Polen:Anklagen wegen erzwungener Notlandung

Mehr als drei Jahre nach der erzwungenen Landung einer Ryanair-Maschine mit dem belarussischen Blogger Roman Protassewitsch an Bord hat Polen Anklage gegen drei Belarussen erhoben. Die Ermittler werfen ihnen die Übernahme der Kontrolle über ein Flugzeug, erzwungene Landung und Freiheitsberaubung von 132 Menschen an Bord vor, wie die Staatsanwaltschaft in Warschau mitteilte. Internationale Haftbefehle für die drei Belarussen, die sich nicht in Polen aufhalten, würden demnächst beantragt. Protassewitsch ist Mitgründer des regimekritischen Telegram-Kanals Nexta, der die Opposition gegen Machthaber Alexander Lukaschenko unterstützt. Im Mai 2021 hatten die Behörden von Belarus eine Ryanair-Passagiermaschine auf dem Weg von Athen nach Vilnius mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. An Bord waren Protassewitsch und seine Freundin. Beide wurden verhaftet und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, er kam 2023 überraschend frei, sie wurde begnadigt. Da das Flugzeug in Polen registriert ist, nahm die polnische Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. „Im Laufe der Ermittlungen wurden Aufzeichnungen von Gesprächen aus dem Cockpit des Flugzeugs, einschließlich des Gesprächaufzeichnungsgeräts, und technische Daten des Flugs aus der sogenannten „Black Box“ sichergestellt“, teilte die Behörde mit. Darüber hinaus habe man Berichte von Besatzungsmitgliedern eingeholt. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Tatverdächtigen um den früheren Direktor der belarussischen Flugsicherungsbehörde, den Leiter der Flugleitzentrale in Minsk sowie den Chef des belarussischen Geheimdienstes KGB. Die Verdächtigen hätten falsche Angaben über eine angebliche Sprengladung an Bord gemacht und die Piloten zu einer Notlandung gezwungen.

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