Erst die einen, dann die anderen: Nach dem von der Muslimbruderschaft reklamierten Triumph bei der Präsidentenwahl in Ägypten hat ein Wahlkampfsprecher von Ahmed Schafik nun diesen zum Sieger erklärt. Der ehemalige Ministerpräsident unter Ex-Machthaber Husni Mubarak habe 51,5 Prozent der Stimmen auf sich vereint, sagte der Sprecher in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Aussagen der Muslimbruderschaft, wonach ihr Kandidat Mohammed Mursi die Wahl gewonnen habe, seien falsch. So habe Schafik rund 500.000 Stimmen mehr als Mursi bekommen, fügte Sarhan hinzu. Die Bekanntgabe des offiziellen Ergebnisses der Wahl vom vergangenen Wochenende wird für Donnerstag erwartet.
In der ersten Wahlrunde Ende Mai war Mursi mit 24,7 Prozent der Stimmen auf den ersten Platz vor Schafik gekommen, der 23,6 Prozent erhielt. Die beiden Kandidaten hatten Ägypten polarisiert: Viele fürchteten im Fall eines Siegs des früheren Luftwaffengenerals Schafik eine Rückkehr der alten Führungsriege. Ein Sieg des Islamisten Mursi erschien besonders religiösen Minderheiten und säkularen Kräften jedoch als kaum wünschenswerter, da sie in diesem Fall eine Islamisierung von Staat und Gesellschaft fürchten.
Ohnehin steht dem neuen Präsidenten unter Umständen ein Machtkampf mit dem Militär bevor. Der Oberste Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak im vergangenen Jahr die Kontrolle übernommen hatte, hat in einer Verfassungserklärung die Macht des Präsidenten deutlich begrenzt. Zugleich übertrug sie die Vollmachten des in der Vorwoche aufgelösten Parlaments auf die Militärführung. Grundsätzlich soll dem neu gewählten Präsidenten die Macht aber Ende des Monats übergeben werden.