Politik kompakt:Gaddafi wirft Nato Hass auf Muslime vor

Die Nato-Luftangriffe setzen dem libyschen Machthaber Gaddafi offenbar schwer zu. Er attackiert das Militärbündnis mit einer Hasstirade scharf - und schwört Rache.

im Überblick

Die ständigen Luftangriffe der Nato setzen dem libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi militärisch und persönlich schwer zu. Im libyschen Staatsfernsehen regte er sich über den Angriff auf das Haus eines seiner langjährigen Weggefährten am vergangenen Wochenende auf. Dieser Funktionär sei für die Finanzen des Militärs zuständig, sein Haus sei aber deshalb noch lange kein militärisches Ziel. Überhaupt habe die Nato bereits die komplette Luftwaffe und Luftabwehr seiner Armee zerstört. Er verstehe daher nicht, warum noch weiter bombardiert werde.

Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Gaddafi

Der libysche Staatschef Muammar Gaddafi steht offenbar schwer unter Druck.

(Foto: dapd)

Die Nato hatte das Haus in der Ortschaft Surman als "Kommandozentrum von hohem militärischem Wert" bezeichnet. Die libysche Regierung sprach von 13 getöteten Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Gaddafi erklärte in seiner vom Fernsehen ausgestrahlten Audio-Botschaft: "Wir haben keine Angst vor dem Tod und wir wollen als Märtyrer sterben." An die Adresse der Nato-Staaten sagte er: "Jesus hat nichts mit euch zu tun. (...) Ihr habt keine Religion und ihr hasst uns, weil wir Muslime sind." In der Nacht zum Donnerstag gab es nach Auskunft von Bewohnern in Tripolis keine Luftangriffe in der Hauptstadt. Die Nato habe Ziele in der Umgebung der Stadt Sleitan bombardiert, hieß es inoffiziell.

(dpa)

Hunderte Syrer sind nach einem Vorstoß syrischer Regierungstruppen in das Grenzdorf Chirbet al-Dschoos in die Türkei geflüchtet, der rumänische Präsident hat dem früheren König des Landes eine Mitschuld für den Tod von fast 300.000 Rumänen während des Holocausts vorgeworfen und in Berlin ist ein NPD-Politiker überfallen worden: Lesen Sie auf den folgenden Seiten weitere Meldungen im Überblick.

Syrien: Assad-Truppen nehmen Dorf an türkischer Grenze ein

Nach einem Vorstoß syrischer Regierungstruppen in das Grenzdorf Chirbet al-Dschoos sind Hunderte von Syrern in die Türkei geflüchtet. Das türkische Fernsehen zeigte, wie Männer, Frauen und Kinder in Panik auf die Grenze zu rannten. Ein syrischer Aktivist an der Grenze sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe 30 Panzer und 15 Busse der Armee gesehen, die am Donnerstag in das Dorf eingedrungen seien. Anschließend seien Schüsse zu hören gewesen.

Schon vor Ankunft der Soldaten und Milizionäre hätten sich dutzende Familien aus Chirbet al-Dschoos außerhalb des Dorfes versteckt, weil sie mit einem Angriff gerechnet hätten, sagte der Aktivist. Als die ersten Panzer kamen, liefen sie los. Auf der türkischen Seite wurden sie nach seinen Angaben erst mit Bussen in eine Kaserne gebracht und dann auf die Flüchtlingslager verteilt. Er sprach von 1000 Flüchtlingen. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, die Hilfsorganisation Roter Halbmond habe alleine bis zum Mittag 600 Neuankömmlinge gezählt. Er habe von Flüchtlingen gehört, dass Soldaten und Angehörige der Schabiha-Miliz mit Namenslisten durch das Dorf gezogen seien und dort Häuser von Regimegegnern zerstört hätten, sagte Dschamil Saeib, einer der Aktivisten an der Grenze.

Anschließend habe er gesehen, wie zwölf der Armee-Busse das Dorf wieder verlassen hätten und in Richtung der Stadt Dschisr al-Schughur gefahren seien. Ein anderer Aktivist sagte, er vermute, die Truppen hätten den Auftrag erhalten, diesen Abschnitt der Grenzregion unter ihre Kontrolle zu bringen, weil von dort viele negative Nachrichten über die Machenschaften des Regimes verbreitet worden seien. Ein Korrespondent der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, der Einsatz der syrischen Soldaten könne von türkischer Seite aus beobachtet werden.

(dpa)

Rumänien: Präsident macht Ex-König für Holocaust mitverantwortlich

Der rumänische Präsident Traian Basescu hat dem früheren König des Landes eine Mitschuld für den Tod von fast 300.000 Rumänen während des Holocausts vorgeworfen. Der damalige Machthaber, Michael I., sei ein "russischer Lakei" gewesen, sagte Basescu am Mittwochabend in einem Interview mit dem Fernsehsender B1. Für den Tod von etwa 280.000 Juden sowie 11.000 Sinti und Roma unter dem faschistischen Regime von Ion Antonescu habe der Monarch ganz wesentlich die Verantwortung getragen. Die Entmachtung Michaels durch die von der Sowjetunion unterstützten Kommunisten im Jahr 1947 bezeichnete Basescu zudem als "einen Akt des Verrats" gegen Rumänien. Michael I. ist einer der wenigen noch lebenden Machthaber aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. In diesem Jahr wird er seinen 90. Geburtstag feiern. dapd/248/bwu/uz /6

(dapd)

NPD-Politiker in Berlin überfallen

Ein Bezirkspolitiker der rechtsextremen NPD ist vermutlich von linksextremen Tätern überfallen und zusammengeschlagen worden. Etwa fünf dunkel gekleidete und vermummte Männer lauerten dem 46-jährigen Jan Sturm, der Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Neukölln ist, auf, wie die Polizei mitteilte. Die Täter rissen ihr Opfer nach Zeugenberichten in der Richardstraße vom Fahrrad, prügelten mit Schlagstöcken und Flaschen auf den Mann ein und beschimpften ihn als Nazi. Der Bezirksverordnete erlitt Platzwunden und Prellungen.

(dpa)

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