Präsidentschaftswahl in Tschechien:Zeman liegt bei Auszählung vor Schwarzenberg

Reicher Fürst oder volksnaher Linkspopulist: Die Wähler in Tschechien haben entschieden, wer ihr nächster Präsident wird. Nach Auszählung von etwa einem Drittel der Stimmen liegt Milos Zeman mit knapp 14 Prozent der Stimmen vor Karel Schwarzenberg.

Bei der Stichwahl um die Präsidentschaft in Tschechien liegt Milos Zeman nach Auszählung von fast einem Drittel der Stimmen vorn. Der linksgerichtete frühere Regierungschef habe vor seinem liberalkonservativen Rivalen, Außenminister Karel Schwarzenberg, einen Vorsprung von etwa 14 Prozentpunkten, teilte das Statistikamt unter Berufung auf die Teilergebnisse mit. Zeman lag demnach bei knapp 57 Prozent, sein 75-jähriger Rivale bei gut 43 Prozent.

In dem historischen Urnengang konnten rund acht Millionen Tschechen erstmals direkt ihren Präsidenten bestimmen. Der bisherige Amtsinhaber und scharfe EU-Kritiker Vaclav Klaus durfte nach zehn Jahren auf dem Prager Hradschin nicht mehr antreten. Das Staatsoberhaupt ernennt den Ministerpräsidenten und die Verfassungsrichter.

"Kleineres Übel"

"Ich habe das kleinere Übel gewählt", sagten in Prag viele Wähler. Die beiden Kandidaten hatten ihr Kreuzchen bereits am Freitag gesetzt. Schwarzenberg vergaß dabei den amtlichen Umschlag und gab so eine ungültige Stimme ab. Es wäre "blöd", wenn Zeman mit einer Stimme Vorsprung gewinnen würde, erklärte er anschließend.

In einem teils schmutzigen Wahlkampf hatte der 68-jährige Zeman die Konfrontation mit dem vermögenden Fürsten Schwarzenberg gesucht. Der Adelige geriet wegen seiner kritischen Äußerungen zur Nachkriegsvertreibung der Deutschen in die Defensive. Zudem ist er Vizechef einer nach Sparmaßnahmen unbeliebten Regierung. Zeman präsentierte sich als bodenständiger Kandidat des linken Lagers.

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