Politik kompakt:Der Baron, den sie lieben

Kundus-Skandal? Vergessen! Verteidigungsminister Guttenberg schwimmt auf einer Welle der Begeisterung. Jeder zweite Bundesbürger wünscht sich ihn als nächsten Kanzler. Weitere Kurzmeldungen im Überblick.

Karl-Theodor zu Guttenberg ist der Shootingstar auf der politischen Bühne Berlins. Das belegt nun wieder einmal eine Umfrage: Fast jeder zweite Bundesbürger kann sich den Verteidigungsminister als nächsten Kanzler vorstellen. In der von dem Nachrichtenmagazin Focus in Auftrag gegebenen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid äußerten sich 46 Prozent der Befragten dementsprechend. Im bürgerlichen Lager hätte der Bundesverteidigungsminister demnach sogar eine deutliche Mehrheit: Jeweils 62 Prozent der Unions-Wähler und der FDP-Anhänger halten Guttenberg der Umfrage zufolge für kanzlerfähig. Auch bei den Grünen (48 Prozent), Linke (40 Prozent) und SPD (34 Prozent) erfährt der CSU-Politiker Zuspruch.

Die Zahl der Todesopfer nach dem blutigen Anschlag in Pakistan steigt dramatisch an, Nordkorea will wieder verhandeln und Radovan Karadzic erhält einen Orden: Wichtige Nachrichten des Tages in Kürze.

(AP)

Mehr als 100 Tote in Pakistan

Nach dem blutigsten Anschlag in Pakistan seit Oktober vergangenen Jahres ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 102 gestiegen. Wie die Behörden mitteilten, schwebten einige der durch die Explosionen auf einem belebten Markt in Yakaghund im Nordwesten des Landes Verletzen noch immer in Lebensgefahr. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban. In der Stadt Yakaghund in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan hatte sich am Freitag ein Selbstmordattentäter auf einem Motorrad in die Luft gesprengt. Zudem war eine ferngezündete Autobombe detoniert. Augenzeugen berichteten von einer gewaltigen Explosion, die ein Verwaltungsgebäude und dutzende Geschäfte einstürzen ließ.

(AFP)

Serbien: Kosovo droht mit Krieg

Die Ankündigung der Kosovo-Regierung, Sondereinheiten ihrer Polizei in den serbisch bewohnten Norden des Landes zu verlegen, ist nach Überzeugung Belgrads "eine offene Kriegsdrohung". "Die kriegshetzerischen Äußerungen und andere Provokationen bedrohen den zerbrechlichen Frieden und die Stabilität in Nordkosovo", kritisierte der serbische Präsident Boris Tadic nach Medienberichten vom Samstag. Die Regierung in Pristina sei verantwortlich "für die katastrophalen Folgen dieser Drohung". Die Kosovo-Regierung hatte die Verlegung der Spezialeinheiten angekündigt, um eventuelle Proteste der dortigen serbischen Mehrheit zu unterbinden. Pristina hatte im Norden ein erstes Regierungsbüro eröffnet und will jetzt auch Gerichte einsetzen sowie Wahlen organisieren. Bisher hatte die Kosovo-Regierung im Norden keinen Einfluss, der vollständig vom benachbarten Serbien kontrolliert wurde. Im gesamten Kosovo stellen die Albaner heute mehr als 90 Prozent der Bevölkerung, die Serben sind eine Minderheit mit unter zehn Prozent. Kosovo hatte sich vor zwei Jahren von Serbien abgespalten und für unabhängig erklärt.

(dpa)

Atomprogramm: Nordkorea will verhandeln

Nordkorea hat sich bereiterklärt, im Streit um sein Atomprogramm an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Das kommunistische Land werde weiter Anstrengungen unternehmen, um über die Sechs-Parteien-Gespräche zu einem Friedensabkommen zu kommen, hieß es in einer am Samstag verbreiteten Erklärung des Außenministeriums. Die Gespräche unter Beteiligung Südkoreas, der USA, Japans, Russlands und Chinas liegen seit einem nordkoreanischen Atomtest und dem Abschuss einer Langstreckenrakete auf Eis. Südkorea und die USA haben zudem erklärt, vor einer Wiederaufnahme der Gespräche müsse Nordkorea die Verantwortung für die Versenkung eines südkoreanischen Kriegsschiffes übernehmen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte zwar die Versenkung, nannte aber als Konzession an China Nordkorea nicht ausdrücklich als Verursacher. Südkorea hatte den Zwischenfall vom 26. März vor die UN gebracht. Südkoreanischen Erkenntnissen zufolge wurde das Schiff durch einen nordkoreanischen Torpedo versenkt. Dabei wurden 46 Seeleute getötet.

(Reuters)

Deutsche Soldaten in Afghanistan verletzt

Zwei deutsche Soldaten sind bei Anschlägen im Norden Afghanistans leicht verwundet worden. Am frühen Samstagmorgen sei eine deutsche Patrouille etwa zwölf Kilometer westlich des Feldlagers in Kundus in eine Sprengfalle gefahren, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Etwa eine Stunde später sei in der Nähe ein weiterer improvisierter Sprengsatz gezündet worden, als die Patrouille vorbeifuhr. Bei den beiden Anschlägen seien zwei Soldaten verletzt worden, die inzwischen im Krankenhaus im Feldlager versorgt würden. Bei weiteren Angriffen von Aufständischen im Süden und Osten Afghanistans wurden nach Angaben der internationalen Isaf-Truppe fünf Soldaten der USA und der Nato getötet. Nahe der Grenze zu Pakistan eröffneten mutmaßliche afghanische Taliban zudem das Feuer auf einen Bus mit pakistanischen Stammesältesten und töteten elf von ihnen. Die Reisenden waren auf dem Weg von Kurram nach Peshawar und hatten den Umweg über Afghanistan gewählt, um Angriffen von pakistanischen Taliban im pakistanischen Grenzgebiet zu entgehen. In der afghanischen Taliban-Hochburg Kandahar starb ein Zivilist, als auf einem Basar ein auf einem Motorrad platzierter Sprengsatz explodierte.

(Reuters)

Karadzic erhält Orden von seiner Partei

Radovan Karadzic, politischer Führer der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) und inzwischen als Kriegsverbrecher angeklagt, ist von seiner SDS-Partei mit dem höchsten Orden dekoriert worden. Karadzic erhielt die Auszeichnung am Samstag in Banja Luka gemeinsam mit Momcilo Krajisnik zugesprochen. Krajisnik war während des Krieges Präsident des serbischen Landesteils in Bosnien. Die SDS war während des Krieges die dominierende serbische Partei und sitzt heute in der Opposition. Gegen Karadzic läuft vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ein Prozess wegen schwerster Kriegsverbrechen. Krajisnik war von diesem Gericht schon zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Auszeichnung wegen der angeblichen Verdienste beider Politiker für die Serben in Bosnien wurde am Vorabend des 15. Jahrestages des Völkermordes von Srebrenica erteilt, für den die beiden Ausgezeichneten verantwortlich sind. Am Sonntag werden zu diesem Anlass 775 Opfer dieses schwersten Kriegsverbrechens in Europa seit 1945 beerdigt. Serbische Soldaten hatten rund 8000 muslimische Jungen und Männer ermordet. Mehr als 4500 von ihnen sind inzwischen aus Massengräbern geborgen und identifiziert worden.

(dpa)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: