Süddeutsche Zeitung

Merkel zu Wahlsieg Bidens:"Er kennt Deutschland und Europa gut"

Die Kanzlerin betont, wie wichtig die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind. Das zeige sich nicht nur an einem historischen Tag wie dem 9. November.

Von Anna Ernst

Es ist ein historisch bedeutender Tag, an dem Merkel ihre Erklärung zum Wahlsieg Bidens abgegeben hat. Am 9. November denke Deutschland "an das Schlimmste und auch an das Beste" in der Geschichte: an "die Schande des 9. November 1938", die Pogrome und die Shoah, genauso aber auch an die Öffnung der Berliner Mauer am 9. November 1989. Die deutsche Einheit wäre "ohne das Vertrauen - gerade auch der Amerikaner - nicht möglich gewesen", betonte die Kanzlerin. Dafür werde sie "immer dankbar sein".

"Wir Deutschen haben direkt erlebt und erfahren, welch wichtige Rolle die Vereinigten Staaten von Amerika für die Freiheit und die Demokratie in der Welt spielen", sagte Merkel. Die deutsch-amerikanische Freundschaft und die transatlantische Partnerschaft hätten eine große Bedeutung: "für Deutschland, für Europa und die Welt".

Merkel hatte Biden bereits am Wochenende gratuliert. Diese Gratulation bekräftigte sie erneut. Biden bringe jahrzehntelange innen- und außenpolitische Erfahrung mit. "Er kennt Deutschland und Europa gut." Gerne erinnere sie sich an "gute Begegnungen und Gespräche mit ihm".

"Ebenso herzlich" gratuliere sie auch der künftigen Vizepräsidentin Kamala Harris, betonte die Kanzlerin. "Als erste Frau in diesem Amt und als Kind zweier Einwanderer ist sie für viele Menschen eine Inspiration, ein Beispiel für die Möglichkeiten Amerikas." Merkel sagte, sie freue sich auf das Kennenlernen.

Mit Blick auf die künftige Zusammenarbeit betonte Merkel, welch wichtiger außenpolitischer Partner die USA in der Nato seien, um die "großen Herausforderungen unserer Zeit" zu bewältigen. Man teile grundlegende Werte und Interessen. Seite an Seite müsse man zusammenstehen "in der schweren Prüfung der Corona-Pandemie", aber auch bei Themen wie der Erderwärmung und ihrer globalen Folgen, bei der Bekämpfung von Terrorismus und in Fragen der freien Weltwirtschaft und des Handels. Denn das seien die Grundlagen des Wohlstands "beiderseits des Atlantiks".

Merkel weiß aber auch um die Kritik, die die USA auf Nato-Ebene - zuletzt unter Trump sehr massiv - an Deutschland geübt hatten. Bereits 2014 hatte Deutschland unterzeichnet, ein Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben einhalten zu wollen. Erreicht wurde das bislang nicht. Trump hatte Deutschland deshalb immer wieder scharf kritisiert. Die US-Demokraten und Biden vertreten in dieser Frage keine grundlegend andere Position.

Man wisse, dass man "mehr eigene Verantwortung" übernehmen müsse, sagte Merkel. Amerika erwarte als stärkster Verbündeter stärkere Anstrengungen, um für die Sicherheit zu Sorgen. "Zu Recht", wie Merkel betonte. "Und wir Europäer haben uns ja längst auf diesen Weg gemacht."

Nun freue sie sich auf die Zusammenarbeit mit Biden und Harris, schloss Merkel ihr kurzes Statement. Sie wünsche ihnen "Kraft, Erfolg und Gottes Segen".

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