BrandenburgParteilose Aubel wird Potsdams neue Oberbürgermeisterin

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Fast drei Viertel aller Stimmen sind auf Noosha Aubel (parteilos) entfallen, damit regiert künftig erstmals nach der Wende eine Frau im Potsdamer Rathaus.
Fast drei Viertel aller Stimmen sind auf Noosha Aubel (parteilos) entfallen, damit regiert künftig erstmals nach der Wende eine Frau im Potsdamer Rathaus. (Foto: Michael Bahlo/dpa)

Die dominierende Kraft in der Landeshauptstadt war bisher die SPD. Jetzt aber verliert sie den Chefposten im Rathaus. Die Siegerin der Stichwahl hat einst für den von den Bürgern abgesetzten OB Schubert gearbeitet.

Die SPD verliert den Chefposten im Potsdamer Rathaus: In der Stichwahl setzte sich die parteilose Kandidatin Noosha Aubel am Sonntag mit großem Abstand gegen ihren sozialdemokratischen Gegenkandidaten Severin Fischer durch. Laut dem vorläufigen Endergebnis holte sie 72,9 Prozent der Stimmen. Damit wird die Landeshauptstadt Brandenburgs erstmals seit der Wende von einer Frau regiert.

Für die Sozialdemokraten ist das eine herbe Niederlage. Sie sind in Potsdam die stärkste kommunalpolitische Kraft und stellten seit der Wende immer den Oberbürgermeister – zuletzt in Gestalt von Mike Schubert.

Dieser war im Mai bei einem Bürgerentscheid mit großer Mehrheit abgewählt worden – infolge von Vorwürfen des Amtsmissbrauchs gegen ihn, in Potsdam spricht man von der „VIP-Ticket-Affäre“. Aubel war im Jahr 2017 von Schubert zur Verwaltungsleiterin für Bildung, Jugend, Kultur und Sport gemacht worden. Als die Vorwürfe gegen ihn laut wurden, bat sie ihn um ihre Entlassung und zog nach Flensburg, wo sie Bildungsdezernentin wurde. Nun kehrt sie zurück nach Potsdam.

Auch den ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte Aubel für sich entschieden: Da entfielen 34,0 Prozent der Stimmen auf sie, Fischer bekam als Zweitplatzierter 16,9 Prozent.

Severin Fischer (SPD) und die parteilose Noosha Aubel (rechts) nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen.
Severin Fischer (SPD) und die parteilose Noosha Aubel (rechts) nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen. (Foto: Carsten Koall/dpa)

Die 49-Jährige warb als überparteiliche Kandidatin für sich, während die SPD vor „grünen Experimenten“ mit Aubel warnte. Sie wurde unter anderem von den Grünen, der Partei Volt oder der Gruppe „Die Andere“ unterstützt. Zuletzt schalteten sich auch der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der in Potsdam lebende Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz in den Wahlkampf ein und warfen Aubel beispielsweise vor, eine komplett autofreie Innenstadt anzustreben. Sie entgegnete, das stimme nicht – sie wolle eine autoarme Stadt.

Auch in Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt gewinnen Parteilose

Bei den zwei weiteren Stichwahlen in Brandenburg verloren jeweils die Kandidaten der rechten AfD: In Frankfurt (Oder) bekam der parteilose Axel Strasser 69,8 Prozent der Stimmen, der AfD-Kandidat Wilko Möller kam auf 30,2 Prozent. In Eisenhüttenstadt konnte die SPD feiern: Hier regiert künftig der von ihr nominierte Parteilose Marko Henkel. Er überzeugte 57,0 Prozent der Wähler von sich, Maik Diepold (AfD) 43,0 Prozent.

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SZ PlusVon Meredith Haaf

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