Polit-Pensionäre:Stimmen aus dem Off

Sie hatten einmal richtig viel zu sagen - und können auch als Polit-Pensionäre nicht auf Zwischenrufe verzichten.

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Joschka Fischer, AP

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Bei den Grünen knirscht man unüberhörbar mit den Zähnen, wenn sich Joschka Fischer zu politischen Themen äußert. Zuletzt sagte der Übervater der Partei schlechte Ergebnisse bei den Neuwahlen in Hessen voraus: "Ich glaube, es wird alles richtig reinhauen, nicht nur bei der SPD, ich fürchte auch bei uns."

2005 klang Joschka Fischer noch ganz anders: "Ich mache nicht den Opa aus der Muppet-Show", versprach der Außenminister bei seinem Rückzug aus der Bundespolitik.

Doch wie die geschwätzige Puppe in der Fernsehserie hat Fischer seitdem wiederholt ungefragt seinen Senf dazu gegeben: Er wies öffentlich auf Fehler der Parteiführung hin und bezeichnete Kohle als unverzichtbare Übergangstechnologie.

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Wolfgang Clement, AP

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Einem Parteigenossen kurz vor der Wahl in den Rücken zu fallen, ist nicht gerade die feine englische Art. Eine Woche vor der Landtagswahl in Hessen warnte Wolfgang Clement (SPD) in einem Zeitungsartikel indirekt davor, für seine Parteigenossin Andrea Ypsilanti zu stimmen.

Und er wurde noch deutlicher: Er persönlich würde sie nicht wählen, legte Clement kurz darauf in einer Talkshow nach. Der ehemalige Superminister für Wirtschaft und Arbeit war mit ihrer Energiepolitik nicht einverstanden - Ypsilanti warb mit einem raschen Atomausstieg.

Kritiker warfen Clement, der im Aufsichtsrat des Energiekonzerns RWE sitzt, parteischädigendes Verhalten und Lobbyistentum vor und wollen ihn aus der SPD ausschließen.

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Theo Waigel, AP

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Auch der ehemalige CSU-Chef und Bundesfinanzminister Theo Waigel meldete sich in dem Moment zu Wort, in dem es seinem Intimfeind Edmund Stoiber besonders traf.

"Der gegenwärtige Zustand widert mich an", kommentierte Theo Waigel im Januar 2007 den Führungskampf in der CSU und das politische Siechtum des bayerischen Ministerpräsidenten. "Stoiber hat schwerste Fehler gemacht."

Nach dem Wahldebakel der CSU im September kündigte Waigel an, einen "Gesprächskreis Union" zu gründen, in dem "ungeschminkt" über politisch-strategische Fragen gesprochen werden könne. Horst Seehofer freut sich bestimmt schon auf gute Tipps.

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Edmund Stoiber, dpa

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"Ich werde mich natürlich nie aus der großen, allgemeinen Diskussion heraushalten", sagte Edmund Stoiber nach seinem Rücktritt als bayerischer Ministerpräsident.

Das tat er auch nicht: Weiterhin gab der CSU-Ehrenvorsitzende seiner Partei Ratschläge, etwa wie sie den Koalitionspartner SPD im Bund auf einen harten Kurs gegen gewalttätige jugendliche Ausländer kriegen könnte.

Und vor allem zog er weiter im Hintergrund die Strippen: Nach dem schlechten Ergebnis bei der Landtagswahl sorgte Stoiber dafür, dass CSU-Chef Huber und Ministerpräsident Beckstein von der Partei gestürzt wurden.

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Helmut Schmidt, dpa

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Der Bundeskanzler a.D. ist der einzige Politiker, der regelmäßig ausdrücklich um Zwischenrufe gebeten wird: Jede Woche wird Helmut Schmidt auf der letzten Seite des Zeit Magazins zu aktuellen Themen interviewt - provozierende Aussagen sind erwünscht.

Der 89-Jährige nutzt seine Unantastbarkeit als politisches Urgestein, er kritisiert die US-amerikanische Politikerklasse und den Internationalen Währungsfonds, schlägt vor, die deutschen Stadtstaaten abzuschaffen und stellt den charismatischen Redner Oskar Lafontaine (Linkspartei) in eine Reihe mit Adolf Hitler.

Um sich regelmäßig in die Tagespolitik einzumischen ist Helmut Schmidt jedoch zu weise - der Kettenraucher provoziert lieber damit, dass er sich nirgends und von niemandem die Zigarette verbieten lässt.

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Friedrich Merz, ddp

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Friedrich Merz war einmal ein Hoffnungsträger der CDU. Doch aus Frust über den Kurs der großen Koalition kündigte der ehemalige CDU-Vizefraktionschef im letzten Jahr an, sich ganz aus der Politik zurückziehen und ausschließlich als Anwalt zu arbeiten.

Das hindert ihn freilich nicht daran, seiner Partei Angst vor klaren Reformen zu bescheinigen oder Angela Merkel vorzuwerfen, sie setze die falschen Prioritäten.

Seine letzte Wortmeldung: Friedrich Merz stellte Mitte Oktober sein neues Buch "Mehr Kapitalismus wagen" vor. Am selben Tag beschloss das Kabinett, mit 500 Milliarden Euro die deutschen Banken vor dem finanziellen Ruin zu retten.

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(sueddeutsche.de/liv)

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