Präsidentschaftswahl:Millionen Nichtwähler in Frankreich

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Eine maue Beteiligung und viele ungültige Stimmen trüben Macrons Sieg in der Stichwahl.

Von Thomas Hummel, München

Hätte ein imaginärer dritter Kandidat bei der Stichwahl um die französische Präsidentschaft alle ungültig abgegebenen Stimmen für sich reklamieren können, er wäre auf sagenhafte zwölf Prozent gekommen. Etwa 4,2 Millionen Bürger gaben zwar ihren Stimmzettel ab, stimmten allerdings für keinen der beiden Kandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen ( vote blanc), oder beschädigten ihren Stimmzettel so stark, dass er nicht in die Wertung einging ( vote nul). Die meisten dieser Wähler bekundeten damit ihre Haltung, weder den sozialliberalen Macron noch die rechtsnationale Le Pen in den Élysée-Palast einziehen sehen zu wollen. Zudem war der Anteil der Nichtwähler mit 25,7 Prozent so hoch wie seit 1969 nicht mehr. Diese enormen Zahlen sind ein Makel für den neuen Präsidenten Macron.

Zieht man die gültigen Stimmen heran, so liegt der 39-Jährige deutlich vorne: Etwa 24 Millionen Franzosen stimmten für ihn, etwa elf Millionen für Le Pen. In fast allen gesellschaftlichen Gruppen gewann der für die Bewegung En Marche angetretene Macron. Nur unter Arbeitern (56 Prozent) und jenen Menschen, die angaben, mit ihren Einkünften sehr schlecht über die Runden zu kommen (69 Prozent), lag Le Pen vorne. Dabei galt wie schon im ersten Wahlgang: Je besser gebildet und je höher das Einkommen, desto größer war die Neigung zu Macron. Seine Kontrahentin vom Front National errang wie erwartet in ländlichen Gebieten ein besseres Ergebnis als in Städten, ein bekanntes Phänomen bei Rechtspopulisten.

Große Unterstützung erfuhr der neue Präsident unter Rentnern auch bei ganz jungen Wählern liegt der Pro-Europäer weit vorne. Unter den Franzosen mittleren Alters hingegen kam ihm Le Pen sehr viel näher.

Mit Spannung war das Verhalten der Linkswähler erwartet worden. Etwa sieben Millionen Franzosen hatten vor zwei Wochen für den Linksaußen-Kandidaten Jean-Luc Mélenchon gestimmt. 41 Prozent von ihnen blieben nun zu Hause oder gaben einen ungültigen Wahlzettel ab. Wer allerdings dachte, dass viele zur rechten Le Pen überlaufen würden, sah sich getäuscht: Nur sieben Prozent Mélenchon-Wähler gaben ihr die Stimme, während 52 Prozent von ihnen Macron wählten.

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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