Süddeutsche Zeitung

Powell über Irak-Rede vor UN-Sicherheitsrat:"Schandfleck meiner Karriere"

Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell hatte im Februar 2003 den Einmarsch im Irak mit Saddams angeblichen Massenvernichtungswaffen gerechtfertigt. Das stellte sich später als unhaltbar heraus. Er fühle sich deswegen "furchtbar" sagte Powell jetzt in einem Interview.

In einem Interview mit dem Fernsehsender ABC bedauerte Powell jetzt erstmals seinen Auftritt vor dem UN-Gremium.

Powell hatte im Februar 2003 die Vereinten Nationen über die angeblich existierenden irakischen Massenvernichtungswaffen und die daraus resultierenden Bedrohung der Welt durch das Regime von Saddam Hussein informiert.

"Es ist schmerzlich"

Dies sei ein "Schandfleck" in seiner Karriere, betonte Powell. Schließlich sei er es gewesen, der für die Vereinigten Staaten der Welt diese Argumentation präsentiert habe. Das werde immer Teil seines Lebenslaufes sein. "Es war schmerzlich. Es ist jetzt schmerzlich", sagte Powell in dem Interview, das am Freitagabend ausgestrahlt werden soll.

Powell hatte Satelliten-Fotos von angeblichen Lastwagen mit mobilen Biowaffen-Labors vorgeführt.

Er nahm den damaligen Chef des Geheimdienstes CIA George Tenet in Schutz. Tenet habe die Informationen geglaubt, sagte Powell. Das Geheimdienstsystem habe jedoch nicht gut funktioniert. "Es gab Leute beim Geheimdienst, die zu der Zeit wussten, dass einige der Quellen nicht verlässlich waren, und sie haben nichts gesagt. Das hat mich vernichtet," sagte der Exminister.

Kritik an Nachkriegs-Chaos

Ihm seien "keine Belege" für einen Zusammenhang zwischen dem Irak unter dem damaligen Präsidenten Saddam Hussein und den Terroranschlägen bekannt geworden, die am 11. September 2001 in den USA verübt wurden, sagte Powell.

Ungeachtet dessen sei er "froh", dass Saddam Hussein nicht mehr im Amt sei.

Über die Entwicklungen nach dem Sturz Saddam Husseins äußerte Powell sich skeptisch. Die USA hätten die Verpflichtung, den Irak als Gesamtstaat zu erhalten. Dafür müssten die Sunniten in den politischen Neuaufbau einbezogen werden. Es dürfe nicht passieren, dass sich "ein Mini-Staat im Norden, ein größerer Mini-Staat im Süden und eine Art Nichts in der Mitte" herausbilde.

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AP/AFP/dpa
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