Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:Einfach mal die Klappe halten

Die schnurrende Queen: Im Gespräch mit New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg plaudert der britische Premier Cameron über die Reaktion der Königin auf das Schottland-Referendum. Blöd nur, dass Mikrofone alles aufnehmen. Damit reiht Cameron sich ein in die Galerie peinlicher Diplomatie-Patzer.

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Cameron's Hands Tied on Islamic State Action Without Labour

Quelle: Bloomberg

Der britische Premierminister David Cameron schlendert gemütlich mit New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, es sieht aus wie ein netter Plausch unter alten Freunden. Ungeschickt nur: Ein Kamerateam begleitet die Politiker, als Cameron über die Queen sagt, sie habe "gar nicht mehr aufgehört zu schnurren", als er ihr das Ergebnis des Schottland-Referendums mitteilte.

Ein Fauxpas - oder gar Absicht? Bloomberg TV, das Medienunternehmen von Camerons Gesprächspartner Michael Bloomberg, strahlte wenig später die Fernsehbilder aus. Kaum vorstellbar, dass dies ohne Zustimmung des Chefs passierte.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:Februar 2014: "Scheiß' auf die EU"

US Assistant secretary of State for European and Eurasian Affairs

Quelle: picture alliance / dpa

US-Staatssekretärin Viktoria Nuland hätte vielleicht auch am Telefon diplomatisch bleiben sollen. Bei einem eigentlich vertraulichen Gespräch mit dem US-Botschafter in Kiew, Geoffrey Pyatt, belegte Nuland die Europäische Union mit sehr deutlichen Worten. "Fuck the EU," schimpfte sie mit Blick auf das Verhalten der EU bei den Protesten in der Ukraine. Die Europäische Union übe zu wenig Druck auf Viktor Janukowitsch aus.

Dumm nur, wenn eine so pikante Aussage am Telefon von Russland abgehört und im Internet veröffentlicht wird. Für das Verfluchen der EU hat sich Nuland wenige Stunden später entschuldigt. Der diplomatische Schaden ist dennoch beträchtlich.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:Dezember 2013: Ungünstige Zeit für Auslandsreisen

Tschiens Regierungschef Jiri Rusnok

Quelle: AFP

"Jetzt ist auch noch der Mandela gestorben." Tschechiens Ministerpräsident Jiri Rusnok hat sich versehentlich vor laufenden Kameras genervt über die Trauerfeier für Nelson Mandela geäußert. "Ich zittere davor, dort hinfahren zu müssen." Was der Politiker nicht ahnte: Sein Mikrofon war noch nicht abgeschaltet und seine Worte wurden live im Fernsehen übertragen.

Der südafrikanische Nationalheld Mandela soll am 15. Dezember in seiner Heimat beigesetzt werden. "Ich weiß nicht, aber das ist doch eine Wahnsinnsentfernung", sagte Rusnok weiter. Er habe an dem Tag bereits Verpflichtungen.

Später war dem Übergangspremier der ganze Vorfall peinlich. Es sei nicht richtig gewesen, sich so im Zusammenhang mit dem Tod Mandelas zu äußern, ließ Rusnok am Wochenende mitteilen. Dies tue ihm leid. Ein kleiner Trost: Auch anderen Politikern passieren Patzer vor laufendem Mikrofon - eine Auswahl.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:März 2012: Atomwaffen? Erst wieder nach der Wahl

Jahresrückblick 2010 - Obama und Medwedew unterzeichnen START

Quelle: dpa

US-Präsident Barack Obama verplappert sich hin und wieder, so zum Beispiel beim Atomwaffengipfel 2012 in Seoul (im Bild: Unterzeichnung des neuen Start-Vertrages 2010 in Prag), wo er sich von seinem damaligen russischen Noch-Amtskollegen Dmitrij Medwedjew in Hinblick auf das alte Streitthema Raketenabwehr mehr Geduld erbat - bis nach der Präsidentschaftswahl im Herbst nämlich: "Das ist meine letzte Wahl", sagte Obama zu Medwedjew und fügte dann hinzu: "Nach meiner Wahl werde ich flexibler sein." Ein versehentlich eingeschaltenes Mikro ließ die ganze Welt an dem Gespräch teilhaben und bot den US-Republikanern Anlass für harsche Kritik.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:September 2000: Der Journalist - ein "Riesenarschloch"

U.S. President Bush wears a cowboy hat as he leaves a reception at Blair House near the White House in Washington

Quelle: Reuters

Doch auch wenn Barack Obama sich mal verplappert - an seinen Vorgänger George W. Bush kommt er nicht heran. Auch ihm wurde die Technik mehrmals zum Verhängnis: Einen Journalisten der New York Times bezeichnete er im Jahr 2000 auf der Rednertribüne einer Parade im Gespräch mit seinem Vize Dick Cheney als "Riesenarschloch" ("Major league asshole") - blöd, dass auch hier die Kameras schon liefen.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:Juni 2001: Bushs Selbstzweifel

BUSH BEI PERSON

Quelle: DPA/DPAWEB

Viele Menschen haben sich nicht zuletzt wegen solcher Patzer gefragt, wie George W. Bush es geschafft hat, Präsident der USA zu werden. Eine Frage, die er sich offenbar auch schon selbst gestellt hat - dummerweise vor Publikum. Als Bush zu Beginn seiner Amtszeit, im Juni 2001, mit dem damaligen schwedischen Premierminister Göran Persson (rechts) sprach, machte er seine Selbstzweifel offenkundig: "Es ist unglaublich, dass ich gewonnen habe. Ich bin angetreten gegen Frieden, gegen Wohlstand und gegen die Verfassung." Die Übertragung war zwar schon zu Ende, die Kameras liefen aber noch.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:November 2011: Sarkozys Intimfeind

Boni: Sarkozy macht Druck auf G20

Quelle: dpa

Doch nicht nur in den USA quatschen sich Politiker um Kopf und Kragen - auch der französische Hitzkopf und Ex-Präsident Nicolas Sarkozy weiß nicht immer, wann er den Mund halten muss. Beim G-20-Gipfel in Cannes sagte er zu seinem Amtskollegen Barack Obama über den israelischen Premier Benjamin Netanjahu: "Ich kann Netanjahu nicht ausstehen, er ist ein Lügner." Obama äußerte sich zwar ein wenig diplomatischer, aber auch nicht besonders nett: "Du hast ihn satt, aber ich habe jeden Tag mit ihm zu tun!" Die Tonleitung eines Übersetzers war am Anfang des Gesprächs noch auf Journalisten zugängigen Kanälen offen, so dass einige von ihnen die Gesprächsfetzen mitbekamen.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:September 2011: "Italien ist ein Scheißland"

Jahreswechsel - Regierungswechsel Italien

Quelle: dpa

Am Telefon kann man ja eigentlich sagen, was man will - nur dumm, wenn man abgehört wird. In einem Telefonat erregte sich Silvio Berlusconi darüber, dass er - quasi völlig grundlos - unter Beobachtung stehe. "Die können sagen, dass ich rumbumse, das ist auch das Einzige." Italien sei ein "Scheißland", das er bald verlassen werde.

Als seine rüden Aussagen an die Öffentlichkeit drangen, versuchte sich der "Cavaliere" in Schadensbegrenzung: "Das ist eine dieser Sachen, die man spät abends am Telefon so sagt, wohl in einem entspannten Augenblick und mit einem Lächeln", sagte er.

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:Oktober 2006: Putins Glückwunsch zur Vergewaltigung

Israeli President Moshe Katzav smiles with Russian President Vladimir Putin in Jerusalem

Quelle: REUTERS

Dass Wladimir Putin eine ganz eigene Vorstellung von Männlichkeit hat, ist hinreichend bekannt. Wie geschmacklos und frauenverachtend die Einstellung des russischen Präsidenten ist, war bis dahin - zumindest der Öffentlichkeit - entgangen: Bei einem Treffen mit dem damaligen Regierungschef von Israel, Ehud Olmert, gratulierte Putin seinem israelischen Amtskollegen Mosche Katzav (im Bild bei einem Treffen im Jahre 2005) zu der mutmaßlichen Vergewaltigung von zehn Frauen. Wladimir Wladimirowitsch hatte offenbar nicht bemerkt, dass die Mikrofone noch eingeschaltet waren und dass sich der mit der Kreml-Berichterstattung beauftragte Journalist Andrej Kolesnikow als einziger Journalist noch im Saal aufhielt. Kolesnikow zitierte Putin wie folgt: "Grüßen Sie Ihren Präsidenten. Was für ein starker Kerl! Zehn Frauen hat er vergewaltigt. Das hätte ich ihm nicht zugetraut. Er hat uns alle überrascht. Wir beneiden ihn alle."

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Politiker in der Fettnäpfchen-Falle:März 2011: Brüderles Wahlkampftaktik

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Quelle: AFP

Hier war einmal nicht die Technik, sondern deutsche Gründlichkeit schuld: Eine Rede vor der versammelten Spitze der deutschen Industrie - da wähnte sich Rainer Brüderle, zum damaligen Zeitpunkt Bundeswirtschaftsminister, offenbar in Sicherheit. Deswegen gab er einen folgenschweren Kommentar zum geplanten Atommoratorium ab. Blöd nur, dass seine Rede genauestens mitgeschrieben wurde.

Laut Protokoll soll Brüderle darauf verwiesen haben, es laste "angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik", Entscheidungen seien "daher nicht immer rational". Kurz: Atomkraftwerke werden nur aus wahltaktischen Gründen abgeschaltet. Wenige Tage vor zwei wichtigen Landtagswahlen brachte das die schwarz-gelbe Bundesregierung in arge Bedrängnis. Rainer Brüderle hatte die Darstellung zurückgewiesen, doch ein Teilnehmer der Runde bestätigte, das Protokoll habe Brüderles Worte richtig zitiert. Die Wahl in Baden-Württemberg verlor Schwarz-Gelb zum ersten Mal seit Menschengedenken an die Grünen und die SPD.

© Süddeutsche.de/dpa/sks/fehu
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