandes und begleitet ihn im Wahlkampf. Bei Veranstaltungen sitzt sie in der ersten Reihe der sozialistischen Granden, doch stets getrennt von Madame Royal. Hollandes Berater haben gelernt, sich diskret zu entfernen, wenn dessen Handy klingelt und "Mon amour" auf dem Display erscheint. Trierweiler selbst gibt sich bescheiden. Hollande höre ihr zwar zu, aber er selbst sei der viel größere Stratege.

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Sie will die schöne Carla im Élysée-Palast ablösen: Valérie Trierweiler mit ihrem Lebensgefährten, dem sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande.

(Foto: AFP)

Auch Carla Bruni arbeitet auf diskrete Weise an der Wiederwahl ihres Mannes, da die Glamour-Auftritte des Paares zu Beginn ihrer Beziehung bei den Franzosen schlecht ankamen. Im Wahlkampf könnten nun das Baby Giulia und Brunis liberale Ansichten dem konservativen Präsidenten mit dem Boxer-Charme helfen, sympathischer zu wirken und liberale Wähler zu erreichen.

Bruni, die sich früher in der linken Pariser Künstlerszene tummelte und 2007 Royal gegen Sarkozy unterstützte, ist zur "Ultra-Sarkozystin" geworden, sagt sie. Wenn ihr Mann erneut antrete, was sie Frankreich wünsche, werde sie so viel wie möglich im Wahlkampf mitmachen. Ihr Nicolas werde alles geben. "Er hat einen erstaunlichen Motor. Für dieses Amt kann man sich nicht mit einem normalen Motor begnügen." Das ist ein Seitenhieb auf Hollande, der sich gern als "normalen" Menschen präsentiert. Madame ist schon im Wahlkampf.

Das Duell der Damen ist dabei delikater als das der Herren. Von Bruni und Trierweiler wird erwartet, ihren Männern zur Seite zu stehen, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Die Präsidentschaftswahl sei für die Franzosen "die Begegnung eines Mannes und eines Volkes", meint der Politologe Stéphane Rozès. Er rät den Damen daher, "homöopathisch" vorzugehen.

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