Polen:Danzigs Bürgermeister stirbt nach Messerattacke

  • Ein mit einem Messer bewaffneter Mann sticht den Danziger Bürgermeister während einer Spendenveranstaltung auf offener Bühne nieder.
  • Nach einer mehrstündigen Notoperation schwebte Paweł Adamowicz zunächst in Lebensgefahr und erlag dann seinen Verletzungen.
  • Bei der Attacke soll es sich um eine Racheaktion gehandelt haben.

Nach einer Messerattacke ist Danzigs Bürgermeister Paweł Adamowicz seinen Verletzungen erlegen. Das bestätigte Gesundheitsminister Lukasz Szumowski am Montag im polnischen Fernsehen.Am Sonntagabend war der 53-jährige Adamowicz bei einer Benefizveranstaltung auf offener Bühne von einem Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Nach einer Notoperation schwebte er zunächst in Lebensgefahr. Am Montag verstarb er.

Adamowicz habe sich einer fünfstündigen Operation unterziehen müssen, sagte der behandelnde Arzt, Tomasz Stefaniak, von der Universitätsklinik der Stadt in der Nacht vor Reportern. Adamowicz habe Stichwunden an Herz und Unterleib davongetragen. "Die kommenden Stunden werden alles entscheiden", hatte der Arzt zunächst gesagt. Die polnischen Bürger hatte er aufgerufen, mit Gedanken und Gebeten beim Bürgermeister zu sein. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Der Angreifer hatte Medienberichten zufolge beim Finale einer landesweiten Spendenaktion die Bühne gestürmt und Adamowicz vor den Augen Hunderter Menschen niedergestochen. Bei dem jährlichen Event wird Geld für die Ausstattung von Kinderkrankenhäusern gesammelt.

Pawel Adamowicz

Paweł Adamowicz bei der Benefizveranstaltung, kurz bevor er von dem Angreifer attackiert wird.

(Foto: REUTERS)

Der Sender TNV berichtete, der Verdächtige habe auf der Bühne gerufen, er sei unter der vorangegangenen Regierung unter Führung der Bürgerplattform PO zu Unrecht inhaftiert worden. Adamowicz gehörte der Partei früher an. Der 27-jährige Danziger, der Berichten zufolge wegen Banküberfällen eine mehr als fünfjährige Haftstrafe abgesessen hatte, soll an diesem Montag vernommen werden. Demnach litt er im Gefängnis zunehmend unter psychischen Problemen.

Auf Aufnahmen, die in polnischen Medien gezeigt wurden, war zu sehen, dass der Angreifer nach der Tat auf der Bühne blieb und triumphierte, bis er vom Sicherheitspersonal überwältigt wurde. "Er hat sich gefreut", sagte eine Augenzeugin dem Sender TVN24.

Adamowicz war seit 1998 Bürgermeister von Danzig. Er gehörte bis 2015 der derzeitigen Oppositionspartei Bürgerplattform PO an. Als Bürgermeister galt er als progressive Stimme, die für die Rechte von homo-, bi- und transsexuellen Menschen und für Toleranz für Minderheiten wirbt. Im vergangenen Jahr marschierte Adamowicz bei der Schwulenparade mit - eine Aktion mit Seltenheitswert für einen Bürgermeister in Polen.

Polnische Politiker verurteilten die Tat. Der Angriff müsse aufs Schärfste verurteilt werden, schrieb Ministerpräsident Mateusz Morawiecki auf Twitter. Innenminister Joachim Brudziński sprach von einem "Akt der Barbarei". Polens Präsident Andrzej Duda rief die Bürger zum Gebet für den Bürgermeister auf.

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