Süddeutsche Zeitung

Politkowskaja-Prozess:Politiker soll Mord beauftragt haben

Mit ihren kritischen Berichten machte sich Anna Politkowskaja viele Feinde: Jetzt behauptet die Verteidigung, den Hintermann des Mordes zu kennen.

Ein russischer Politiker steht nach Angaben der Verteidigung hinter dem Mord an der Journalistin und Regierungskritikerin Anna Politkowskaja. In den Prozessakten stünden das Motiv und der Name des Auftraggebers, sagte der Anwalt Murad Musajew am Dienstag in Moskau.

Grund für den Mordauftrag seien die kritischen Berichte der Journalistin gewesen, die "gewisse politische Persönlichkeiten" bloßgestellt hätten. Die Staatsanwaltschaft teilte dagegen mit, der Auftraggeber sei bis heute unbekannt.

Der Prozess um die Ermordung der Journalistin hatte vor einer Woche begonnen. Er soll nach Angaben Musajews nun doch wieder öffentlich geführt werden. So war es zunächst vorgesehen, bevor die Öffentlichkeit angeblich auf Initiative der Geschworenen ausgeschlossen wurde.

Angeklagt sind ein russischer Polizist, zwei Tschetschenen sowie ein ehemaliger Sonderagent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Sie sollen bei der Vorbereitung der Tat geholfen haben. Der mutmaßliche Todesschütze Rustam Machmudow ist weiterhin flüchtig.

Indes hat die Generalstaatsanwaltschaft die Absetzung des zuständigen Militärrichters beantragt. Der Richter Jewgeni Subow müsse das Verfahren wegen Befangenheit abgeben, forderte die Anklagebehörde nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau.

Der Richter hatte mit seiner Entscheidung aus der Vorwoche, die Öffentlichkeit von der Verhandlung auszuschließen, Protest ausgelöst.

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Sie gehörte zu den wenigen Journalisten in Russland, die über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten.

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AFP/cgu/bica
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