Tausend Zimmer, Wände aus rotem und grünem Granitstein, Verzierungen im "osmanischen Stil" - türkische Medien beschreiben den neuen Amtssitz des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Prachtbau. "Ak-Saray" nennen die Türken das Gebäude in der Hauptstadt Ankara: "Weißer Palast". 2014 eröffnete der Staatschef seinen protzigen neuen Amtssitz.
Bis zuletzt hatten Arbeiter an dem Gebäude letzte Handgriffe verrichtet. Insgesamt verfügt der Palast über eine Innenfläche von etwa 200 000 Quadratmetern - die Kosten sollen bei etwa 350 Millionen US-Dollar liegen.
Eigentlich wollte Erdogan seinen neuen Amtssitz am 28. Oktober 2014 - zum türkischen Nationalfeiertag - mit Gästen eröffnen. Doch nach dem Grubenunglück in der Südtürkei sagte der Präsident den Empfang ab. Trotzdem zeigte sich Erdogan mit führenden Vertretern des Staats in seinem Palast.
Erdogan ließ sowohl den damaligen Premierminister Ahmet Davutoglu (Mitte) als auch den Generalstabschef der Armee Necdet Ozel antreten. Oppositionspolitiker hatten ohnehin angekündigt, die Veranstaltung zu boykottieren. Ihrer Meinung nach ist das gesamte Gebäude großspurig - und illegal.
Erdogan begrüßte auch Diplomaten bei der Zeremonie. 2011 begannen die Bauarbeiten auf einem unter Naturschutz stehendem Waldstück im Westen Ankaras.
Das Gelände gehörte nach Angaben der Architektenkammer in der Hauptstadt einst Mustafa Kemal Atatürk, dem Gründer der türkischen Republik. Er überließ es 1937 dem Staat. Mehrere Gerichte verhängten der Architektenkammer zufolge seit 2011 einen Baustopp. Noch 30 Klagen sollen anhängig sein, Umweltschützer beklagen die Zerstörung der Natur, 91 000 Quadratmeter Wald sollen für die Anlage geopfert worden sein. Doch Erdogan ignorierte die Urteile - und ließ weiterbauen.
Beim Baustart 2011 soll das Gebäude noch den Namen "Dienstgebäude des Ministerpräsidenten" getragen haben - damals Erdogan noch Regierungschef. Seit seiner Wahl zum Staatspräsidenten heißt das Gebäude "Präsidentenpalast".