Politik kompakt:Margot statt Stephanie

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg lädt die frühere Bischöfin Margot Käßmann zu einem Truppenbesuch in Afghanistan ein - die nimmt das Angebot angeblich an. Kurzmeldungen im Überblick.

Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann will nach CSU-Angaben das Angebot von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg für einen Truppenbesuch in Afghanistan annehmen. Bei einem Treffen mit der Bundestags-CSU im bayerischen Wildbad Kreuth sagte Käßmann Teilnehmerangaben zufolge: "Ich fahre schon mit, wenn es eine Gelegenheit gibt."

Umfrage sieht CSU in Bayern bei 45 Prozent

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) besucht nahe Kunduz einen Bundeswehr-Posten. Demnächst könnte ihn die frühere Bischöfin Margot Käßmann nach Afghanistan begleiten.

(Foto: dapd)

Sie habe allerdings zu Bedenken gegeben, dass sie heute kein Amt bekleide, das einen näheren Bezug dazu hat, hieß es. Käßmann äußerte sich auf dpa-Anfrage nicht. Vor kurzem war zu Guttenberg mit seiner Frau Stephanie zu einem überraschenden Truppenbesuch in Afghanistan erschienen.

Käßmann hatte vor einem Jahr als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in einer Predigt gesagt: "Nichts ist gut in Afghanistan". Darüber hatte sich Guttenberg aufgeregt und nach eigenen Angaben Käßmann schon damals zur Mitreise nach Afghanistan eingeladen. Beim Treffen mit der CSU nahm die Theologin ihre Kritik nicht zurück. Sie sagte: "Ich denke, dass sich die Lage in Afghanistan nicht fundamental verbessert hat."

Käßmann war im vorigen Jahr von ihrem Amt als EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten, nachdem sie mit Alkohol im Blut Auto gefahren und von der Polizei angehalten worden war. Seit Jahresbeginn hat sie eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum.

Entgegen dem ursprünglichen Unmut innerhalb der CSU über die Einladung Käßmanns nach Kreuth - eine Initiative von CSU- Landesgruppenschef Hans-Peter Friedrich - soll das nicht öffentliche Gespräch am Mittwochabend bei den meisten Abgeordneten auf großes Interesse gestoßen sein.

Käßmann habe mit klaren Standpunkten, Demut und Gelassenheit überzeugt, hieß es. Über die Zeit der Berichterstattung zu ihrer Alkoholfahrt sagte sie nach CSU-Angaben, sie sei erschrocken über die Macht der Medien gewesen. Sie habe danach mit den Politikern darüber gesprochen, wie die eigene Seele bei Problemen in einem öffentlichen Amt Schaden nehmen könne.

Lesen Sie auf den nächsten Seiten, was der deutsche Regionalkommandeur in Afghanistan über die nächsten Wochen denkt, welches neue Amt der Freiburger Erzbischof Zollitsch bekleidet und auf welchen Berater Barack Obma demnächst verzichten muss.

ISAF-General: Bundeswehr in Afghanistan vor entscheidenden Wochen

Die internationale Afghanistan-Truppe ISAF steht im umkämpften Norden des Landes nach Ansicht von Regionalkommandeur Hans-Werner Fritz vor entscheidenden Wochen. "Ich glaube schon, dass wir uns einer Art Kulminationspunkt nähern", sagte der Bundeswehr-General der Saarbrücker Zeitung. "Wir sind noch nicht an der Spitze angekommen." In den bevorstenenden Wochen und Monaten könne es "noch harte Gefechte geben", sagte Fritz, dem 11.500 Nato-Soldaten unterstehen, darunter 5000 deutsche und 5000 US-Soldaten.

"Wir müssen darauf eingestellt sein, dass es durchaus noch schlimmer kommen kann. Aber wenn dieser Punkt überschritten ist, sind wir auf der anderen, der besseren Seite des Berges." 2011 werde in Afghanistan "ein ganz entscheidendes Jahr", sagte Fritz. Die Aufständischen spürten den zunehmenden Druck der ISAF-Truppen. Ihre Reaktionen würden immer verzweifelter und gewalttätiger.

Zur Debatte um einen möglichen Abzug der Bundeswehr sagte Fritz, dies müsse in Abhängigkeit von der Beurteilung der Lage beantwortet werden. "Diesbezüglich bin ich vorsichtig optimistisch." Zugleich sagte der General, ein Truppenabzug sei "ganz gewiss keine Entscheidung nur nach militärischen Kriterien", sondern "eine hochpolitische Entscheidung".

Papst beruft Zollitsch in Evangelisierungsrat

Papst Benedikt XVI. hat den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in den Rat für Neuevangelisierung berufen. Das Gremium war Mitte Oktober 2010 von Benedikt gegründet worden, um neue Wege zur Verkündung des Evangeliums in westlichen Industrieländern zu finden, in denen immer mehr Menschen vom Glauben abfallen.

Zollitsch äußerte sich erfreut über die Berufung eines deutschen Bischofs in den Rat. Dies zeige "die Wertschätzung für unsere pastoralen Anstrengungen und kreativen Ideen in Deutschland", erklärte der Freiburger Erzbischof.

Der Papst berief auch den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn sowie knapp zwei Dutzend weitere Kardinäle und Bischöfe in den Rat, wie der Vatikan mitteilte. Geleitet wird das Gremium vom italienischen Erzbischof Rino Fisichella.

Volcker zieht sich zurück

Der frühere US-Notenbankchef Paul Volcker beendet seine Amtszeit als Leiter einer von Präsident Barack Obama eingerichteten Arbeitsgruppe zur Schaffung von Arbeitsplätzen und der Bekämpfung der Finanzkrise, wie die Nachrichtenagentur AP erfuhr. Die zweijährige Mission der Arbeitsgruppe läuft kommenden Monat aus, Obama prüft aber eine Verlängerung ihres Mandats. Der Gewährsperson zufolge will der 83-jährige Volcker ausscheiden. Er stehe Obama jedoch bei Bedarf weiter als Wirtschaftsberater zur Verfügung.

Volcker war von 1979 bis 1987 Chef der Fed und machte sich als Krisenmanager einen Namen. Er bekam die damals hohe Inflation unter Kontrolle und sorgte für eine Wiederbelebung der Wirtschaft. Er gilt als Befürworter einer stärkeren Regulierung der Banken.

Während der Amtszeit von Präsident George W. Bush übte Volcker heftige Kritik an dessen Umweltpolitik. Das Argument, Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen schadeten der Wirtschaft, bezeichnete er dabei als "fundamental falsch".

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