Der Wechsel von Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla in den Vorstand der Deutschen Bahn wird die Debatte über Versorgungsposten für ausscheidende Politiker erneut entfachen. Zu Recht. Denn genau wie bei dem früheren Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden, der als Cheflobbyist zu Daimler wechselte, wirft die Personalie eine ganze Reihe heikler Fragen auf.
Zwar war die Sache bei Klaeden noch einen Tick befremdlicher, schließlich war der CDU-Politiker bei Bekanntwerden seines bevorstehenden Wechsels in die Wirtschaft noch im Amt und dachte zunächst auch gar nicht daran, seine Position im Kanzleramt vorzeitig aufzugeben.

Politiker in der Wirtschaft:Seitensprünge zahlen sich aus
Als Entwicklungshilfeminister hat Dirk Niebel über Waffenexporte mitentschieden. Nach seiner Politiker-Laufbahn wird er Lobbyist beim Rüstungskonzern Rheinmetall. Der FDP-Mann setzt damit eine bemerkenswert lange Liste prominenter Seitenwechsler fort. Überblick in Bildern.
Pofalla hingegen ist bereits aus der Regierung ausgeschieden. Doch das ändert nichts daran, dass man auf die Idee kommen könnte, er habe eben untergebracht werden müssen. Was läge da näher als ein Job in dem Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört?
Eine zweite denkbare Erklärung ist kaum besser: Bahn-Chef Rüdiger Grube könnte ihm den Posten auch als Dank dafür angeboten haben, dass sich Pofalla zuletzt sowohl in Berlin als auch in Brüssel mehrmals für die Bahn eingesetzt hat. Regierung und Bahn werden Aufklärung bieten müssen. Tun sie das nicht, leisten sie selbst Mutmaßungen und Verdächtigungen Vorschub, die bei solchen schnellen Wechseln aus der Politik in die Wirtschaft aus guten Gründen angestellt werden.