Powell-Plan für Irak:"Das könnte der Beginn einer Lösung sein"

Lesezeit: 2 min

Der von US-Außenminister Powell vorgelegten Zeitplan für den Nachkriegs-Irak ist von den EU-Außenministern mit Interesse, aber auch mit Skepsis aufgenommen worden. Im Irak stürmten US-Soldaten unterdessen bei einer Großrazzia in Tikrit die so genannte "Panzerfaust-Allee".

"Das könnte der Beginn einer Lösung sein", sagte der niederländische Außenminister Jaap de Hoop Scheffer am Rande des Treffens mit seinen EU- Amtskollegen am Montag in Brüssel.

"Wir sind aber noch nicht da", schränkte De Hoop Scheffer ein, der am 1. Januar neuer Nato-Generalsekretär sein wird. Bundesaußenminister Joschka Fischer sagte, der Plan Powells müsse erst im Detail geprüft werden.

Powell hatte Ende vergangener Woche angekündigt, die USA wollten dem Provisorischen Regierungsrat des Irak eine Frist von sechs Monaten für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung geben. Wahlen sollten im kommenden Jahr abgehalten werden.

Die EU-Minister hoben in einer Erklärung die Notwendigkeit eines "realistischen Zeitplans" für die Übergabe der politischen Verantwortung an die Iraker hervor, gaben jedoch keine konkreten Fristen vor. Darauf dringt vor allem Frankreich.

Die EU verurteilte in scharfen Worten die Terroranschläge im Irak, die das Leben von vielen unschuldigen Menschen gekostet hätten. Die Vereinten Nationen sollten eine "wichtige Rolle" beim Wiederaufbau des Landes spielen.

Die US-Armee hat bei einer Razzia in Tikrit am frühen Montagmorgen mehr als 20 Häuser gestürmt. Die Häuser liegen in einem Straßenzug, den die US- Soldaten "Panzerfaust-Allee" nennen, weil sich ihre Bewohner am bewaffneten Widerstand gegen die Besatzungsmacht beteiligen.

Nach Angaben der US-Armee kam es nur zu wenigen Festnahmen. Soldaten vermuteten, dass einige der 200 ebenfalls an der Razzia beteiligten irakischen Polizisten die Bewohner der zur Durchsuchung vorgesehenen Häuser gewarnt hatten. Am Vortag hatten US-Soldaten in El Audscha, dem Geburtsort von Saddam Hussein in der Nähe von Tikrit, ein großes Waffenversteck entdeckt.

Nach Angaben arabischer TV-Sender gerieten US-Soldaten am Montag erneut in den westirakischen Ortschaften Falludscha und El Chalidija unter Beschuss. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die US-Armee transportierte allerdings mindestens zwei zerstörte Fahrzeuge ab.

Unterdessen räumte die jordanische Regierung ein, dass unter den Gefangenen, die von den Koalitionstruppen in der südirakischen Hafenstadt Umm Kasr festgehalten werden, auch "mehrere Dutzend" Jordanier sind. Im März waren kurz vor Kriegsbeginn Hunderte von Jordaniern in den Irak eingereist, um gegen die Amerikaner und Briten zu kämpfen. Mehr als 20 von ihnen sollen dabei umgekommen sein.

In Los Angeles protestierten am Sonntag rund 3000 Demonstranten gegen die US-Verwaltung in Irak und forderten einen Abzug der amerikanischen Truppen.

Die USA müssten sich zurückziehen und den Vereinten Nationen die Verantwortung übergeben, erklärte der demokratische Präsidentschaftsbewerber Dennis Kucinich auf der Kundgebung. Auch in San Francisco, Boston und in Vancouver in Kanada gingen Demonstranten auf die Straße. In mehreren europäischen Städten hatten am Wochenende tausende Menschen den Abzug der amerikanischen und britischen Besatzungstruppen aus Irak gefordert.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: