Populismus:Die AfD will mit Russland an die Macht

Junge Alternative AfD Markus Frohnmaier

Markus Frohnmaier von der Jungen Alternative fordert ein Ende der Sanktionen gegen Russland.

(Foto: Junge Alternative)

Reisen auf die Krim oder nach Moskau - Mitglieder der Rechtspartei wie Markus Frohnmaier suchen die Nähe zum Kreml. Dahinter steckt vor allem strategisches Kalkül.

Von Hannes Vollmuth

An einem Dienstagnachmittag im Juni betritt Markus Frohnmaier, 25, ein junger Mann in Sneaker, Jeans und Pullover, einen russischen Supermarkt im Stuttgarter Norden. Zuerst tigert er zwischen Malosolnije-Gurken, Makrelen im eigenen Saft, Sprottenaufstrich und Bier Baltika hin und her. Dann verlangt er an der Fleischtheke den Geschäftsführer. Frohnmaier will über Wirtschaftssanktionen gegen Russland sprechen, jetzt.

Frohnmaier ist nicht irgendein Lokalpolitiker. Frohnmaier ist die junge Hoffnung der AfD, Russlandversteher, Russlandreisender, überhaupt steht Frohnmaier für alles mit Russland in der AfD. Der Geschäftsführer kommt angeschlurft, ein maulfauler Russe, der nicht weiß, was man von ihm will. Frohnmaier: "Haben Sie Probleme mit den Wirtschaftssanktionen gegen Russland?" Geschäftsführer: "Nein." Dann ist das Gespräch zu Ende, Frohnmaier geht in Richtung Ausgang.

Auch wenn es hier im Mix Markt im Stuttgarter Norden nicht so recht klappen mag: Die AfD sucht die Nähe zu Russland und kokettiert, provoziert und polarisiert mit allem, was russisch ist. Das Russland-Thema gehörte zur DNA der AfD seit Anbeginn. Aber je radikaler und greller die Partei wird, desto wichtiger wird auch das Thema Russland.

Die Frage lautet: Was bringt der AfD ihre Liebe zu Russland?

AfD-Politiker besuchen die russische Botschaft in Berlin, reisen nach Moskau und auf die Krim, fordern das Ende der "polarisierenden" Russlandberichterstattung und das Ende der Sanktionen, treffen sich mit Vertretern der orthodoxen Kirche und umgarnen die deutschrussische Community. Markus Frohnmaier trägt sogar ab und zu ein orthodoxes Gebetsband, obwohl er evangelischen Glaubens ist. Und im Herbst steht eine AfD-Russland-Konferenz in Potsdam an. Geplante Gäste, die noch eingeladen werden müssen: die russische Botschaft, fünf, sechs Duma-Abgeordnete und Vertreter russischer Unternehmen.

Russland hat viele Anhänger in der AfD, aber die Frage ist: Was bringt das der AfD? Und was hat eigentlich Russland von dem Ganzen? Eine Frage, die man sich nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Partei stellt. Und die Folgen haben könnte, die auch Frohnmaier nicht unterschätzen sollte.

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