Politik kompakt:Gewalt zwischen Kopten und Muslimen eskaliert

Durch einen Sitzstreik von christlichen Kopten fühlen sich viele ägyptische Muslime provoziert - und greifen zur Gewalt. Außerdem: Wieder gibt es in der Elfenbeinküste und Syrien Tote.

Nach Zusammenstößen hat das Oberhaupt der Kopten in Ägypten die Gläubigen aufgefordert, einen Sitzstreik zu beenden. Papst Schenuda III. Der koptisch-orthodoxen Kirche Ägyptens sagte, dass die Situation durch den seit einer Woche andauernden Protest weiter angeheizt würde.

Clashes between Muslims and Coptic Christians

Demonstrierende Kopten vor dem staatlichen Rundfunkgebäude in Kairo: Zwischen den Christen und Muslimen kam es nun zu Zusammenstößen.

(Foto: dpa)

Er warnte zudem davor, dass die Interimsregierung unter Führung der Streitkräfte dabei sei, die Geduld mit den Demonstranten zu verlieren.

Zuvor hatte eine wütende Menge von etwa 100 Menschen in der Nacht zum Sonntag in Kairo die christlichen Demonstranten mit Steinen und Brandsätzen angegriffen. Es gab nach Angaben aus Sicherheitskreisen vom Sonntag 67 Verletzte. 15 Personen seien festgenommen worden.

Die Demonstranten halten sich bereits seit einer Woche vor dem Gebäude des staatlichen Fernsehens auf und protestierten für Maßnahmen gegen religiöse Gewalt. Sie reagierten damit auf Ausschreitungen zwischen Christen und Muslimen, bei denen am vergangenen Wochenende 15 Menschen umkamen und eine Kirche niedergebrannt wurde.

Kein Ende des Mordens in der Elfenbeinküste

Laurent Gbagbo ist als Präsident der Elfenbeinküste entmachtet, doch seine Kämpfer morden nach Angaben der Regierung noch immer. Rund 220 Zivilisten im Südwesten der Elfenbeinküste seien getötet worden, sagte Regierungssprecher Patrick Achi im staatlichen Fernsehsender TCI.

Gbagbo-treue Milizionäre sowie liberianische Söldner, die Anfang Mai von den Truppen des ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara aus der Metropole Abidjan vertrieben wurden, hätten "auf ihrer Flucht" "Gräueltaten im Südwesten" des Landes begangen.

Auf ihrem Weg in Richtung der liberianischen Grenze hätten sich "diese Mörder ohne Glauben und ohne Gesetz an allen vergangen, denen sie begegneten - an Frauen, Männern, Kindern", sagte Achi.

Die "makabre Gesamtzahl" der Opfer liege bei 220 Toten und 17 Verletzten. Die meisten der Opfer seien aufgrund ihrer ethnischen Herkunft angegriffen worden.

Der Regierungssprecher kündigte eine verstärkte Sicherung der Grenze zu Liberia an, damit die Milizionäre und Söldner nicht zurückkehren könnten. Regierungschef Guillaume Soro habe Präsident Ouattara gebeten, in dieser Angelegenheit auf höchster Ebene mit Liberia zusammenzuarbeiten.

Gbagbo hatte sich nach der verlorenen Präsidentschaftswahl Ende November geweigert, sein Amt aufzugeben. Nach tagelangen schweren Kämpfen wurde er am 11. April von Ouattaras Truppen in Abidjan festgenommen.

Syrien beschießt Flüchtlinge

Syrische Truppen haben ein Grenzgebiet im benachbarten Libanon beschossen und dabei eine Frau getötet. Fünf weitere Menschen, unter ihnen ein libanesischer Soldat, wurden dabei verletzt, bestätigten libanesische Sicherheitskreise in Beirut.

In dem beschossenen Gebiet nahe dem Ort Bakija an der Grenze zu Syrien hielten sich vor allem syrische Flüchtlinge auf, die vor der Gewalt der Sicherheitskräfte in ihrer Heimat über die Grenze geflohen waren.

Seit dem 28. April sind nach libanesischen Angaben 5000 Syrer aus der Ortschaft Tel Kalach über die Grenze bei Wadi Chalid in den Libanon geflohen. Auch am Samstag löste die syrische Armee mit Aktionen in Tel Kalach einen neuen Flüchtlingsstrom in den Libanon aus.

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