Politik kompakt:Islamisten gegen Islamisten

Die Taliban führen nicht nur Krieg gegen die Regierung: 50 Menschen sterben bei Kämpfen mit rivalisierenden Extremisten. Kurzmeldungen im Überblick

Bei schweren Gefechten zwischen rivalisierenden radikal-islamischen Aufständischen im Einsatzgebiet der Bundeswehr im Norden Afghanistans sind mehr als 50 Menschen getötet worden. Wie der Polizeichef der Provinz Baghlan, Kabir Andarabi, mitteilte, stehen sich im Distrikt Baghlan-e-Markasi seit Samstag schwer bewaffnete Kämpfer der Taliban und Anhänger der Hesbi-Islami-Bewegung des Kriegsherrn Gulbuddin Hekmatyar gegenüber. Die Kämpfe dauerten an. Nach Angaben von Stammesältesten war zwischen den Gruppen ein Streit um die Vorherrschaft in dem Gebiet eskaliert.

Hesbi-Islami ist vor allem in den nördlichen Provinzen Baghlan und Kundus aktiv. Wie die Taliban kämpft die Bewegung gegen die afghanische Regierung und die internationalen Truppen im Land.

Warum Außenminister Westerwelle seine Reispläne für Südamerika änderte und in Nahost neue Hoffnung auf Friedensgespräche keimt: Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Kurzmeldungen.

Im Video: Einem Arzt in Lahore zufolge ist auch ein Kind unter den Toten des Selbstmord-Attentates.

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Massaker in Nigeria

Bei neuer Gewalt zwischen Muslimen und Christen in Nigeria sind laut Augenzeugenberichten mehr als 200 Menschen getötet worden. Demnach überfielen Bewaffnete in der Nacht zum Sonntag zeitgleich drei Dörfer im zentralen Bundesstaat Plateau nahe der Stadt Jos. Bei einem der Angriffe seien vor allem Frauen und Kinder die Opfer gewesen, sagte ein Regierungsvertreter. Nach Angaben von Augenzeugen gehörten die Angreifer zum muslimischen Nomadenvolk der Fulani, die ihre Attacken gegen Angehörige der Berom-Volksgruppe richteten. Die Unruhen bei Jos waren am 17. Januar ausgebrochen. Seitdem wurden etwa 300 Menschen getötet.

Westerwelle in Südamerika

Bundesaußenminister Guido Westerwelle brach am späten Samstagabend zu einer einwöchigen Vier-Länder-Tour durch Südamerika auf. Damit will er die Beziehungen zur lateinamerikanischen Welt ausbauen. Es ist die bislang längste Auslandsreise des FDP-Vorsitzenden als Außenminister. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires stand am Sonntag die Weiterreise nach Chile auf dem Programm. Westerwelle wollte sich dort ein Bild von der Lage nach dem verheerenden Erdbeben mit mehreren hundert Toten Ende Februar machen. Weitere Stationen sind Uruguay und Brasilien.

Noch kurz vor seinem Abflug hatte Westerwelle sich von US-Außenministerin Hillary Clinton telefonisch über die Lage in der Katastrophenregion unterrichten lassen. Clinton hatte Chile am vergangenen Dienstag besucht. Der Abstecher in Chiles Hauptstadt Santiago wurde erst nachträglich ins Programm aufgenommen. Das Regierungsflugzeug hat auch Zelte, Satellitentelefone und ein Dialyse-Gerät an Bord. Mit dabei sind auch vier Angehörige des Technischen Hilfswerks. In Santiago war aber auch ein Treffen mit dem neu gewählten Präsidenten Sebastián Piñera geplant, der in diesem Monat sein Amt antreten wird. Bei dem Beben am vergangenen Samstag waren 800 Menschen ums Leben gekommen.

PLO für indirekte Nahost-Gespräche

Neue Hoffnung auf Friedensgespräche in Nahost: Mehr als 15 Monate nach Unterbrechung der Verhandlungen hat die Palästinenserführung von Präsident Mahmud Abbas Bereitschaft zu neuen indirekten Gesprächen mit Israel signalisiert. Jasser Abed Rabbo, Funktionär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), sagte am Sonntag vor Journalisten in Ramallah: "Die palästinensische Führung hat entschieden, dem US-Vorschlag eine Chance zu geben." Das PLO-Exekutivkomitee habe die Aufnahme indirekter Verhandlungen mit Israel gebilligt. Vor dem Besuch des US-Vizepräsidenten Joe Biden in der Region an diesem Montag liefen internationale Bemühungen um einen sofortigen Neustart der Verhandlungen auf Hochtouren. Der US-Nahostgesandte George Mitchell traf am Sonntagnachmittag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zusammen. Er wolle am Montag Abbas treffen, der ihm dabei offiziell die Antwort auf den US-Vorschlag übermitteln wollte. Am Montag wird auch US-Vizepräsident Joe Biden in die Region reisen, um die Friedensgespräche wieder in Gang zu bringen.

Vermisster Pantschen Lama lebt angeblich in Tibet

Der vom Dalai Lama für die Wiedergeburt des Pantschen Lamas ausgewählte Junge lebt nach chinesischen Angaben in Tibet. Es ist das zweithöchste tibetische Religionsamt. Der mittlerweile 20-Jährige genieße ein "gutes Leben", sagte der neue tibetische Regierungschef Padma Choling am Sonntag während der diesjährigen Tagung des chinesischen Volkskongresses in Peking. Seine Familie wolle nicht gestört werden. Den Aufenthaltsort oder andere Details nannte der Regierungschef nicht, außer dass seine Geschwister an der Universität studierten oder normaler Arbeit nachgingen. Das genaue Schicksal Gendun Choekyi Nyimas ist bis heute ungeklärt. Der Dalai Lama hatte ihn im Mai 1995 gegen den Willen Pekings als Reinkarnation des 1989 gestorbenen 10. Pantschen Lama ausgerufen. Die chinesischen Behörden hatten die Wahl nicht anerkannt, den damals Fünfjährigen verschwinden lassen und stattdessen einen anderen Jungen zur Wiedergeburt erklärt. Der heute 19-jährige Gyaltsen Norbu steht für die kommunistische Führung an der Spitze des tibetischen Buddhismus, der durch den Streit tief gespalten ist.

Minister: Iran baut Kurzstreckenraketen in Serie

Iran hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums mit der Serienproduktion einer Kurzstreckenrakete begonnen. Die Rakete vom Typ Nasr (Sieg) 1 kann von Schiffen und Küsten aus abgefeuert werden, sagte Verteidigungsminister Ahmad Wahidi im staatlichen Fernsehen. Nach einigen technischen Veränderungen werde sie auch von Hubschraubern und U-Booten aus eingesetzt werden können. Erst im Februar hatte die iranische Marine das erste Kriegsschiff aus landeseigener Produktion in Dienst gestellt. Der 94 Meter lange Zerstörer war auf den Namen Jamaran getauft worden. Iran steht im Verdacht, an der Entwicklung der Atombombe zu arbeiten. Raketen, die solche Massenvernichtungswaffen wohl transportieren könnten, hat das islamische Land bereits. Im Arsenal sind mehrere hundert Geschosse der Typen Schahal 1 und 2, die bis zu 330 und 700 Kilometer weit reichen.

Pakistanischer Taliban-Führer erschossen

Im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet ist offenbar ein weiterer Taliban-Führer getötet worden. Maulvi Noor Mohammad sei im Stammesgebiet Nord-Waziristan von Angehörigen eines Mannes erschossen worden, den Mohammad vor kurzem gefoltert und getötet habe, sagte ein Taliban-Kämpfer aus der Region am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Ein Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdiensts erklärte, Mohammad habe eine Gruppe von rund 400 Taliban-Kämpfern befehligt, die von Pakistan aus regelmäßig die Nato-Truppen in Afghanistan angegriffen hätten.

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