Poststreik:Arbeitskampf ist Kampf

Verdi streikt, die Post hält mit Aushilfen dagegen.

Von Detlef Esslinger

Wie Manager der Deutschen Post vor einigen Wochen Druck auf befristet Beschäftigte ausübten, damit die sich nicht am Streik beteiligten - das war verwerflich. Und es bleibt vorerst das Geheimnis des Arbeitsgerichts Bonn, weshalb der Einsatz von Beamten als Streikbrecher rechtmäßig sein soll, obwohl das Bundesverfassungsgericht dies schon 1993 verboten hat. Aber dass die Post auch auf Leiharbeiter und auf Werkvertragler zurückgreift, dass sie diese Mitarbeiter am Sonntag Pakete zustellen ließ - was soll daran anstößig sein?

Sie bewegt sich damit auf Basis der gültigen Gesetze. Völlig in Ordnung, wenn die Gewerkschaft Verdi mit Alarmbriefen an die Arbeitsminister der Länder versucht, diese für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. So etwas gehört zu jeder öffentlichen Auseinandersetzung. Absolut nicht in Ordnung ist jedoch, wie leicht sich der Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen instrumentalisieren lässt. Der Mann, früher der DGB-Chef in dem Land, erklärte am Montag erstens, ein Bußgeld gegen die Post zu erwägen und zweitens auf Aufklärung zu setzen. Was für eine Reihenfolge ist das denn?

Im Arbeitskampf ist das Wort "Kampf" enthalten. In einem Kampf ist es recht normal, dass nicht nur einer der Kämpfer kämpft, sondern alle beide. Verdi streikt, die Post hält mit Aushilfen dagegen. Unabhängig von der Frage, wem man zuneigt: Das eine ist so legitim wie das andere.

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