Süddeutsche Zeitung

Politiker in Sambia:Wegen Kartoffelvergleichs im Gefängnis

Eine Kartoffel, die man nicht geradebiegen kann: Weil er den Präsidenten Sambias mit Gemüse verglichen hat, drohen einem Oppositionspolitiker fünf Jahre Haft. Doch der Priester setzt sich zur Wehr.

Frank Bwalya hat an Michael Sata geglaubt, er hat ihn unterstützt. Der katholische Priester gehörte zu denen, die große Hoffnungen mit dem Amtsantritt Satas im September 2011 als Präsident Sambias verbanden.

Jetzt wurde Bwalya verhaftet und wegen Beleidigung angeklagt. Sein Vergehen: Er hatte Sata, der seit seiner Wahl immer wieder wegen autokratischer Tendenzen kritisiert wird, mit einer Kartoffel verglichen.

"Chumbu mushololwa", das waren Bwalyas Worte im Radio, ein Ausdruck aus der Bantusprache Bemba. Übersetzt bedeutet das: Süßkartoffel, die bricht, wenn man ihre Form verändern will. Es ist ein Sprachbild für einen Menschen, der keinerlei Ratschläge berücksichtigt. Im Fall einer Verurteilung drohnen Bwalya fünf Jahre Gefängnis.

Bwalya ist mittlerweile Chef der Oppositionspartei Alliance for a Better Zambia (ABZ). Deren Generalsekretär Eric Chanda sagte der Nachrichtenagentur AFP, Sata sei jener alte Mann, der auf allen Radiostationen die früheren Präsidenten Banda und Mwanawasa beleidigt hatte. "Und ihn hat niemand verhaftet."

Auch der Führer der Oppositionspartei National Restoration Party (NRP), Elias Chipimo, verlangte, Bwalya dürfe nicht bestraft werden. Dieser sei ein furchtloser Politiker. Außerdem sei der Ausdruck "chumbu mushololwa" keine Beleidigung.

"It describes a person who lacks flexibility and who like a potato [icumbu] will only break when you try to change their fixed ideas," he said. "Zambia desperately needs leaders that will openly declare - when necessary - that 'the King is naked'."

Auch Bwalya selbst wehrt sich gegen den Vorwurf der Beleidigung. Er sagte Voice of America (VOA):

"On that radio program, I strongly criticized the bad leadership of the president. I called him a crooked sweet potato that cannot be straightened. It is a commonly used phrase which is not insulting. It is to explain the attitude of a person who doesn't want to be advised, who doesn't want to be counseled."

Die Zeitung Lusaka Times berichtet, Bwalaya habe bei einer Anhörung auf "nicht schuldig" plädiert. Die Zeitung schreibt:

Father Bwalya told Magistrate Silota in a fully-packed courtroom that he understood the charges before the court but denied them.

Bwalaya wurde mittlerweile gegen Zahlung einer Kaution freigelassen. Der Prozess gegen ihn ist für den 21. Januar angesetzt.

Weiterführende Links: Das VOA-Interview mit Bwalya gibt es auch zum Nachhören. Die Online-Zeitung Zambia Reports hat weitere Reaktionen gesammelt. Unter dem Titel "Die Geburt einer Diktatur" hat die FAZ vor einiger Zeit die Situation in Sambia unter Präsident Sata beschrieben.

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