SZ-Podcast::Zum Jahrestag des 7. Oktobers: „Wir sind auf einem Höhepunkt der Gewaltspirale“

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"Auf den Punkt" – der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas in Israel ein Massaker. Der israelische Politologe José Brunner über die Folgen und Traumata auf israelischer und palästinensischer Seite.

Von Lars Langenau

Terroristen der Hamas machten den 7. Oktober 2023 zum größten Pogrom in der jüngsten Vergangenheit: 1139 Menschen werden in Israel ermordet, 239 Menschen werden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Bis heute werden noch 100 von ihnen vermisst.

Kurz nach dem Massaker kündigte Israels Premier Benjamin Netanjahu an, dass „der Feind dafür einen noch nie dagewesenen Preis bezahlen“ werde. Netanjahu hält Wort: Bereits am 8. Oktober beginnt das Bombardement des Gazastreifen, drei Wochen später beginnt die bis heute nicht beendete Bodenoffensive. Fast 42 000 Tote und 100 000 Verletzte verzeichnet die palästinensische Seite seither, darunter viele Kinder. Und eine Million Vertriebene irren inzwischen im Gazastreifen umher.

Vor einem Monat hat Israel dann begonnen, die Hisbollah in Libanon verstärkt ins Visier zu nehmen. Auch mit Tötungen von führenden Milizionären in Teheran. Seither verzeichnet Libanon mehr als 1600 Tote und mehr als eine Million Flüchtlinge im eigenen Land. Und nach einem iranischen Raketenbeschuss steht die israelische Reaktion noch aus.

Der 7. Oktober hat Traumata auf beiden Seiten aufbrechen lassen, sagt José Brunner, emeritierter Professor für Wissenschaftsgeschichte und -philosophie an der Universität Tel Aviv. Auf israelischer Seite, dass selbst Israel kein Ort ist, der Sicherheit für Juden gewährleisten kann. Unter Palästinensern wird die traumatische Erfahrung der „Nakba“ wieder lebendig. „Die Erinnerung daran, dass Israel mehrere 100 000 Palästinenser 1948 vertrieben oder in die Flucht geschlagen hat, dass sie ihre Gesellschaft zerstört hat.“ Das sei „ein Déjà-vu, eine Art Flashback“ im Gazastreifen. 

Ein Jahr nach dem 7. Oktober sei der Nahe Osten auf einem der Höhepunkte der Gewaltspirale. Die rechte bis rechtsextreme Regierung von Netanjahu sei „von Hass getrieben“, sagt Brunner, der es völlig an der Vorstellung fehle, wie dieser Krieg zu beenden sei: „Es gibt nur das Ziel, den Krieg zu gewinnen.“ 

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