Politik kompakt:Jeder Fünfte unter 30 kennt Auschwitz nicht

Nur noch wenige Zeitzeugen des Holocaust sind am Leben. Und je weniger sie werden, desto mehr schwindet auch das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Verbrechen der Nazis im Dritten Reich. So kann jeder fünfte Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren einer Umfrage zufolge nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen.

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Jeder fünfte junge Erwachsene kann einer Umfrage zufolge nichts mit dem Begriff Auschwitz anfangen. 21 Prozent der 18 bis 30-Jährigen wissen demzufolge nicht, dass der Name für ein Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten steht, ergab eine an diesem Mittwoch veröffentlichte Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Magazins Stern.

Anders sieht es bei den über 30-Jährigen aus: Hier wissen 95 Prozent etwas mit dem Begriff anzufangen. Insgesamt kannten 90 Prozent der befragten 1002 Bundesbürger das Konzentrations- und Vernichtungslager. Etwa jeder Dritte konnte korrekt sagen, dass das Lager in Polen gebaut worden war. Knapp die Hälfte der Befragten hat noch nie eine KZ-Gedenkstätte besucht.

Am Freitag wird in Deutschland und vielen anderen Ländern des Holocausts gedacht. Das Datum erinnert an den 27. Januar 1945, den Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

(dpa)

US-Spezialkräfte haben zwei Entwicklungshelfer in Somalia aus der Geiselhaft befreit, der Bundeswehrverband fordert schnelle Entscheidungen bei der Reform und in Südchina wurden erneut Tibeter bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften erschossen. Lesen Sie hier weitere Kurzmeldungen.

US-Marine befreit entführte Entwicklungshelfer

US-Spezialkräfte haben in Somalia zwei im Oktober entführte Ausländer aus der Gewalt von Piraten befreit. Nach Angaben örtlicher Sicherheitskräfte wurden die beiden Entwicklungshelfer, die als Minen-Entschärfer arbeiteten, unverletzt nach Dschibuti gebracht. Das Weiße Haus bestätigte, dass US-Einheiten die Geiseln befreit haben.

Die Einsatzkräfte griffen im Morgengrauen mit mehreren Helikoptern ein isoliertes Gebiet in der Region Hobyo im Zentrum Somalias an. Dort waren die 32-jährige Amerikanerin und der 60-jährige Däne gefangen gehalten worden. Mindestens acht Entführer seien bei schweren Schusswechseln getötet, fünf Piraten festgenommen worden. Der Einsatz dauerte weniger als eine Stunde.

Die Entführten arbeiteten für die Dänische Antiminen-Gruppe (DDG), die zum Dänischen Flüchtlingsrat gehört. Dieser erklärte, die Helfer seien "unverletzt und an einem sicheren Ort" - und nun auf dem Weg zu ihren Familien. Die beiden waren vor genau drei Monaten, am 25. Oktober, in der halbautonomen Region Galmudug entführt worden. Ein mit ihnen verschleppter Somalier war bereits vorher wieder freigekommen.

Somalia ist für die Helfer einer der gefährlichsten Einsatzorte der Welt. In dem Land herrscht seit 20 Jahren Bürgerkrieg. Eine funktionierende Zentralregierung fehlt, daher können bewaffnete Gruppen und Aufständische relativ ungehindert agieren. Erst am Samstag war in der Region Galmudug ein deutsch-amerikanischer Publizist von Bewaffneten entführt worden.

(AFP)

Bundeswehrverband fordert schnelle Entscheidung über Reform

Der Bundeswehrverband hat von Verteidigungsminister Lothar de Maizière (CDU) "schnellstmögliche Entscheidungen" über die Umsetzung der Wehrreform gefordert. "Die Ungeduld bei den Soldaten und ihren Familien ist groß. Wir nehmen den Minister beim Wort", sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Wolfgang Schmelzer der Passauer Neuen Presse.

Schmelzer kritisierte besonders mangelnde Klarheit bei den von Schließungsplänen betroffenen Standorten. Bisher gebe es nur das Standortkonzept, keine Feinplanung. "Die Soldaten stehen im Regen. Sie wissen nicht, woran sie sind und was sie und ihre Familien erwartet." Das werde sich erst legen, wenn die Soldaten Klarheit über ihre Zukunft in der Bundeswehr hätten. Wie Schmelzer machte sich auch Verbandschef Ulrich Kirsch für Standorte in ländlichen Regionen stark. Einen weiteren Rückzug der Bundeswehr aus der Fläche dürfe es nicht geben, sagte er der Augsburger Allgemeinen.

Die Bundeswehr wird im Zuge der Reform von ursprünglich 250.000 auf 175.000 bis 185.000 Soldaten verkleinert. Die Zahl der Zivilbeschäftigten wird von 76.000 auf 55.000 verringert, zahlreiche Standorte werden geschlossen oder verkleinert. Wie viele Soldaten umziehen müssen, ist allerdings immer noch unklar. Am Dienstag hatte auch der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus eine tiefgreifende Verunsicherung in der Bundeswehr wegen der laufenden Streitkräfte-Reform beklagt.

(dpa)

Erneut Tibeter in Südchina getötet

Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der chinesischen Provinz Sichuan sind möglicherweise mehrere Tibeter getötet worden. Die örtlichen chinesischen Behörden sprachen laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zwar nur von einem Toten im Bezirk Seda. Die Organisation Free Tibet und der US-Sender Radio Free Asia hatten die Opferzahl hingegen am Dienstag mit bis zu fünf angegeben.

Die Zwischenfälle ereigneten sich am Dienstag. Die Polizei sei mit Gewalt gegen eine Menschenmenge vorgegangen, weil Beamte attackiert worden seien, berichtete Xinhua. Aus der Menge heraus sei zunächst auf die Polizei geschossen worden, wobei 14 Beamte verletzt worden seien. Demnach nahm die Polizei 13 Teilnehmer der Proteste fest.

Die Tibeter in der Region wehren sich seit langem gegen Unterdrückung durch die chinesischen Behörden. Die neuen Proteste begannen am Montag im nahen Bezirk Draggo, wo bis zu sechs Tibeter getötet und Dutzende weitere verletzt worden sein sollen. Die tibetische Exilregierung in Indien rief die Weltgemeinschaft erneut zum Eingreifen auf. Den Protesten waren mindestens vier Selbstverbrennungen von Tibetern allein in diesem Monat vorausgegangen.

(AFP)

Putin-Konkurrenten im russischen Präsidentenwahlkampf

Der russische Multimilliardär Michail Prochorow hat für die Präsidentenwahl am 4. März als fünfter und letzter Kandidat die Zulassung erhalten. Die Zentrale Wahlkommission registrierte den 46 Jahre alten Unternehmer als Bewerber im Rennen um das höchste Staatsamt, wie die Agentur Interfax in Moskau meldete. Laut Umfragen hat der russische Regierungschef Wladimir Putin, der bereits von 2000 bis 2008 im Kreml regierte, die besten Aussichten auf einen Sieg.

Kommentatoren kritisierten in Moskau, dass die Wahlleitung den prominenten liberalen Oppositionspolitiker Grigori Jawlinski nicht zugelassen hatte zu der Abstimmung. Jawlinski hatte nach offiziellen Angaben im Gegensatz zu Prochorow nicht die für Einzelbewerber nötigen zwei Millionen Unterstützungsunterschriften zusammenbekommen.

Der Oligarch Prochorow hatte als Wahlziel angegeben, Putin in einen Zweikampf zu zwingen. "Ich hoffe, dass in der Stichwahl Putin und ich antreten", sagte der Unternehmer, der als einer der reichsten Russen gilt. Prochorow, der auch Besitzer des US-Basketballvereins New Jersey Nets ist, hatte direkte Kritik an Putin abgelehnt. Er wies aber zugleich immer wieder Vorwürfe zurück, er sei selbst ein Kremlprojekt, um Protestwähler gegen Putin abzufangen.

(dpa)

US-Soldat muss nicht wegen Haditha-Massaker in Haft

Bei der juristischen Aufarbeitung eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak bleibt auch dem letzten der acht beschuldigten Soldaten eine Gefängnisstrafe erspart. Ein Militärgericht im Bundesstaat Kalifornien verurteilte den Unteroffizier Frank Wuterich wegen Verletzung der Dienstpflicht zwar zu 90 Tagen Haft. Aus Verfahrensgründen muss er sie aber nicht absitzen.

Wuterich hatte sich am Montag schuldig bekannt, bei der Tötung von 24 Zivilisten im irakischen Haditha durch seine Einheit im November 2005 seine Dienstpflicht verletzt zu haben. Im Gegenzug ließ die Anklage den Vorwurf des Totschlags fallen.

Gegen sieben andere Soldaten waren die Strafverfahren in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen eingestellt worden. Bei der Verkündung des Strafmaßes degradierte das Gericht den Soldaten zum einfachen Gefreiten. Gehaltseinbußen wurden aber nicht gegen den 31-Jährigen verhängt. Das Gericht führte als mildernden Umstand Wuterichs Situation als alleinerziehender Vater an.

Im November 2005 war eine Gruppe Marineinfanteristen unter Wuterichs Kommando nach dem Tod eines Kameraden bei einem Bombenanschlag in einem regelrechten Rachefeldzug durch die Stadt Haditha im Nordwesten des Landes gezogen. Rund drei Stunden lang gingen sie von Haus zu Haus und töteten 24 Menschen, darunter zehn Frauen und Kinder. Angehörige der Opfer zeigten sich schockiert und angewidert über die Entscheidung der US-Militärjustiz.

(AFP)

Beck will bis 2016 Ministerpräsident bleiben

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat Spekulationen über das vorzeitige Ende seiner politischen Karriere zurückgewiesen. "Mein Ziel und meine Hoffnung ist es, die Amtszeit bis zum Ende zu erfüllen", sagte der 62-jährige Beck in einem Interview mit der Allgemeinen Zeitung. Die Wahlperiode endet 2016. Beck sehe auch keine Anzeichen, dass in seiner Partei eine vorzeitige Amtsübergabe gewünscht werde.

Laut Zeitungsbericht hält der Regierungschef auch seine Nachfolge für völlig offen. Am höchsten gehandelt werden derzeit Innenminister Roger Lewentz und der Fraktionsvorsitzende im Landtag, Hendrik Hering. Beck bezeichnete diesen Fokus als "eine unzulässige Verkürzung". Auch eine Nachfolgerin sei denkbar.

(dapd)

Afghanische Regierung untersucht Angriff auf französische Soldaten

Das afghanische Verteidungungsministerium untersucht die Motive des Angriffs eines afghanischen Soldaten auf seine französische Kameraden - vier von ihnen starben. Ob ein Video von der Schändung toter Taliban durch US-Marineinfanteristen der Grund war, sei noch unklar, sagte ein Sprecher der afghanischen Streitkräfte.

Nach dem Angriff hatte Frankreich die Ausbildung afghanischen Soldaten eingestellt. Am Dienstag sprach sich Außenminister Alain Juppé jedoch gegen einen sofortigen Abzug aller französischer Soldaten aus Afghanistan aus. Präsident Nicolas Sarkozy drohte gar mit einem Ende des Einsatzes.

(dapd)

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