Politik kompakt:Abrüsten unter Freunden

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Irans Präsident veranstaltet seine eigene Atom-Abrüstungskonferenz. Kommen werden nur Politiker, die seiner Regierung wohlgesonnen sind. Kurzmeldungen im Überblick

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad, den der Westen des Baus an einer Atombombe verdächtigt, hat zu einer internationalen atomaren Abrüstungskonferenz eingeladen. Die chinesische Regierung habe bereits ihre Teilnahme an dem zweitägigen Treffen am 17. und 18. April zugesagt, erklärte der Chefunterhändler für das iranische Atomprogramm, Said Dschalili. Auch die Außenminister von Kuba, Venezuela, Syrien, Oman und Turkmenistan hätten zugesagt. Diese Staaten unterhalten - im Gegensatz zu vielen westlichen Regierungen - gute Beziehungen zu Teheran.

Die Konferenz in Teheran soll wenige Tage nach einer großen Abrüstungstreffen in Washington beginnen und offenbar eine Gegenveranstaltung dazu sein. US-Präsident Barack Obama hat für den 12. April Vertreter aus 43 Ländern eingeladen, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Konferenz soll unter dem Titel "Atomkraft für alle, Atomwaffen für niemanden" stattfinden. Iran fordert für sich das Recht auf die zivile Nutzung von Atomkraft, die USA werfen dem islamischen Regime allerdings vor, nach der Atombombe zu streben.

Warum Oppositionelle in Thailand nicht mehr vor Luxushotels schlafen wollen und indische Bauern massenhaft Selbstmord begehen: Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Kurzmeldungen.

Gegen Krieg, Rüstung und Atomwaffen haben bei den Ostermärschen auch am Sonntag mehrere tausend Menschen demonstriert. Den größten Zulauf gab es nach Angaben des Ostermarschbüros mit 2200 Menschen in der Ruppiner Heide in Nordbrandenburg bei Wittstock. Hier sollte der Truppenübungsplatz, das sogenannte Bombodrom, zum größten Schießplatz Deutschlands ausgebaut werden. Der damalige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hatte die Pläne im vergangenen Jahr nach mehreren Niederlagen vor Gericht aber aufgegeben. Zu den Forderungen der Ostermarschierer gehörte ein Ende der Kämpfe in Afghanistan, bei denen aktuell drei Bundeswehrsoldaten und auch sechs verbündete afghanische Soldaten getötet worden sind. Bundesweit gibt es nach Abgaben des Netzwerks Friedenskooperative über die Feiertage Ostermarsch-Veranstaltungen in rund 70 Städten. Die Ostermärsche entstanden 1960 nach britischem Vorbild und etablierten sich als politische Protestaktion der Friedensbewegung gegen Atomwaffen. Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall des Ostblocks hat das Interesse aber nachgelassen.

Mutmaßliche islamische Extremisten haben Berichten zufolge sieben algerische Sicherheitskräfte getötet. Die Opfer seien bei einem Überfall auf ihren Kleinbus am Samstag in der Region Bejaia, rund 250 Kilometer östlich der Hauptstadt Algier, erschossen worden, berichtete die Tageszeitung Liberté. Wenig später seien am Tatort zwei Soldaten bei einer Bombenexplosion leicht verletzt worden. Die Zeitung El Watan schrieb hingegen, die Sicherheitskräfte seien bei einem Sprengstoffanschlag getötet worden. Bei der Explosion einer zweiten Bombe seien eine Stunde später ein Soldat getötet und zwei verletzt worden. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. In Algerien ist eine als "al-Qaida im islamischen Maghreb" (AQIM) bekannte Extremistengruppe aktiv.

Nach zwei Explosionen ist in der südrussischen Krisenprovinz Dagestan ein Zug entgleist. Verletzt wurde dabei niemand. Die Detonationen ereigneten sich am frühen Sonntagmorgen in der Nähe der Stadt Isberbasch, wie ein Sprecher der Verkehrspolizei erklärte. Die Bomben hätten eine Sprengkraft von je fünf Kilogramm TNT gehabt. Acht Waggons mit Baumaterial und die Lokomotive seien entgleist. Die Strecke wurde gesperrt; kurz nach der Explosion sollten hier zwei Fernzüge mit insgesamt 254 Passagieren fahren. Erst am Montag vergangener Woche kostete ein Doppelanschlag auf die Moskauer U-Bahn 40 Menschen das Leben, fast 100 wurden verletzt. Am Mittwoch wurden bei zwei Anschlägen in der Ortschaft Kisljar in Dagestan zwölf Menschen getötet.

Pakistanische Regierungstruppen haben auch am Sonntag die Militäroperation im Stammesgebiet Orakzai fortgesetzt und mindestens 35 radikal-islamische Extremisten getötet. Sicherheitskreisen zufolge wurden 14 weitere Taliban-Kämpfer verletzt, als Kampfhubschrauber Stellungen der Aufständischen an der Grenze zu Afghanistan beschossen. Seit Ende März geht das Militär in Orakzai verstärkt gegen Extremisten vor, die sich im Herbst nach einer Offensive in Süd-Waziristan dorthin zurückgezogen hatten. Nach offiziellen Angaben kamen in den vergangenen Tagen etwa 250 Aufständische bei Gefechten und Luftangriffen ums Leben.

Unter dem Druck der Regierung haben tausende Oppositionsanhänger in Thailand angekündigt, ihre Protestaktion im Geschäftszentrum von Bangkok zu beenden. Die Demonstration solle aber von Montag an in einem anderen Teil der Stadt fortgesetzt werden, erklärte einer der Organisatoren der sogenannten Rothemden, Jatuporn Prompan. Die Regierungsgegner wollen damit offenbar eine Konfrontation mit den Sicherheitskräften verhindern, die vor Festnahmen und Geldbußen gewarnt hatten. Tausende Oppositionsanhänger hatten nach einer Kundgebung am Samstag das Geschäftsviertel besetzt. Sie übernachteten auf den Bürgersteigen vor Luxushotels und Geschäften. Zahlreiche große Einkaufszentren wurden deswegen das ganze Wochenende über geschlossen. Die Rothemden demonstrierten bereits das vierte Wochenende in Folge. Es handelt sich um Anhänger des 2006 vom Militär gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra. Sie werfen dem heutigen Regierungschef Abhisit vor, er sei illegal mit Hilfe des Militärs und mächtiger Mitglieder der Elite an die Macht gekommen.

Dutzende Bauern haben in Indien Selbstmord begangen: Nach einer verheerenden Missernte nahmen sich binnen zehn Tage in der zentralindischen Region Vidarbha mehr als 30 Baumwollfarmer das Leben, berichtete der Sender NDTV am Sonntag. Die meisten Landwirte seien hoch verschuldet gewesen und hätten aufgrund der Ernteausfälle sowie stark gefallener Preise für Baumwolle keinen Ausweg mehr aus der Krise gesehen. Die vom Baumwollanbau geprägte Region Vidarbha liegt etwa 600 Kilometer nordöstlich der Metropole Mumbai. Aufgrund des Selbstmords Tausender Bauern ist Vidarbha in der Vergangenheit immer wieder als "Selbstmordgürtel" Indiens in der Schlagzeilen geraten. Nach Angaben der indischen Regierung haben sich seit 1997 landesweit etwa 180.000 meist hoch verschuldete Landwirte das Leben genommen. Die jüngste offizielle Zahl stammt aus Jahr 2007, in dem 16.600 Bauern den Freitod wählten. 2006 waren es mehr als 17.000 Selbstmorde.

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