Scott Walker ist ein Macher. Während die anderen Kandidaten laut darüber reden, was sie in naher Zukunft tun wollen, spricht der Republikaner über das, was er als Gouverneur erreicht hat. "Wir haben in Wisconsin die Gewerkschaften besiegt, die Vermögenssteuer gesenkt. Die Regeln für Abtreibung sind strenger und die Waffengesetze lockerer", ruft er stolz bei seinen Auftritten.
Es folgt jenes Argument, mit dem Walker das Weiße Haus erobern will: Er habe diese Schritte nicht nur gegen alle Widerstände durchgesetzt, sondern sei auch im Amt bestätigt worden. Wer den Bürgern erzkonservative Politik gut erkläre, gewinne auch in Bundesstaaten wie Wisconsin, in denen sonst nur Demokraten siegen, schwärmen seine Fans. Und diese werden immer mehr: Vor der ersten Fernsehdebatte der Republikaner ist in den Umfragen nur Polit-Clown Donald Trump beliebter.
Ein Dialog mit der Opposition wird nicht mehr geführt
Der 47-Jährige spricht ständig über seinen Feldzug gegen die Gewerkschaften, weil dies sein großer Trumpf ist: 2011, kurz nach seinem Wahlsieg, brachte er ein Gesetz ein, das die Gewerkschaften aus dem öffentlichen Dienst drängte. 100 000 Menschen demonstrierten vor dem Kapitol in Madison, drinnen im Parlament von Wisconsin kam es zu Tumulten. Die Gewerkschaften sammelten genug Unterschriften, um über Walkers Absetzung als Gouverneur abstimmen zu lassen. Doch der Republikaner triumphierte im Juni 2012 erneut - und baute Wisconsin weiter um.
Das Bild des unerschrockenen Konservativen, den nichts und niemand einschüchtert, taucht überall auf: Seine Autobiografie heißt ebenso "Unintimidated" (uneingeschüchtert) wie jener Wahlverein, der bereits 26 Millionen Dollar Spenden für seine Kandidatur gesammelt hat. Als Gouverneur verzichtete Walker auf 810 Millionen Dollar Fördergeld, um einen Schnellzug von Madison nach Chicago zu bauen - und er fordert, dass Sozialhilfe-Empfänger künftig Drogentests ablegen müssen. Wichtiger für Walkers präsidiale Ambitionen ist jedoch, dass Wisconsin seit Frühjahr 2015 ein "right to work"-Staat ist: Gewerkschaften dürfen auch in privaten Firmen nicht mehr von allen Angestellten Gebühren einsammeln. Dass so die Rücklagen der Gewerkschaften schmelzen, freut neben Unternehmerverbänden vor allem Charles und David Koch: Das libertäre Brüderpaar wird fast eine Milliarde Dollar investieren, damit ein Republikaner Barack Obama ablöst. Und Walker kann wohl mit vielen Koch-Millionen rechnen - erst am Wochenende war er neben Jeb Bush, Ted Cruz und Marco Rubio Stargast bei einer Veranstaltung der Milliardäre.
"Walker kennt nichts anderes als Politik, und er ist extrem diszipliniert", sagt Charles Franklin von der Marquette University. Er sei zwar nicht sehr charismatisch, aber stets "auf Sendung". Ihr Urteil hätten sich die Menschen längst gebildet: "Unseren Umfragen zufolge finden 86 Prozent der Republikaner Walker gut, unter Demokraten liegt seine Zustimmung bei acht Prozent."
Seit Jahren bleiben in Amerika Gleichgesinnte am liebsten unter sich, doch nirgends ist die Polarisierung extremer als in Wisconsin. Politikprofessor Franklin sieht in Walker zwar nicht den Auslöser dieser Spaltung, doch er ist überzeugt: "Niemand hat den Trend so früh erkannt und seine Politik so konsequent daran ausgerichtet. Dialog mit der Opposition findet nicht mehr statt." Torben Lütjen von der Uni Düsseldorf, der jahrelang in Wisconsin geforscht hat, ergänzt: "Walker will nicht die Unentschlossenen überzeugen, sondern die eigene Basis mobilisieren."