Politik - Ludwigshafen am Rhein:Kramp-Karrenbauer: Von Kohls Europa-Kompass leiten lassen

Berlin
Altbundeskanzler Helmut Kohl spricht im Landtag in Wiesbaden. Foto: picture alliance / Fredrik von Erichson/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Berlin/Ludwigshafen (dpa/lrs) - CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat den früheren Kanzler Helmut Kohl als Vorkämpfer des europäischen Gedankens gewürdigt, dessen Werte Europa gerade in der jetzigen Corona-Pandemie leiten sollten. Kramp-Karrenbauer erklärte am Freitag in einem Brief an die Parteimitglieder anlässlich des 90. Geburtstags von Kohl: "Europa war für den Christdemokraten Kohl der Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Er hat stets für eine Europäische Union gekämpft, die durch gemeinsame Werte verbunden ist. Von diesem Kompass sollten wir uns heute leiten lassen."

Weiter schrieb die CDU-Vorsitzende: "Der große Europäer Kohl hätte sich heute mit voller Überzeugung und beharrlich dafür eingesetzt, dass wir die Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen, einander helfen und uns nicht auseinanderbringen lassen." Und mit direktem Blick auf die Corona-Pandemie hob Kramp-Karrenbauer hervor: "Heute steht unser Kontinent vor einer historischen Herausforderung. Dabei sollten wir auch an das denken, was Helmut Kohl geleitet hat."

Kohl wurde am 3. April 1930 in Ludwigshafen geboren und starb am 16. Juni 2017 nach langer Krankheit in seinem Haus im Stadtteil Oggersheim in Rheinland-Pfalz. Die CDU-Spitze habe beschlossen, den großen Bundesvorstandssaal in der Parteizentrale in Berlin nach Kohl zu benennen, schrieb Kramp-Karrenbauer den Parteimitgliedern. Außerdem habe die CDU eine Büste von Kohl in Auftrag gegeben, die dort ihren festen Platz finden solle. "Erst gestern ist die Büste fertiggestellt worden. Ich kann Ihnen versichern, sie sieht toll aus", schrieb die CDU-Chefin. Gestaltet wurde das Kunstwerk vom französischen Bildhauer Serge Mangin.

Wann der Saal umbenannt wird, hängt davon ab, wann die Maßnahmen gegen das Coronavirus geändert werden - also dort Treffen im größeren Kreis wieder möglich sind. Die CDU stellte ein digitales Geburtstagsbuch ins Internet, in das Bürger Erinnerungen und Gedanken schreiben können. In einem von Kramp-Karrenbauer, Generalsekretär Paul Ziemiak und Kohls Witwe Maike Kohl-Richter gemeinsam unterzeichneten Vorwort für das Gedenkbuch heißt es: "Kohls Leben war ein Leben für Deutschland, für Europa und für die CDU, ein Leben für Frieden und Freiheit."

Auch Ziemiak hob die Europapolitik Kohls als vorbildhaft hervor. "Wir alle sollten uns die Worte Helmut Kohls in Erinnerung rufen: "Europa ist unsere Zukunft. Europa ist unser Schicksal"", sagte Ziemiak der Deutschen Presse-Agentur. Die CDU wolle diese Arbeit fortführen. "Wir sind es nicht nur Helmut Kohl schuldig, sondern vor allem unseren Kindern und Enkelkindern, die in einem Europa aufwachsen sollen, das weiterhin für Frieden, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand steht."

Der Vorsitzende der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert sagte der dpa: "Helmut Kohl war ein Glücksfall für Deutschland und für Europa." Besonders in diesem Jahr, in dem Deutschland das 30. Jubiläum der Einheit feiere und Kohls 90. Geburtstag würdige, werde die historische Größe Kohls als Kanzler der Einheit deutlich. Der Vorsitzende der Senioren-Union, Otto Wulff, lobte, dass Kohl im politischen Alltag stets die Bedeutung der Älteren herausgestellt habe, ohne die die Union keine Wahlen gewinnen könne. Kohl habe sich immer für die Interessen der Älteren eingesetzt.

Eine große Gedenkfeier zu Ehren Kohls im Herzen seiner Geburtsstadt Ludwigshafen war dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Nun wollten die CDU-Landeschefin und Bundesagrarministerin Julia Klöckner sowie CDU-Landtagsfraktionschef Christian Baldauf Kohl in Videos würdigen.

In Rheinland-Pfalz, dem Heimatbundesland Kohls, war der promovierte Politologe Kohl 1969 Ministerpräsident geworden, bevor er 1976 in die Bundespolitik wechselte. Als "Rekord"-Kanzler war er 16 Jahre lang bis 1998 im Amt, 25 Jahre führte er die CDU. Ende 1999 räumte Kohl ein, Spenden an die CDU in einem Gesamtvolumen von mehr als zwei Millionen D-Mark nicht im Rechenschaftsbericht angegeben zu haben. Er lehnte es ab, die Spendernamen zu nennen, weil er ihnen sein Ehrenwort gegeben habe. Dies kostete ihn letztlich den CDU-Ehrenvorsitz.

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