Süddeutsche Zeitung

Portrait:Idi Amin - "Schlächter von Afrika"

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Den traurigen Ruf Afrikas als ein Kontinent des Blutvergießens und der Rückständigkeit hat kaum ein Diktator so überzeugend gefördert wie der "Schlächter von Afrika" - Idi Amin. An den Händen des einstigen Despoten, der sich 1971 in Uganda an die Macht putschte, klebt das Blut hunderttausender Menschen.

Nicht einmal vor seinen eigenen Ministern oder Geistlichen machten die Todesschwadronen Amins Halt. Während seiner achtjährigen Herrschaft kamen vermutlich mehr als 400.000 Menschen ums Leben. Zudem stürzte Amin die einst florierende Wirtschaft seines Landes in den Ruin.

Das genaue Geburtsdatum von Amin ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde er zwischen 1924 und 1925 im nordwestlichen Koboko, nahe der Grenzen zum jetzigen Kongo und Sudan, in den moslemischen Stamm der Kakwa geboren.

1946 trat Amin, der wegen seiner mächtigen Statur auch "Big Daddy" gerufen wurde, der britischen Kolonialarmee "King's African Rifles" (KAR) bei. Von 1952 bis 1956 wirkte er an der brutalen Niederschlagung der Mau-Mau-Revolte im benachbarten Kenia mit.

Nach Ugandas Unabhängigkeit von Großbritannien ernannte Premierminister Milton Obote den früheren nationalen Boxmeister im Schwergewicht zunächst zum Hauptmann und dann zum Oberst, 1963 wurde er stellvertretender Armeechef. 1966 verhalf Amin seinem Förderer Obote durch seine Unterstützung bei einem Staatsstreich gegen König Fredrick Muteesa an die Macht.

Obote schaffte umgehend die Verfassung und die ugandischen Königreiche ab und machte seinen Schützling zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Nachdem sich die Beziehung der beiden Männer zunehmend verschlechterte, nutzte Amin 1971 den Auslandsaufenthalt Obotes bei einer Commonwealth-Konferenz für einen Putsch. Westliche Länder begrüßten dies wegen Obotes pro-kommunistischer Haltung zunächst.

Aber schon ein Jahr nach der Machtübernahme wies Amin etwa 80.000 im Land lebende Inder und Juden aus, um "die Wirtschaft wieder in afrikanische Hände zu geben". Die Eingebung zu diesem Schritt habe ihm "Gott in einem Traum" gemacht, beteuerte der Diktator. Viele einst von Asiaten geleitete Unternehmen gingen in den Besitz von Amins Clique über, die mit deren Führung offenbar überfordert war und zahlreiche Firmen pleite gehen ließ.

Der bizarre Machtwahn Amins nahm kein Ende: 1975 verlieh er sich selbst den Doktortitel in Rechtswissenschaften an der Universität Makerere, ernannte sich zum Feldmarschall und ließ sich zum Präsidenten auf Lebenszeit küren. Zudem dekorierte er sich selbst mit Auszeichnungen wie dem Victoria-Kreuz und zahlreichen anderen militärischen Orden.

Auch auf internationalem Parkett sorgte Amin für Aufsehen. Vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen hielt er eine Rede im lokalen Dialekt Luganda. Die englische Sprache verschleiere den Kolonalismus, begründete er seine Aktion.

Als palästinensische Terroristen 1976 ein Flugzeug mit israelischen Geiseln entführten, ließ Amin den Jet auf dem Flughafen von Entebbe landen. Bei der Befreiungsaktion durch eine israelische Kommando-Einheit kamen neben allen Entführern auch einige ugandische Soldaten sowie in der Spezialeinheit Jonathan Netanjahu, der Bruder des späteren israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, ums Leben.

Ende 1978 hielt es Amin nicht mehr innerhalb der ugandischen Staatsgrenzen. Er startete einen Angriff gegen Tansania. Der südliche Nachbar schlug mit der Hilfe von Exil-Ugandern zurück und eroberte nach anfänglichen Rückschlägen die ugandische Hauptstadt Kampala. Amin floh über Libyen nach Saudi-Arabien, wo er sich beschützt durch islamische Solidarität und im Kreis von rund 25 seiner 50 Kinder einen ausschweifenden Lebenstil leisten konnte.

Nach mehreren Wochen auf der Intensivstation im König-Faisal-Krankenhaus von Dschiddah starb Amin am Samstagmorgen.

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