Porträt einer Herrscherfamilie:Mugabe und seine Frauen

Porträt einer Herrscherfamilie: Im Februar feierte Simbabwes Präsident Robert Mugabe seinen 93. Geburtstag. Seine Frau Grace soll das fast zwei Millionen Euro teure Fest initiiert haben.

Im Februar feierte Simbabwes Präsident Robert Mugabe seinen 93. Geburtstag. Seine Frau Grace soll das fast zwei Millionen Euro teure Fest initiiert haben.

(Foto: Tsvangirayi Mukwazhi/AP)
  • Die Lage Simbabwes wurde auch von der familären Situation des Präsidenten Mugabe beeinflusst.
  • First Lady Grace Mugabe und ihre Söhne machten vor allem durch Ausschweifungen und Unflätigkeiten auf sich aufmerksam.
  • Mugabes verstorbene erste Ehefrau Sally Mugabe dagegen war politisch engagiert und hatte sich für Leprakranke und andere Benachteiligte eingesetzt.

Von Jasmin Siebert

37 Jahre lang regierte Robert Mugabe Simbabwe. Nun hat das Militär die Macht übernommen und den mit 93 Jahren bis dato ältesten Staatschef der Welt unter Hausarrest gestellt. Und mit ihm seine 52-jährige Ehefrau Grace. Mugabe wollte sie zur Vizepräsidentin und damit wohl nach seinem Tod zur Präsidentin machen. Viele in Simbabwe dürften aufatmen, dass der Aufstieg von Mugabes zweiter Ehefrau vereitelt worden ist.

Mugabes erste Ehefrau war politisch engagiert und beliebt in Simbabwe

Womöglich würde Simbabwe heute anders aussehen, wäre Mugabes erste Ehefrau 1992 nicht mit nur 60 Jahren an Nierenversagen verstorben. 1958 hatten sich Sally Francesca Hayfron und Robert Mugabe kennengelernt, an einem College in Ghana, an dem sie beide unterrichtet hatten. Drei Jahre später heirateten sie. Ihr einziger Sohn starb früh. Damals hieß ihre Heimat noch Südrhodesien und war eine britische Kolonie, später erklärte sich das Land als Republik Rhodesien mit einer weißen Minderheitsregierung einseitig für unabhängig. Sally Mugabe mobilisierte rhodesische Frauen dagegen und wurde dafür verurteilt. Nach der Haft ging sie ins Exil nach London, wo sie für die Freilassung anderer politischer Gefangener kämpfte.

Als das Land unter dem Namen Republik Simbabwe 1980 mit einer schwarzen Mehrheitsregierung endgültig unabhängig wurde, kehrte Sally Mugabe mit ihrem Mann, der zunächst Premierminister wurde, in die Heimat zurück. Sie gründete das Zimbabwe Child Survival Movement und war Präsidentin der Leprakranken-Gesellschaft von Simbabwe. Frühere Weggefährten beschreiben sie als eine durch und durch engagierte Politikerin, die geachtet und beliebt in Simbabwe war. Sie soll die Einzige gewesen sein, die sich traute, ihrem Mann die Meinung zu sagen. Die Gesundheits- und Bildungsprogramme und die kluge soziale Wirtschaftspolitik, mit der Mugabe in den 1980er Jahren sein Land voranbrachte, dürften mindestens zum Teil ihr zu verdanken sein.

Nach Sally Mugabes Tod wurde öffentlich, dass ihr Mann bereits seit Jahren eine Liebschaft und Kinder mit seiner Sekretärin Grace hatte. Geboren wurde sie als Grace Ntombizodwa Marufu in einem Dorf 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare. Sie machte eine Ausbildung zur Sekretärin, heiratete in jungen Jahren einen Militärpiloten und hatte einen Sohn mit ihm. Als Schreibkraft arbeitete sie für Mugabe, wurde seine Geliebte und bekam drei Kinder von ihm: Tochter Nyepudzai Bona, 27, sowie die beiden Söhne Robert Peter junior, 25, und Chatunga Bellarmine, 20. 1996 fand die Hochzeit statt, die über sechs Millionen US-Dollar gekostet haben soll.

Mugabes Politikstil wandelte sich in den 1990er Jahren grundlegend, er mutierte mehr und mehr zum Alleinherrscher und stürzte sein Land in tiefe Krisen. Und Grace Mugabe scherte sich als First Lady nicht um das Wohlbefinden der Bevölkerung. Dementsprechend verhasst war sie. Weil sie immer wieder durch luxuriöse Shoppingtouren auf sich aufmerksam machte, wurden ihr die Spitznamen "First Shopper" und "Gucci-Grace" verpasst. Auch soll sie in allerlei Schmuggelgeschichten um Diamanten und Platin verwickelt sein.

Erst 2014 begann Grace Mugabe, sich politisch zu engagieren. In nur wenigen Monaten erwarb sie auf fragwürdige Weise einen Doktortitel in Soziologie an der Universität von Simbabwe, der ihr Mann als Kanzler vorsteht. Im selben Jahr wurde sie auch Vorsitzende der Frauenliga der Zanu-PF, Simbabwes herrschender Partei. Oppositionelle Medien betrachteten dies bereits als Vorbereitung für die Machtübernahme nach dem Tod ihres Mannes.

Im August dieses Jahres sorgte Grace Mugabe für Schlagzeilen, weil sie einem 20-jährigen Fotomodell eine Tischlampe an den Kopf geworfen und mit einem Verlängerungskabel auf sie eingeprügelt haben soll. Die junge Frau erlitt eine Platzwunde auf der Stirn und zeigte die Präsidentengattin an.

"Gucci-Grace" und ihre Söhne leben ein ausschweifendes Leben

Abgespielt hatte sich der Vorfall in Johannesburg, wo die Mugabe-Söhne offiziell studieren. Inoffiziell feiern sie vor allem Partys und leben ein ähnlich ausschweifendes Leben wie ihre Mutter. Schon nach zwei Wochen waren sie aus ihrem Appartement in Johannesburg geflogen und leben seitdem in einem der teuersten Hotels von Sandton, der angrenzenden Nachbarstadt. Dorthin war Mutter Grace Mugabe unangekündigt zu Besuch gekommen. Weil ihr der Damenbesuch nicht passte, war sie ausgerastet.

Auch zuvor haben ihr die Söhne nicht nur Freude bereitet. Der ältere Sohn Robert junior hat laut der südafrikanischen Zeitung The Citizen verschiedene Schulen besucht und einen sehr schlechten Abschluss gemacht. Dennoch ist er für Architektur in Johannesburg eingeschrieben. Seine Karriere als Basketballspieler musste er auf Eis legen, weil er wie die gesamte Familie Mugabe nicht in die USA und andere Länder mit Profiligen einreisen darf. Sein Bruder Chatunga soll 2013 wegen Disziplinlosigkeit und Aufmüpfigkeit vom College geflogen sein und trägt - womöglich zum Ärgernis seines Vaters - Dreadlocks.

Nur die ältere Schwester Bona hat bisher nicht für negative Schlagzeilen gesorgt. Sie ist Mitglied des Zensur-Ausschusses in Simbabwe und verheiratet mit Simbarashe Chikore, seit 2016 Chef der Fluglinie Air Zimbabwe. Gemeinsam haben sie einen Sohn.

Je länger Mugabes Präsidentschaft andauerte, desto mehr ging es bergab mit seinem Land. Grace Mugabe schien der wirtschaftliche Niedergang nicht zu stören, so lange sie sich und ihre Liebsten mit Luxus umgeben konnte. Sie soll diejenige gewesen sein, die die überaus prunkvollen Geburtstagspartys für ihren Mann initiierte. Die Kosten für Robert Mugabes 85. Geburtstag wurden auf 500 000 US-Dollar geschätzt. Sein 93. Geburtstag im Februar dieses Jahres soll gar knapp zwei Millionen Euro verschlungen haben. Arme Bauern hätten Vieh für die Feier mit Tausenden Gästen liefern müssen - trotz Lebensmittelknappheit im ganzen Land.

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