Eigentlich halten Trump-Anhänger die Russland-Ermittlungen für einen Witz: aufgeblasen von den Demokraten, ausgeführt von dem voreingenommenen Sonderermittler Bob Mueller.
Nun widerspricht ihnen indirekt der ehemalige Trump-Chefberater Steve Bannon, einst einflussreicher Vertreter des Trumpismus. Zumindest lassen sich seine Aussagen gegenüber dem Journalisten Michael Wolff so interpretieren. Dessen Buch "Fire and Jury: Inside the Trump White House" erscheint kommende Woche, The Guardian zitiert bereits daraus.
Konkret kommentiert Bannon das Treffen einer Gruppe rund um Trump-Sohn Donald Jr. mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya im Juni 2016 - mitten im Wahlkampf. Bannon bezeichnet die Zusammenkunft als "treasonous", also als "verräterisch", und als "unpatriotisch". Bannon: "Selbst wenn du glaubst, dass es nicht verräterisch oder unpatriotisch oder ein blöder Scheiß war - und ich glaube, dass es all das war - hätte man sofort das FBI rufen sollen." Bannon war zur Zeit des Treffens noch nicht Teil des Wahlkampf-Teams.
Trump Jr. soll vor dem Zusammentreffen informiert worden sein, dass er schmutzige Details über Hillary Clinton, die demokratische Präsidentschaftskandidatin, erhalten werde. Auch Jared Kushner, Trump-Schwiegersohn und nun Berater im Weißen Haus sowie Wahlkampfmanager Paul Manafort nahmen an der Zusammenkunft teil.
In einer Stellungnahme auf Bannons Äußerungen feuerte Trump derweil zurück: "Steve Bannon hat nichts zu tun mit mir oder meiner Präsidentschaft. Als er entlassen wurde, hat er nicht nur seinen Job verloren, sondern auch seinen Verstand."
Trump: "Ein verlogenes Buch"
Bannon repräsentiere nicht seine Basis, so Trump weiter. Sein Ex-Berater habe im Weißen Haus Zeit damit verbracht, falsche Informationen an die Medien zu leaken, um sich selbst wichtiger zu machen als er war. "Steve war selten in einem Vier-Augen-Gespräch mit mir und gibt nur vor, Einfluss gehabt zu haben, um ein paar Leute, die keinen Zugang und keine Ahnung haben, zu veräppeln, und denen er geholfen hat, ein verlogenes Buch zu schreiben", heißt es in Trumps Erklärung.
Sarah Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, sagte über Wolffs Buch, es sei "trashige Tabloid-Fiktion" und habe keine Relevanz. Wie die Washington Post berichtete, gehen Trumps Anwälte außerdem davon aus, Bannon habe mit dem Buch gegen seine Verschwiegenheitsverpflichtungen verstoßen. Sie forderten Unterlassung und kündigten rechtliche Schritte an.
Michael Wolff hatte für "Fire and Fury: Inside the Trump White House" nach Verlagsangaben mehr als 200 Interviews mit Trump, Mitgliedern seines engsten Zirkels und Washingtoner Machtmenschen geführt.
Bannon erzählte ihm dabei, er habe vor einer Untersuchung wegen geheimen Absprachen gewarnt und davor, dass sich die Ermittlungen auf Geldwäsche konzentrieren würden. Wörtlich sagte Bannon: "Ihr Weg Trump dranzukriegen geht direkt über Paul Manafort, Don Jr. und Jared Kushner." Und weiter: "Sie werden Don Junior im nationalen Fernsehen wie ein Ei zerbrechen."
Gegen die Geldwäsche-Vorwürfe geht Paul Manafort inzwischen gerichtlich vor. Der frühere Wahlkampfmanager der US-Pärsidenten hat am Mittwoch Klage gegen den FBI-Sonderermittler Robert Mueller, den damaligen Vize-Justizminister Rod Rosenstein und das Justizministerium eingereicht. Die Ermittler sollen ihre Kompetenzen überschritten haben als sie seine Finanzoperationen durchleuchteten. Diese hätten nichts mit einer etwaigen Wahlkampfbeeinflussung durch Russland zu tun.