Geht es nach Joko Widodo und Prabowo Subianto, dann gibt es am Ergebnis der indonesischen Präsidentschaftswahl nichts zu deuteln: Noch während ausgezählt wird, erklären sich beide Kandidaten in Jakarta jeweils zum Sieger.
Doch wenige Stunden, nachdem die Wahllokale um acht Uhr europäischer Zeit geschlossen wurden, deutet viel auf einen knappen Sieg von Joko Widodo hin. Der als Favorit gehandelte Gouverneur von Jakarta kommt laut einer Nachwahlbefragung des Instituts CSIS auf 45,1 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Rivale, der frühere General Prabowo Subianto, erreicht demnach nur 42,2 Prozent. Auch nach ersten Stimmenauszählungen, die von den Wahlbehörden veröffentlicht wurden, erhielt Widodo mehr Stimmen als Subianto, das Ergebnis liegt bei etwa 53 zu 47 Prozent der Stimmen.
"Mandat des indonesischen Volkes"
Widodos Partei erklärte den 53-Jährigen daraufhin umgehend zum Wahlsieger. Der Politiker bedankte sich "beim ganzen indonesischen Volk und bei den Parteimitgliedern, die von morgens bis abends hart gearbeitet haben". Wenn sich die esten Ergebnisse bestätigen sollten, würde sich eine politische Wende in der drittgrößten Demokratie der Welt andeuten. Der meist nur "Jokowi" genannte Widodo gilt als erster Kandidat einer neuen Generation von Politikern, die als unbestechlich und unabhängig wahrgenommen werden.
Ex-General Prabowo Suwianto weigert sich allerdings, die Umfrage sowie die ersten Wahlergebnisse ernst zu nehmen. Sein Wahlkampfleiter sagte, nach eigenen Umfragen sei ihm der Sieg sicher. Suwianto und sein Vizekandidat Hatta Rajasa hätten bei der Abstimmung "die Unterstützung und das Mandat des indonesischen Volkes" erhalten.
Am Ende könnte das Verfassungsgericht entscheiden
Es könnte allerdings sein, dass die Präsidentschaftswahl in diesem Jahr so knapp ausgeht wie niemals zuvor in der Geschichte des Landes. Die Wahlkommission will das offizielle Ergebnis in etwa zwei Wochen vorlegen. Danach dürfen die Bewerber Einspruch beim Verfassungsgericht einlegen. Damit ist angesichts der erwarteten knappen Ausgangslage zu rechnen. Bis die Richter ihre Entscheidung fällen, dürften voraussichtlich noch einmal mehrere Wochen vergehen.
Der Zeitplan bis zum Machtwechsel im Präsidentenpalast könnte dennoch eingehalten werden. Bislang ist geplant, dass das neue Staatsoberhaupt im Oktober sein Amt antritt.
In Indonesien waren am Mittwoch 190 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Es ist das dritte Mal, dass der Präsident direkt gewählt wird. Für einen Sieg reicht die einfache Mehrheit. Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono durfte nach zwei Wahlperioden nicht erneut antreten.