Politik kompakt:Nick Clegg als Königsmacher

Für die Briten sind Koalitionsverhandlungen eine Premiere. Nun feilscht der Liberaldemokrat Nick Clegg mit Tories und Labour um die Macht. Kurzmeldungen im Überblick

Britische Liberale pokern um die Macht

Politik kompakt: Nick Clegg bei einer Wahlparty am vergangenen Freitag. Der Vorsitzende der britischen Liberaldemokraten geriert sich nun als Königsmacher sowohl für die Konservativen als auch für Labour.

Nick Clegg bei einer Wahlparty am vergangenen Freitag. Der Vorsitzende der britischen Liberaldemokraten geriert sich nun als Königsmacher sowohl für die Konservativen als auch für Labour.

(Foto: Foto: Reuters)

Im Verhandlungspoker um Großbritanniens künftige Regierung halten sich die Liberaldemokraten als mögliche Königsmacher alle Optionen offen. Trotz "guter Gespräche" mit den Konservativen habe sich Parteichef Nick Clegg am Sonntag auch mit Premierminister Gordon Brown von der Labour-Partei getroffen, teilte ein Mitarbeiter Cleggs mit. Das Gespräch sei freundschaftlich verlaufen.

Clegg und Tory-Chef David Cameron hatten sich am Sonntag bereits zum zweiten Mal unter vier Augen getroffen, am Montag telefonierten sie erneut. Die Konservativen sind bei der Unterhauswahl am Donnerstag stärkste Kraft geworden, haben aber die absolute Mehrheit verpasst. Die Beratungen der Tories und der drittplazierten Liberaldemokraten finden unter hohem Erwartungsdruck der Finanzmärkte statt, die auf klare Signale für den Abbau des hohen Defizits hoffen. Die Labour-Partei erhöhte unterdessen den Druck auf Tories und Liberaldemokraten, entweder eine Einigung zu verkünden oder das Scheitern ihrer Gespräche einzugestehen. Finanzminister Alistair Darling rief die beiden Parteien auf, noch am Montag ein Abkommen zu präsentieren, um Turbulenzen auf den Finanzmärkten zu verhindern.

Getötete Polizisten in Afghanistan, ein Angriff auf die thailändische Wahlkommission und eine Babyprämie für Türken: Auf den folgenden Seiten lesen Sie weitere Kurzmeldungen im Überblick.

Mindestens 30 Tote bei Anschlägen im Irak

Bei einer Serie von Terroranschlägen und bewaffneten Angriffen im Irak sind am Montag mindestens 30 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Nach Angaben der Sicherheitskräfte starben allein acht Menschen bei einem Bombenanschlag auf eine Moschee in der Stadt Waset, etwa 170 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Bagdad. Etwa 70 Personen wurden hier verletzt.

Ein hochrangiger Polizeioffizier und sechs Polizisten wurden durch eine Bombe in der Stadt al-Halla, 100 Kilometer südlich von Bagdad getötet. Nach Berichten irakischer Medien starben vier Zivilisten, als in der westlichen Stadt Falludscha mehrere Häuser in die Luft gesprengt wurden. Dort wurden auch elf Menschen verletzt. Fünf Soldaten und Polizisten starben bei Angriffen auf Straßensperren in Bagdad.

Aufständische töten Polizisten in Afghanistan

Bei neuen Anschlägen und Gefechten sind in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand sowie im Osten des Landes 15 Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Nato-Soldat. Wie das Innenministerium in Kabul am Montag mitteile, wurden am Vortag vier afghanische Polizisten getötet, als neben ihrem Fahrzeug ein Sprengsatz explodierte. Bei einem zweiten Anschlag starben nach Angaben der Provinzregierung zwei Kinder. Ein Raketenangriff auf ein Wohnhaus forderte vier weitere Menschenleben. Die Behörden machten die radikal-islamischen Taliban für die Taten verantwortlich.

Ebenfalls in Helmand erschossen afghanische und internationale Truppen vier mutmaßliche Drogenschmuggler. Die Provinz Helmand zählt zu den weltweit wichtigsten Anbaugebieten von Schlafmohn, aus dem Opium und schließlich Heroin gewonnen wird. Im Osten Afghanistans wurde nach Nato-Angaben unterdessen ein Soldat der Internationalen Schutztruppe Isaf bei einem Angriff von Aufständischen getötet.

Unbekannte greifen Wahlkommission in Thailand an

Mit einer Granate und kleinen Bomben sind in Bangkok eine Bank und das Haus des Chefs der thailändischen Wahlkommission angegriffen worden. Bei den jüngsten Vorfällen am Sonntagabend sei niemand verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Die Granate, mit der eine Bankfiliale angegriffen worden sei, sei nicht explodiert. In dem Haus von Wahlkommissionschef Apichart Sukkhakanont habe sich während des Bombenangriffs niemand aufgehalten. Örtlichen Medien zufolge wurden die Bomben aus Feuerwerkskörpern hergestellt.

Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten sind in Thailand in den vergangenen Wochen 29 Menschen ums Leben gekommen.

Türkei: Babyprämie gegen sinkende Geburtsrate

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will die sinkende Geburtenrate in der Türkei mit einer Babyprämie ankurbeln. Jedes Ehepaar solle mindestens drei Kinder bekommen, sonst werde es dem Land bis zum Jahr 2038 wegen Überalterung schlecht ergehen, zitierte die türkischen Tageszeitung Radikal den islamisch-konservativen Regierungschef am Montag. In der Türkei ist das Bevölkerungswachstum aktuell auf etwa 1,5 Prozent gesunken, wie in anderen Ländern Folge des steigenden Wohlstandes.

"Wir sind stolz auf unsere junge Bevölkerung", sagte Erdogan in einer Festrede auf einer Hochzeit. "Um dies zu erhalten, brauchen wir mindestens ein Wachstum von 2,5 Prozent. Diejenigen, die in der Vergangenheit weltweit Geburtenkontrolle und Familienplanung gefordert haben, schlagen nun die Hände über dem Kopf zusammen und zahlen Prämien." In der Türkei ist die Zahl der Einwohner im vergangenen Jahr nach einer korrigierten amtlichen Statistik auf mehr als 71,5 Millionen gestiegen. Die Hälfte der Bevölkerung ist demnach jünger als 28,5 Jahre. In vielen Industriestaaten, wie zum Beispiel in Deutschland, schrumpft dagegen die Bevölkerung.

Türkischer Oppositionsführer tritt zurück

Der türkische Oppositionsführer und Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP), Deniz Baykal, hat am Montag seinen Rücktritt erklärt. Auf einer Pressekonferenz beklagte Baykal, es habe ein Komplott gegen ihn gegeben. Zuvor war im Internet ein Video verbreitet worden, das Baykal in Istanbul mit einer Geliebten zeigen soll. Baykal war in der Vergangenheit mehrfach das schlechte Abschneiden seiner Partei gegen die islamisch-konservative AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan angelastet worden. Die weltlich orientierte CHP ist die größte Oppositionspartei in der Türkei.

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