Vor einer Woche war die Welt für Christian und Bettina Wulff noch in Ordnung. Sie war absolut in Ordnung. Diese Welt war fast schon aus Tausendundeiner Nacht. Und zwar wortwörtlich. Denn der Bundespräsident und seine Gattin hatten eine Nacht unter dem Himmel der arabischen Wüste verbracht. Die Wulffs waren im Zuge einer Auslandsreise via Helikopter des Sultans von Oman in das "1000-Nächte-Camp" gebracht worden, durften dort den Sonnenuntergang und ein Abendessen unter den Sternen genießen, schliefen dann in einer "Hütte" und bestaunten noch vor sechs Uhr am Morgen die Dünen. Erst danach reisten sie zurück zur deutschen Delegation in Maskat.
Sie lacht, er sinniert: Bundespräsident Christian Wulff und seine Ehefrau Bettina bei der Aufzeichnung des ZDF-Weihnachtskonzerts in der Wittenberger Schlosskirche.
(Foto: dpa)Von der "Expedition Romantik" schrieb anschließend die Bild am Sonntag, garniert mit dem schönen Bild sehr fröhlicher Wulffs in der Wüste. Perfekter geht es kaum für ein Präsidentenpaar, zu dessen Auftrag von Anfang an gehörte, nach den von Weizsäckers, Herzogs und Köhlers mal ein junges, dynamisches, schönes Couple abzugeben. Im Schloss Bellevue sollte zwar kein König, aber eine Art Königspaar residieren.
Eine Woche später ist davon nicht mehr die Rede. Am Dienstag berichtete Bild über einen umstrittenen Privatkredit, den Wulff im Herbst 2008 von der Gattin des befreundeten Unternehmers Egon Geerkens gewährt worden war. Es folgten erst eine nüchtern-juristische Pressemitteilung des Präsidialamtes, dann eine persönliche Erklärung des Präsidenten. Und obwohl ihm das zunächst Luft verschafft hatte, machen ihm widersprüchliche Äußerungen des Unternehmers zu dem Kredit an diesem Wochenende wieder schwer zu schaffen. Und das vor allem, weil sie auch Wulffs Version der Abläufe wieder in Frage stellen.
Erst großzügig, dann kritisch
Entsprechend hat eine zunächst großzügige Opposition mittlerweile einen kritischeren Kurs eingeschlagen. Bestes Beispiel ist Thomas Oppermann, Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Nach Wulffs Erklärung lobte er die Einlassungen des Staatsoberhaupts, zollte ihm Respekt und erklärte, jeder Mensch mache Fehler. Nach den widersprüchlichen Aussagen von Egon Geerkens, zitiert im Spiegel, spricht Oppermann nun davon, dass das Amt und die Glaubwürdigkeit des Bundespräsidenten beschädigt werde. Und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles fordert, Wulff müsse nun "sehr schnell und wirklich offensiv alles auf den Tisch packen". Ansonsten müsse er darüber nachdenken, ob er "weiter ein Vorbild in Deutschland sein kann."
Nun muss man festhalten, dass es der Opposition in Berlin kaum gelingen könnte, einen Bundespräsidenten mit auch noch so harscher Kritik zu stürzen. Deutlich unangenehmer wird es, wenn jene, die ihn im Sommer 2010 wählten, von ihm abrücken sollten. Das passiert bislang nicht. Offiziell steht die schwarz-gelbe Koalition weiter hinter ihm, allen voran Kanzlerin Angela Merkel. Der Grund dafür ist freilich ein egoistischer. Denn nichts kann die Kanzlerin und ihr immerwährend kriselndes Regierungsbündnis derzeit weniger gebrauchen als eine erneute Kandidatensuche mit einer Abstimmung in der Bundesversammlung, von der wirklich niemand sagen könnte, wie sie angesichts knapper Mehrheitsverhältnisse enden würde.