Präsidentschaftswahl in Liberia:Opposition wirft Sirleaf Wahlfälschung vor

Die liberianische Präsidentschaftswahl wird wahrscheinlich erst in der zweiten Runde entschieden: Die amtierende Präsidentin Sirleaf liegt noch knapp in Führung - die Opposition wirft der 72-Jährigen, die in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhalten soll, "massive Wahlfälschungen" vor.

Die Opposition in Liberia hat der Regierung von Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf "massive Wahlfälschungen" vorgeworfen, einen Aufruf zum Wahlboykott aber nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen. Sirleafs Kontrahenten Winston Tubman und Prince Johnson kündigten am Sonntag an, sich an einer möglichen Stichwahl beteiligen zu wollen. Angesichts der politischen Spannungen wuchs die Angst vor einem neuen Gewaltausbruch im Land.

Post election aftermath in Liberia

Die UN hat mehr als 14.000 Soldaten der Friedenstruppen in Liberia stationiert.

(Foto: dpa)

Die Präsidentschaftswahl in Liberia zieht erhöhte internationale Aufmerksamkeit auf sich, weil die 72-jährige Präsidentin in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhalten soll. Nach Auszählung von mehr als 71 Prozent aller Stimmen lag Sirleaf nach Angaben der Wahlkommission mit 44,6 Prozent in Führung. Auf Tubman entfielen 31,4 Prozent, auf Johnson 11,2 Prozent. Damit käme es am 8. November zu einer Stichwahl zwischen Sirleaf und Tubman.

Tubmans Kongress für den Demokratischen Wandel (CDC) und Johnsons Nationale Union für den Demokratischen Fortschritt (NUDP) veröffentlichten am Samstag gemeinsam mit sieben weiteren Parteien aber eine Erklärung, in der sie die von der Wahlkommission bekanntgegebenen Teilergebnisse für "nichtig" erklärten. Außerdem kündigten sie an, sich aus dem Wahlverfahren zurückzuziehen.

Bewohner in Furcht vor neuer Gewalt

Am Sonntag nahmen sie den Boykottaufruf dann wieder zurück. "Wir werden vollständig an der zweiten Runde teilnehmen", sagte Johnsons Wahlkampfleiter Merlie Kemru der Nachrichtenagentur AFP. "Wir werden aber keine weiteren Fälschungen akzeptieren." Die Opposition wolle sich durch die Teilnahme an der Stichwahl selbst davon überzeugen, ob die Abstimmung "wirklich demokratisch" sein werde. Tubman bestätigte dem britischen Sender BBC, dass auch er an einem zweiten Wahlgang teilnehmen würde.

Angesichts der politischen Spannungen verstärkte die UN-Mission (UNMIL) spürbar ihre Patrouillen. In Monrovia tätigten zahlreiche Bewohner offenbar aus Furcht vor neuer Gewalt Hamsterkäufe, Besucher von außerhalb verließen die Hauptstadt. Die Grenzübergänge zu den drei Nachbarstaaten Elfenbeinküste, Guinea und Sierra Leone wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen bis auf Weiteres geschlossen.

Liberia ist geprägt von 14 Jahren Bürgerkrieg (1989-2003). Etwa 250.000 Menschen wurden bei den Auseinandersetzungen getötet, die Wirtschaft des Landes weitgehend ruiniert. Die UN hatten sich im Vorfeld der Wahlen besorgt über eine große Zahl von liberianischen Söldnern gezeigt, die sich im vergangenen Jahr am Konflikt in der Elfenbeinküste beteiligt hatten und sich nun mit ihren Waffen wieder in Liberia aufhalten. Der erste Wahlgang war von der liberianischen Polizei und den 8000 UNMIL-Soldaten abgesichert worden.

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