Präsident Manuel Zelaya:Heimkehr nach Honduras

Der gestürzte Präsident von Honduras ist am Montag überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Wie das Putsch-Regime darauf reagiert, ist noch unklar.

P. Burghardt

Der gestürzte Präsident von Honduras ist am Montag überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Am Nachmittag meldete Manuel Zelaya, er sei am Morgen in der Hauptstadt Tegucigalpa eingetroffen, 86 Tage nach dem Putsch gegen ihn. "Ich bin hier in Tegu-cigalpa, zur Wiederherstellung der Demokratie", sagte Zelaya dem Fernsehsender Canal 36. Im Kanal Telesur rief er zum "nationalen und internationalen Dialog" auf, man müsse auf dem Wege des Respekts wieder "zur Souveränität des Volkes" gelangen.

Putschistenführer Roberto Micheletti widersprach den Nachrichten, doch die USA und Venezuela bestätigten seine Heimkehr. Erst hieß es, Zelaya halte sich in der Niederlassung der Vereinten Nationen auf. Dann berichtete die Regierung Brasiliens, er sei in ihrer Botschaft. Zelaya wollte am Abend Einzelheiten bekanntgeben.

Unklar war bis zuletzt, wie das Putsch-Regime reagieren würde. Micheletti hatte dem legitimen Staatschef die sofortige Verhaftung angekündigt, sollte er das mittelamerikanische Land betreten. Der bis 2010 gewählte Linkspolitiker Zelaya aus der Liberalen Partei war am 28. Juni von Soldaten aus seiner Residenz gezerrt und nach Costa Rica verschleppt worden, als er eine Volksbefragung über eine Reform der Verfassung durchführen wollte, die seine Wiederwahl ermöglichen sollte.

Die rechtskonservativen Putschisten werfen ihm Verfassungsbruch und Korruption vor, der vormalige Parlamentspräsident Micheletti übernahm die Macht. Zelaya befand sich seither im Zwangsexil, zuletzt im Nachbarland Nicaragua. USA, Europä-ische Union, UN und lateinamerikanische Staaten forderten von Anfang an seine Wiedereinsetzung. Versuche, Honduras mit dem Flugzeug und zu Fuß zu erreichen, scheiterten oder wurden abgebrochen. Nun gelang es auf geheimem Wege.

Zelaya sei "zwei Tage lang über Land, Berge und Flüsse" gereist und habe "sein Leben riskiert", verriet der venezolanische Präsident Hugo Chávez, Verbündeter Zelayas. In Caracas sagte Chávez: "Die Putschisten sollen Zelayas Leben und Würde respektieren und ihm die Macht zurückgeben." Er habe "tausend Hindernisse überwunden", sagte Zelaya.

Widerpart Micheletti behauptete, Zelaya sei nicht in Honduras, sondern "in einer Hotelsuite in Nicaragua". Er war von der Entwicklung offensichtlich verblüfft und verhaspelte sich bei seiner ersten Stellungnahme. Micheletti sprach von "Propaganda" und "Medienterrorismus". Es werde mit den Meldungen nur versucht, Menschenmengen zusammenzutreiben. Tatsächlich versammelten sich Tausende Anhänger Zelayas vor dem UN-Gebäude, bis sich herumsprach, dass sich der Heimkehrer in der Vertretung Brasiliens befinde. Bauernführer Rafael Alegría, der wie andere Zelaya-Anhänger von der Micheletti-Riege verfolgt worden war, rief zu Demonstrationen für den Präsidenten auf.

Von einem Polizei- oder Militäreinsatz war zunächst keine Rede. In der spanischsprachigen Ausgabe von CNN sagte Zelaya, er stehe unter dem Schutz des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Lula hatte sich stets für seine Rückkehr eingesetzt. Michelettis Regierung ist weltweit isoliert und wurde mit Sanktionen belegt. Micheletti bekam von den USA kein Visum und darf nicht an der UN-Generalversammlung in dieser Woche in New York teilnehmen. Auch die für November geplanten Präsidentschaftswahlen wollten die meisten Staaten nicht anerkennen.

Zelaya verkündete in ersten Kurzinterviews, seine Strategie sei "friedlich", er habe die Rückkehr ohne Gewalt geschafft. Er rief zur Ruhe auf und dankte der internationalen Gemeinschaft für die Unterstützung. "Ein Staatsstreich löst nie die Probleme eines Landes", sagte er, man brauche eine Debatte. Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, wollte am Dienstag in Honduras vermitteln.

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