Süddeutsche Zeitung

Politik kompakt:Anschlagsserie erschüttert Kandahar

Bei vier Explosionen in der afghanischen Taliban-Hochburg Kandahar sind 30 Menschen getötet worden. Kurzmeldungen im Überblick.

Bei einer Anschlagsserie in der afghanischen Stadt Kandahar sind am Samstagabend 30 Menschen getötet worden. Unter den Anschlagsopfern seien Zivilisten und Polizeibeamte, sagte der Chefarzt des größten Krankenhauses in Kandahar. Mehr als 50 Menschen seien zudem verletzt worden, als nach Einbruch der Dämmerung vier Sprengsätze in der Innenstadt in kurzer Folge explodiert seien.

Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu der Anschlagsserie. Die Selbstmordanschläge seien als Warnung an die ausländischen Truppen gerichtet, teilten die Aufständischen am Samstag auf ihrer Internetseite mit. Bei den Attentaten seien "zahlreiche Feinde der Gotteskrieger" getötet worden.

Die größte Bombe detonierte nach Angaben der Provinzregierung nahe des streng bewachten Gefängnisses von Kandahar. Den Angreifern sei aber wohl nicht gelungen, in das Gefängnis einzudringen, sagte der Vorsitzende des Provinzrates von Kandahar, Ahmed Wali Karsai, der dpa. Der Bruder von Staatspräsident Hamid Karsai hielt sich zum Zeitpunkt der Angriffe in der Hauptstadt Kabul auf. Aufständische hatten das Gefängnis bereits im Juni 2008 angegriffen. Damals war es ihnen gelungen, hunderte Gefangene zu befreien.

Ein weiterer Anschlag zielte auf das Gebäude des Polizeichefs. Ein dritter Sprengsatz ging nahe der Residenz des Provinzchefs Ahmad Wali Karsai, dem Halbbruder von Präsident Hamid Karsai, in die Luft.

Die US-Streitkräfte haben noch für dieses Jahr eine Offensive gegen die Aufständischen in der Provinz Kandahar angekündigt und den Einsatz bereits im Vorfeld als möglicherweise entscheidende Schlacht gegen die Taliban bezeichnet. Kandahar war die inoffizielle Hauptstadt der Taliban bis zu deren Sturz 2001.

Ein mutmaßliches Mitglied des Terrornetzwerks al-Qaida hat jahrelang in einer US-Atomanlage gearbeitet, in Thailand marschieren Zehntausende Demonstranten in Richtung Bangkok und in Irland sind drei Verdächtige im Zusammenhang mit dem geplanten Mord an einem Mohammed-Karikaturisten wieder auf freiem Fuß: Lesen Sie auf den nächsten Seiten weitere Kurzmeldungen.

Ein derzeit im Jemen inhaftiertes mutmaßliches Mitglied des Terrornetzwerks al-Qaida hat jahrelang in einer US-Atomanlage gearbeitet. Charif Mobaïli sei von 2002 bis 2008 in einem Kernkraftwerk im US-Bundesstaat New Jersey beschäftigt gewesen, teilte ein Sprecher des Energieversorgers PSEG mit. Er sei auch in anderen Anlagen in der Region eingesetzt worden. Den Angaben zufolge übernahm Mobaïli "untergeordnete Aufgaben" wie den Transport von Zulieferungen. Er habe über die nötige Zulassung der Bundesbehörden verfügt und sei niemals als "Risikoperson" eingestuft worden.

Mobaïli hatte am vergangenen Sonntag bei einem Fluchtversuch aus einem Gefängniskrankenhaus in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa einen Wachmann getötet und einen weiteren schwer verletzt. Nach Angaben des jemenitischen Verteidigungsministeriums gehört er dem Terrornetzwerk al-Qaida an und ist in mehrere Terroranschläge verwickelt.

Über die Nationalität des Verdächtigen gibt es unterschiedliche Angaben. Das jemenitische Verteidigungsministerium schreibt auf seiner Internetseite, Mobaïli sei somalischer Abstimmung und habe auch die deutsche Staatsbürgerschaft. In jemenitischen Polizeikreisen hieß es hingegen, er besitze die jemenitische und die US-Staatsbürgerschaft.

Zehntausende Demonstranten sind am Samstag in Thailand auf die Hauptstadt Bangkok zumarschiert. Sie wollen das öffentliche Leben lahmlegen und die Regierung zum Rücktritt zwingen. Die Oppositionsbewegung UDD hatte in den umliegenden Provinzen über Nacht Zehntausende Menschen versammelt, die teils in kilometerlangen Konvois die Autobahnen nach Bangkok verstopften. Allein aus der Provinz Ayutthaya, 90 Kilometer nördlich von Bangkok, waren nach Augenzeugenberichten zwischen 70.000 und 100.000 Menschen unterwegs. Die Demonstranten, wegen der Farbe ihrer T-Shirts "Rothemden" genannt, wollen Regierungschef Abhisit Vejjajiva stürzen.

Am Sonntag sind in Bangkok Kundgebungen mit mehr als 300.000 Teilnehmern geplant. Für die Sicherheit der Hauptstadt war die Armee verantwortlich: 35.000 Sicherheitskräfte waren in der thailändischen Hauptstadt im Einsatz.

Der Finanzier und Mentor der Demonstranten, der 2006 gestürzte Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra, soll unterdessen Probleme mit seiner Exilheimat Dubai bekommen haben: Die Behörden hätten ihn zur Abreise aufgefordert, berichtete die Regierung in Bangkok. Der Milliardär bestritt dies via Twitter.

Drei Tage nach Festnahmen wegen eines angeblichen Mordkomplotts gegen einen schwedischen Mohammed-Karikaturisten sind drei der Verdächtigen in Irland wieder frei. Ein verheiratetes Paar sowie eine weitere Frau seien freigelassen worden, teilte die irische Polizei mit. Vier Verdächtige im Südosten der Insel bleiben allerdings in Haft. Sie wurden am Dienstag festgenommen, weil sie den Karikaturisten Lars Vilks womöglich ermorden wollten. Dieser hatte 2007 den Propheten Mohammed als Hund gezeichnet und Empörung in der muslimischen Welt ausgelöst. Das Terrornetz al-Qaida hatte damals 100.000 Dollar Kopfgeld auf den Künstler ausgesetzt.

In den USA sitzt zudem eine Frau in Haft, die als "Dschihad Jane" bekannt ist. Sie soll ebenfalls hinter einem Mordplan gegen den schwedischen Künstler stecken. Unklar war jedoch, welche Verbindung die Frau zu den in Irland Festgenommenen hatte.

Nur einen Tag nach dem verheerenden Doppelanschlag in Lahore hat sich in Pakistan erneut ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und mindestens zwölf Menschen mit in den Tod gerissen. Weitere 54 Menschen wurden bei der Attacke in einer belebten Straße in Mingora, der größten Stadt im Swat-Tal im Nordwesten des Landes, nach Krankenhausangaben verletzt.

Der Selbstmordattentäter brachte seinen Sprengsatz zur Explosion, nachdem Sicherheitskräfte versucht hatten ihn zu stoppen, wie die Polizei mitteilte. Der Attentäter, der zu Fuß unterwegs war, hatte vor, in ein Regierungsgebäude einzudringen.

(dpa)

Die serbischen Behörden haben nach eigenen Angaben neun ehemalige Mitglieder paramilitärischer Einheiten festgenommen, denen Kriegsverbrechen im Kosovokrieg vorgeworfen werden. Sie sollen für die Tötung von 200 Zivilpersonen im Mai 1999 im Dorf Cuska mitverantwortlich sein, sagte Staatsanwalt Bruno Vekaric in Belgrad. Insgesamt werde wegen des Massakers in Cuska gegen 26 ehemalige Mitglieder paramilitärischer Einheiten ermittelt.

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