Polen:Duda lehnt Mediengesetz ab

Polen: Präsident Andrzej Duda galt lange als Befehlsempfänger der PiS-Partei. Nun stellt er sich quer.

Präsident Andrzej Duda galt lange als Befehlsempfänger der PiS-Partei. Nun stellt er sich quer.

(Foto: Piotr Molecki /imago)

Der polnische Präsident stellt sich damit gegen die Entscheidung des Sejm und die von der PiS geführte Regierung. Das Gesetz zielte auf einen regierungskritischen Fernsehsender, der mehrheitlich einem US-amerikanischen Konzern gehört.

Der polnische Präsident Andrzej Duda hat sein Veto gegen ein international umstrittenes neues Rundfunkgesetz eingelegt, das den ausländischen Einfluss auf die Medien beschränken soll. Er weigere sich, es in dieser Form zu unterzeichnen, teilte der 49-Jährige am Montag in Warschau mit. Das Parlament hatte das Gesetz kurz vor Weihnachten mit der Mehrheit der nationalkonservativen Regierung verabschiedet. Der Sejm, Polens Unterhaus, könnte das Veto des Präsidenten mit einer Dreifünftelmehrheit zurückweisen - die Regierungsparteien erreichen diese Stimmenzahl gemeinsam nicht. Dass Oppositionsparteien mit ihnen stimmen ist unwahrscheinlich, damit ist das Gesetz in seiner geplanten Form wohl vom Tisch.

Das könnte eine Schwächung der Regierungspartei PiS bedeuten, als deren "Kugelschreiber" Duda oft bezeichnet wurde. Er hatte im Sommer 2020 als Kandidat der PiS knapp die Wahl zum Präsidenten gewonnen und seine zweite Amtszeit angetreten. Zehntausende Menschen in ganz Polen hatten gegen das Gesetz demonstriert und Duda aufgefordert, Veto einzulegen.

Sowohl die EU-Kommission als auch die US-Regierung hatten wegen des Gesetzes vor Gefahren für die Medienfreiheit gewarnt. Nach Ansicht von Kritikern zielte die Novelle auf den Privatsender TVN, der Teil des US-Konzerns Discovery ist. Der Nachrichtensender vertritt eine kritische Linie gegenüber der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Die Vorlage sah vor, dass Rundfunklizenzen künftig nur noch an Ausländer vergeben werden dürfen, wenn diese Zentrale oder Wohnsitz im Bereich des Europäischen Wirtschaftsraums haben. Zusätzlich darf der Lizenznehmer nicht von jemandem abhängig sein, der Zentrale oder Wohnsitz außerhalb hat.

Der nationalkonservative Duda appellierte an den Sejm, geeignetere Lösungen zu finden, um die Beteiligung ausländischer Unternehmen am Medienmarkt zu begrenzen. Er verwies in seiner Kritik unter anderem auf den Vertrag zwischen den USA und Polen über Handels- und Wirtschaftsbeziehungen von 1990. Duda betonte, er habe sich zudem ausführlich mit Fragen des Medienpluralismus und der Meinungsfreiheit befasst. Er nahm auch Bezug auf die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft in Polen. "Die meisten meiner Landsleute, die meisten meiner Mitbürger wollen keine weiteren Streitigkeiten", sagte er der Agentur PAP zufolge.

Gegen das geplante Mediengesetz waren in Warschau und anderen Städten Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie trugen Plakate mit Slogans wie "Freie Medien, freie Menschen, freies Polen" und "Wir haben ein Recht auf die Wahrheit". Die USA hatten sich "extrem enttäuscht" über die Verabschiedung des Gesetzes gezeigt. Der Sender TVN hatte in einem Statement von einem "beispiellosen Anschlag auf die freien Medien" gesprochen.

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