Polizisten zu Einsatz in Mügeln:Schwache Verteidiger

"Die Inder zitterten um ihr Leben": Zwei Polizisten standen in Mügeln zwischen dem Pöbel und den schutzsuchenden Indern - nun berichten sie über die Vorfälle vom Samstag.

Christiane Kohl

Polizeihauptmeister Andreas Reinhard fasst zusammen: "Es waren 40 bis 50 Mann, und sie wollten unbedingt hinein." Zusammen mit einem Kollegen hatte der Polizist in der Nacht zum Samstag beim sogenannten Altstadtfest in der sächsischen Kleinstadt Mügeln den Eingang der Pizzeria "Piccobello"' gleich in der Nähe vom Marktplatz bewacht.

Polizisten zu Einsatz in Mügeln: Am vergangenen Wochenende in Mügeln eingesetzte Polizisten stellen sich in Oschatz Fragen der Öffentlichkeit.

Am vergangenen Wochenende in Mügeln eingesetzte Polizisten stellen sich in Oschatz Fragen der Öffentlichkeit.

(Foto: Foto: dpa)

Drinnen hockte bald ein Dutzend teils verletzter indischer Staatsbürger, die sich auf der Flucht vor aufgebrachten Festbesuchern in das Lokal geflüchtet hatten - "die Inder zitterten um ihr Leben", berichtet Reinhard. Draußen sei die Menge unterdessen immer aggressiver geworden.

"Sie riefen 'Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!'", sekundiert ein Polizeikollege. Und Reinhard fügt hinzu: "Die wollten uns mit eindeutigen Bemerkungen dazu drängen, sie ins Lokal zu lassen."

Doch Reinhard und sein Kollege blieben stehen, auch wenn es ihnen selbst langsam mulmig wurde - zwei Polizisten gegen eine pöbelnde Menge von 40 bis 50 Menschen. "Ich hatte ja schon Verstärkung angefordert", sagt der Polizist. Unterdessen hatte sich ein Teil der Leute aus der grölenden Menge auf der Straße gelöst.

"Die versuchten, von hinten in das Lokal zu steigen"', berichtet Reinhard. Tatsächlich habe man hinterher ein eingeschlagenes Fenster vorgefunden, auch sei versucht worden, die Tür einzutreten. Gegen zwei Uhr in der Nacht kam endlich die Verstärkung. Dann erst sei es gelungen, die Menge aufzulösen. "Es waren alles ziemlich junge Leute"', sagt Polizist Reinhard.

Ob sie für Rechtsradikale einschlägige Kleidung wie etwa schwarze T-Shirts trugen, kann er nicht sagen. Doch der Beamte, der gewöhnlich auf dem Polizeirevier in der Kleinstadt bei Meißen Wache schiebt, ist sich sicher: "Aus Mügeln kamen die nicht."

Auch der sächsische Innenminister Albrecht Buttolo, der am Mittwoch die Polizisten aufsuchte, die Samstagnacht in Mügeln im Einsatz gewesen waren, verteidigte die Kleinstadt: "Es gibt keine rechtsradikalen Strukturen in Mügeln"', sagte er.

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