Präsidentschaftswahlen in den USA
Mitt Romney
Der Geschäftsmann, der als Chef eines Investmentfonds reich wurde, gilt Vielen als aussichtsreichster Gegner von Barack Obama bei der Präsidentenwahl. Mitt Romney kandidiert bereits zum zweiten Mal für die US-Präsidentschaft. Der 64-Jährige will sich als zupackender Wirtschaftsfachmann inszenieren, der genau die Eigenschaften besitzt, um das Land aus der Krise zu führen: Erfahrung und Mut zu Entscheidungen. Doch kürzlich machte sich der Multimillionär unbeliebt, weil er einem Widersacher eine Wette um 10.000 Dollar anbot - einen solchen lockeren Umgang mit Geld mögen strenge Konservative nicht. Außerdem geriet er wegen seines Engagements bei einer Investmentfirma und seines niedrigen Steuersatzes unter Druck. Auch aus anderen Gründen tut sich die Partei mit Romney schwer: Als Gouverneur von Massachusetts setzte er sich für eine Krankenversicherung ein, die der Gesundheitsreform von Obama verdächtig ähnelt. Vielen Republikanern gilt er als Wendehals, weil er spät zum Abtreibungsgegner und Waffen-Fan wurde. Bei den ersten beiden Abstimmungen schnitt Romney gut ab - in Iowa musste er sich hauchdünn geschlagen geben, in New Hampshire siegte er deutlich. In South Carolina unterlag er seinem Kontrahenten Newt Gingrich, die Republikaner-Vorwahlen in Florida und Nevada entschied Romney für sich. Einen äußerst knappen Sieg erzielte er in seinem Geburtsstaat Michigan. Am Super Tuesday setzte sich Romney in sechs von zehn Staaten durch. So gewann er unter anderem im traditionell besonders hart umkämpften Ohio - allerdings nur hauchdünn. Seinen härtesten Konkurrenten Santorum konnte er nicht abschütteln. Bei der Vorwahl im US-Bundesstaat Illinois erzielte Romney jedoch einen klaren Erfolg; mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung ließ er Santorum hinter sich. Ein weiteres Problem ist die Religion: Romney ist Mormone - und vielen erzkonservativen Evangelikalen ist das schlichtweg nicht vermittelbar. 2008 war Romney an John McCain und an seinem Image als abgehobener Harvard-Absolvent gescheitert.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Newt Gingrich
Der Polit-Veteran hat neben Mitt Romney gute Aussichten, Herausforderer von Präsident Barack Obama zu werden. Gingrich gehört seit Jahrzehnten zur amerikanischen Polit-Szene. In den neunziger Jahren war er auf dem Höhepunkt seiner Macht: Er führte die Republican Revolution an und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Konservativen wieder die Mehrheit im US-Kongress holen konnten. Von 1995 bis 1999 war er Sprecher des Repräsentantenhauses. An der Amtsenthebung von Präsident Bill Clinton verbrannte er sich allerdings die Finger, Gingrich musste selbst außereheliche Affären eingestehen. 1996 wurde Clinton wiedergewählt. Weitere Schwachstellen Gingrichs: seine drei Ehen, der Umstand, dass er 1,6 Millionen Dollar vom inzwischen verstaatlichten Immobilienfinanzierer Freddie Mac für angebliche Dienste als "Historiker" erhielt und beim Edel-Juwelier Tiffany einen Kreditrahmen von bis zu einer Million Dollar hatte. Jüngst erst sorgte der 68-Jährige für Kopfschütteln im eigenen Lager, als er die Palästinenser als "erfundenes Volk" bezeichnete und den Friedensprozess mit Israel als "wahnhaft" geißelte. Nach den durchwachsenen Ergebnissen in Iowa und New Hampshire konnte Gingrich in South Carolina einen Coup landen und Romney deutlich hinter sich lassen. Doch schon in Florida musste er wieder einen Rückschlag hinnehmen; auch in Nevada unterlag er seinem finanzstarken Konkurrenten. Am "Super-Dienstag" dann ein seltener Sieg für Gingrich: In seiner Heimat Georgia bekam er die meisten Stimmen.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Ron Paul
Er ist der älteste Bewerber und zugleich Favorit junger, konservativer Wähler: Der 76-jährige Frauenarzt aus Texas vertritt radikale, libertäre Positionen. Ron Paul ist gegen den Wohlfahrtsstaat, in der Finanzpolitik will er zurück zum Goldstandard - und die mächtige US-Notenbank Fed soll abgeschafft werden. Sein Credo: Der Staat bedroht die Freiheiten der Bürger, daher solle dessen Macht konsequent beschränkt werden. Zudem will er das militärische Engagement der USA weltweit zurückfahren: Den Irak-Krieg bezeichnete er als Ausdruck "imperialer Politik", die Terrorangriffe vom 11. September 2001 seien die "Antwort der islamischen Welt auf die militärischen Interventionen" der USA gewesen. Paul will alle US-Soldaten rasch nach Hause holen und damit allein im ersten Jahr eine Billion Dollar einsparen. Auch die Entwicklungshilfe soll eingefroren werden. Für Paul, der in Iowa und New Hampshire jeweils mehr als 20 Prozent holte, aber keine der Vorwahlen klar für sich entscheiden konnte, ist es bereits die dritte Präsidentschaftskandidatur: 1988 trat er für die Libertarian Party an, 2008 bewarb er sich um die republikanische Kandidatur. Mit seinen radikalen Positionen dürfte er vor allem Protestwähler ansprechen, die mit der Auswahl der Bewerber in der eigenen Partei nicht zufrieden sind.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Rick Santorum
Der ehemalige Senator aus Pennsylvania ist der neue Star der Tea-Party-Bewegung. In Iowa wurde er sogar nachträglich zum Sieger erklärt, das Vorwahlergebnis von New Hampshire hat ihm jedoch einen Dämpfer verpasst und auch in South Carolina, Florida und Nevada hatte er gegen Romney und Gingrich keine Chance. Doch dann überraschte der Erzkonservative mit einem Dreifachsieg: Er gewann die Vorwahlen in Minnesota, Colorado und Missouri - wobei letztere jedoch nicht bindend ist. Je länger der Vorwahlkampf dauert, desto gefährlicher wird Santorum für seinen Hauptgegner Romney: Beim Super Tuesday siegte er in drei von zehn Bundesstaaten. Und auch die Abstimmungen in Alabama und Mississippi konnte der Strenggläubige für sich entscheiden. Rick Santorum hat sich als lautstarker Verfechter christlich-konservativer Ansichten einen Namen gemacht. Der Vater von sieben Kindern ist entschiedener Abtreibungsgegner und sorgte mit homophoben Äußerungen für Wirbel. Nach seiner gescheiterten Wiederwahl im Jahr 2006 arbeitete Santorum als Kommentator für den konservativen Sender Fox News. Dem 53-Jährigen wurden bislang eher Außenseiterchancen eingeräumt. Doch seine Werte sind in den Umfragen gestiegen, was nicht zuletzt an den Schwächen der anderen Kandidaten liegen dürfte. Allerdings gelten seine politischen Ansichten in der eigenen Partei als nicht mehrheitsfähig. Ein weiteres Problem dürfte seine Finanzschwäche sein.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Rick Perry
Der texanische Gouverneur war lange die Hoffnung der rechten Republikaner: Rick Perry gibt sich als knallharter und gottesfürchtiger Konservativer, Homo-Ehe und Abtreibung lehnt er strikt ab. Die Todesstrafe hingegen befürwortet er. Perry, der den Gouverneursposten 2001 von George Bush übernahm, präsentiert sich gerne noch texanischer als sein Vorgänger - als Waffennarr in Cowboy-Stiefeln. Selbst beim Joggen trägt er eine Pistole. Nach seinen desaströsen TV-Auftritten galt er manchem Beobachter als mehr oder weniger abgeschrieben. Unvergessen sein Oops-Moment, mit dem er sich bei einer Fernsehdebatte ins Abseits stellte: Perry wollte aufzählen, welche drei Ministerien er abschaffen will - doch das dritte fiel ihm partout nicht ein. Dazu kommen Rassismusvorwürfe, Unwissen in der Außenpolitik sowie widersprüchliche Haltungen zur Einwanderungs- und Sozialpolitik. All dies führte zu enttäuschenden Ergebnissen in Iowa und New Hampshire. Kurz vor der Vorwahl in South Carolina gab Perry seinen Rückzug bekannt. Er wird nun Gingrich unterstützen.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Jon Huntsman
Der ehemalige Gouverneur von Utah ist bereits aus dem Rennen ausgestiegen. Er gilt als moderater Republikaner. Vor seinem Einstieg in das Präsidentschaftsrennen arbeitete er als US-Botschafter in China für Obamas Regierung und hatte deswegen bei vielen Konservativen schlechte Karten. Wie Mitt Romney ist der 51-Jährige Mormone, was aber ihre einzige Gemeinsamkeit ist: Die beiden können sich nicht ausstehen. Für einen erfolgreichen Wahlkampf war Huntsman vielen Konservativen zu liberal: In seiner Zeit als Gouverneur von Utah unterstützte er eingetragene Lebenspartnerschaften für homosexuelle Paare und einen Emissionshandel zur Begrenzung von Treibhausgasen. Mittlerweile ist Huntsman davon abgerückt, trotzdem bleibt der konservative Flügel seiner Partei misstrauisch. Huntsman machte in Iowa kaum Werbung für sich und kam dementsprechend auf weniger als ein Prozent. Er konzentrierte sich stattdessen auf New Hampshire und erzielte mit dem dritten Platz einen Achtungserfolg. Zur Wahl in South Carolina trat er allerdings nicht mehr an.
Präsidentschaftswahlen in den USA
Michele Bachmann
Sie hat als erste nach dem Beginn der Vorwahlen aufgegeben: Die 55-jährige Kongressabgeordnete aus Minnesota galt lange als die neue Ikone der radikalen Tea-Party-Bewegung. Bachmann ist strikte Abtreibungsgegnerin, kämpft wie eine Besessene gegen die Homo-Ehe. Der wissenschaftlichen Evolutionslehre steht sie kritisch gegenüber. Sie hat an einem Gesetzentwurf mitgearbeitet, nach dem Kreationismus an Minnesotas Schulen gleichberechtigt mit der Evolutionstheorie gelehrt werden würde. Anfangs war Bachmann die Hoffnung der Konservativ-Religiösen, im Sommer gewann sie eine Testwahl in Iowa. Doch schon ihren offiziellen Wahlkampfauftakt in ihrem Geburtsort Waterloo verpatzte sie - sie verwechselte die Westernlegende John Wayne mit einem Serienkiller gleichen Namens. Später bezeichnete sie den Hurrikan "Irene" als "Botschaft Gottes", den Klimawandel zweifelte sie als "Voodoo" und "Nonsens" an." Außenpolitisch fiel Bachmann vor allem durch Unwissen auf. Moderaten Wählern sind ihre Positionen zu schrill. Auch die eigene Partei scheint Bachmann bereits abgeschrieben zu haben: In Umfragen stürzte sie zuletzt rasant ab. Bachmanns Ergebnis in Iowa war miserabel - als erste der Kandidaten stieg sie anschließend aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur aus.