Wladimir Putin hat es wieder getan: Alle Jahre wieder inszeniert sich der russische Präsident als starker Mann.
Nun verbreitet der Kreml Aufnahmen, die den ehemaligen KGB-Offizier in Tarn-Kleidung mit Hut und Sonnenbrille in Sibirien zeigen.
Zusammen mit Verteidigungsminister Sergei Shoigu nahm sich Putin zu seinem 67. Geburtstag eine Auszeit und machte eine Wanderung - Pilzbestimmung inklusive.
Auch dieses Jahr ist unter den Outdoor-Bildern wieder ein Klassiker von Putin: Der Präsident mit Fernglas.
Überraschender wirkt da schon dieses Bild: Während Putin in vergangenen Jahren eher Angel und gefangene Fische in die Kamera hielt, posiert er nun mit Beerensträußchen.
Schon im Sommer 2018 verbreitete der Kreml Aufnahmen, die den ehemaligen KGB-Offizier in Outdoor-Kleidung mit Hut und Fernglas zeigen. Auch diese Wildnis-Fotos entstanden im Rahmen eines Kurzurlaubs in der Region Tuva.
Putin, hier ganz leger an Bord eines Bootes auf einem sibirischen See, kennt die Macht der Bilder sehr gut. So tanzte er wenige Wochen zuvor auf der Hochzeit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl mit der Braut, die sich am Ende mit einem tiefen Knicks bedankte. Die ganze Welt sah diese Szenen - dank des russischen Senders Russia Today (RT), dessen Mitarbeiter Putin mitgenommen hatte.
So bleibt bei Putins Urlaubsfotos meistens offen, ob der Kremlchef tatsächlich zur Entspannung anreiste, oder aber eigens für die Fotos gekommen war.
Der russische Präsident gab sich schon in früheren Jahren als Naturfreund - zumindest vor der Kamera. Anfang Oktober 2017 besuchte Wladimir Putin eine Station für die vom Aussterben bedrohten ...
... Przewalski-Pferde im Süden des Ural. Er gab den Tieren Futter und "führte sie bei Sonnenuntergang aus einer Umzäunung in die Steppe", wie es in Agenturberichten heißt. Aus der Umzäunung in die Freiheit führen - das ist wohl das Bild, das Putin von sich ...
... und Mütterchen Russland hat. Pferde spielen dabei eine wichtige Rolle. Das vielleicht bekannteste - und am meisten belächelte - PR-Foto Putins stammt aus dem Jahr 2009, als er mit blanker Brust durch die Landschaft Sibiriens ritt.
2015 nutzte er einen Besuch auf der Halbinsel Krim zu einem Tauchgang im Schwarzen Meer. Der Präsident stieg in einem Forschungs-U-Boot zu einem Wrack aus dem 11. Jahrhundert ab. Die Überreste des wohl byzantinischen Schiffs seien faszinierend, sagte Putin. Faszinierend ist aber auch, wie sich der Kremlchef vor der Kamera inszeniert.
Zum Beispiel: Putin als römischer Imperator - russische Kosaken hatten ihm als solchen ein Denkmal gesetzt. Er sei ein Vorbild an Männlichkeit, sagte damals ein Vertreter. Zwar ward Putin noch nie in Römersandalen gesichtet, doch in den Jahren seiner Präsidentschaft hat er durchaus bewiesen, dass er grundsätzlich alles kann.
Natürlich auch sehr gut Schlittschuhfahren. 2015 spielte er gemeinsam mit in die Jahre gekommenen Eishockeystars - und schoss nach offiziellen Angaben acht Tore für sein Team.
Allein in Sankt Petersburg: Mit einem einsamen Trauermarsch durch eine abgesperrte Straße von Sankt Petersburg hatte Putin im August 2013 beißenden Spott in zahlreichen Blogs auf sich gezogen. Zuvor war sein Judo-Trainer aus Kindheits- und Jugendtagen beigesetzt worden. Nachdem der Kremlchef Abschied von seinem "aufmerksamen Mentor" genommen hatte, schickte er die auf ihn wartende Limousine weg und lief allein durch eine breite Straße seiner Heimatstadt. Verfolgt wurde er von Personenschützern und einem Kamerateam.
Putin hat im Urlaub auch mal einen Hecht gefangen, der angeblich 20 Kilo wiegen sollte. War das vielleicht ein bisschen geschummelt? Der frühere stellvertretende Ministerpräsident unter Boris Jelzin, Alfred Koch, zweifelte an der Gewichtsangabe. Als passionierter Angler schrieb er auf seiner Facebookseite, dass der Hecht lediglich 12 bis 13 Kilo wiegen kann.
Der Präsident hat schon vor längerer Zeit zugegeben, dass seine Abenteuer teilweise für die russische Presse gestellt werden. In einem Interview mit der russischen Journalistin und Putin-Gegnerin Mascha Gessen, erklärte er, dass zum Beispiel der Schneeleopard, den er 2011 in die Freheit entließ, extra für ihn gefangen worden sei. "Am wichtigsten ist doch, dass die Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt wird", sagte Putin. In dem Gespräch gestand er aber ein, dass einige seiner PR-Aktionen etwas überzogen waren. Putin hatte die Journalistin damals zu sich in den Kreml eingeladen, nachdem sie von ihrem Arbeitgeber, einem Reisemagazin, gefeuert worden war. Sie wollte nicht über Putins Flug mit Kranichen berichten. Aber auch russischen Bloggern war die Aktion damals zu viel. Im Internet kursieren bis heute satirische Bildmontagen des abgehobenen Superpräsidenten.
Der Kranichflug war der bisherige Höhepunkt einer langen Reihe von PR-Aktionen Putins. Nebendarsteller sind meistens Tiere. Diesem Eisbären legt er ein GPS-Halsband um. Das Tier soll Umweltschützern zufolge vorher gefangen und betäubt worden sein.
2008 ging der Präsident auf die Pirsch und erlegte eine fünfjährige Tigerin mit dem Betäubungsgewehr, um ihr ebenfalls ein GPS-Halsband umzulegen.Tierschützer äußerten schon damals Zweifel an der Echtheit der Aktion. Der Tiger sei aus einem Zoo herangeschafft worden, hieß es. Wo der Tiger herkam, sagte Putin in dem Gespräch mit Mascha Gessen nicht. Allerdings sehe er ein, dass die Aktion übertrieben war. "Aber ich habe mir ernsthaft Gedanken um die Tiger in der Region gemacht", sagte er.
Es geht auch ohne Tiere. Mitte August 2011 ließ sich Putin, damals Ministerpräsident, bei einem Tauchgang an der Meerenge von Kertsch filmen. Zufällig brachte er dabei alte Amphoren an die Oberfläche. Zufall? Nein. Bereits kurz danach konnte Putin nachgewiesen werden, dass auch dies gestellt war. Er selbst bestätigte dies im Gespräch mit der Journalistin: "Natürlich war das gestellt. Die sind dort platziert worden", sagte er. Dass sich die Leute über diesen PR-Gag aufregten, kann er im Nachhinein nicht verstehen: "Da lernen sie doch was über Geschichte."
Tierisch beliebt: In einem Geschenkeladen in Moskau drappiert ein Mitarbeiter T-Shirts mit Putins Konterfei. Zur Auswahl gibt es unterschiedliche Motive, etwa das Time-Magazin mit ihm auf dem Titelblatt, oder aber Putin, der einen Bären zähmt.