Politik kompakt:Blutige Kämpfe in Mailand

Zerbrochene Schaufenster, brennende Müllcontainer: Nach dem Mord an einem jungen Ägypter attackieren arabische Einwanderer in Mailand Südamerikaner auf offener Straße. Kurzmeldungen im Überblick

Die Ermordung eines jungen Ägypters hat in der Nacht zum Sonntag zu schweren Ausschreitungen in einem Migranten-Viertel der norditalienischen Stadt Mailand geführt. Wie italienische Medien am Sonntag berichteten, waren der 19-jährige Nordafrikaner und ein Freund am Samstagabend im Bus in eine Auseinandersetzung mit einer Gruppe Südamerikaner geraten. Sie erstachen den Jugendlichen nach Verlassen des Busses. Über 36 wütende Nordafrikaner setzten daraufhin über Stunden das Viertel im Mailänder Nordosten mit einer Jagd auf Lateinamerikaner in Angst und Schrecken. Medien berichteten von zahlreichen zerschlagenen Schaufenstern, zerstörten Autos und in Brand gesetzten Müllcontainern. Vier Afrikaner wurden festgenommen; der Mörder des jugendlichen Ägypters wurde bisher jedoch nicht gefasst.

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In Mailand kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von Immigranten.

(Foto: Foto: dpa)

Wie Obama die Beziehungen zur islamischen Welt verbessern will und im Libanon mit einer Großdemonstration dem ermordeten Präsidenten gedacht wird: Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Kurzmeldungen.

Obama ernennt Sonderbotschafter für islamische Staaten

US-Präsident Barack Obama hat einen neuen Sonderbotschafter für die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) benannt. Künftig vertritt Rashad Hussain, ein Rechtsberater der US-Regierung, die Vereinigten Staaten in dem Gremium, dem derzeit mehr als 50 islamisch geprägte Länder angehören. Obama sagte, der Harvard- und Yale-Absolvent habe bereits entscheidend an dem Konzept mitgearbeitet, das der US-Präsident bei seiner viel beachteten Rede in Kairo im Juni vergangenen Jahres vorstellte. Darin hatte Obama zu einem Neuanfang in den Beziehungen der USA und der muslimischen Welt aufgerufen.

Libanon: Tausende gedenken Hariri

Tausende Menschen haben am Sonntag in Beirut des vor fünf Jahren ermordeten früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri gedacht. Die Kundgebung fand unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zu der Demonstration aufgerufen hatte unter anderem der jetzige Regierungschef Saad Hariri, ein Sohn des Getöteten. Zur Uhrzeit des Bombenattentats läuteten die Glocken in den Kirchen der Hauptstadt und Koranverse wurden über Lautsprecher vorgetragen. Viele der Anhänger des sunnitischen Politikers Rafik Hariri, der am 14. Februar 2005 durch eine Autobombe ums Leben kam, sind enttäuscht, dass der Mord immer noch nicht aufgeklärt wurde. Ein mit dem Fall befasstes UN-Tribunal hat bisher noch keine Anklage erhoben. Die Ermordung Hariris hatte den Libanon an den Rand eines Bürgerkriegs geführt.

Iran: Karrubis Sohn angeblich gefoltert

Ein Sohn des iranischen Oppositionspolitikers Mehdi Karrubi ist nach Angaben seiner Mutter nach den jüngsten Massenprotesten im Iran festgenommen und gefoltert worden. In einem offenen Brief an den obersten geistlichen Führer des Landes, Ayatollah Ali Chamenei, der am Sonntag auf Karubis Internetseite veröffentlicht wurde, schreibt Fatemeh Karrubi, dass ihr Sohn Ali nach seiner Festnahme am vergangenen Donnerstag im Gefängnis gefoltert wurde, um andere Häftlinge "einzuschüchtern". Auf der Internetseite ist ein Foto von Ali Karrubi mit Verletzungen am Rücken und an einer Hand zu sehen. Bei seiner Freilassung soll der folternde Polizeibeamte nach Angaben der Mutter zu ihrem Sohn gesagt haben: "Wenn du 24 Stunden länger geblieben wärst, hätte ich deine Leiche zurückgegeben."

Libanons Armee schießt auf israelische Jets

Die libanesische Armee hat am Sonntag erneut israelische Kampfflugzeuge über dem Libanon beschossen. Wie die Streitkräfte mitteilten, feuerten Luftabwehrstellungen auf vier israelische Kampfjets, die im Tiefflug über den Süden des Landes geflogen seien. Der Libanon berichtet beinahe täglich von Verletzungen seines Luftraums durch die israelische Luftwaffe. Die Vereinten Nationen kritisieren das Vorgehen Israels als Verletzung der UN-Resolution 1701.

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