SZ-Podcast "Auf den Punkt":Erdbeben in Syrien: Wie Krieg im Schnelldurchlauf

Lesezeit: 2 min

"Auf den Punkt" - der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

Aus dem Erdbebengebiet in der Türkei erreichen uns schreckliche Bilder. Wie sieht es in Syrien aus?

Von Mirco Keilberth und Lars Langenau

72 Stunden, heißt es, haben Menschen unter Trümmern Überlebenschancen. Zum ersten Mal gebebt hat die Erde in der türkisch-syrischen Grenzregion am frühen Montagmorgen, danach gab es noch etwa 1000 Nachbeben. 19 000 Tote zählt die Türkei am Freitagnachmittag, in Syrien sind es 3000 Leichen. Doch noch sind Tausende unter den Trümmern verschüttet. Vor allem in Syrien ist Hilfe von außen schwierig. Denn in dem Land herrscht seit fast zwölf Jahren Bürgerkrieg.

Die Beben seien "ein Krieg im Schnelldurchlauf" gewesen, sagt Mirco Keilberth, der für die SZ aus Tunis über den Mittleren Osten berichtet. In zwei Minuten seien ganze Straßenzüge zerstört worden. "Was die Fassbomben des Regimes in Monaten zerstört haben, wurde in einer Nacht kaputt gemacht." Es sei ein "Jahrhundert-Erdbeben für dieses Kriegsgebiet", so Keilberth

Die größten Orte in Syrien sind wieder unter Kontrolle des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad. Dort erreiche die Überlebenden "mehr schlecht als recht" Hilfe. Aber in der Rebellen-Enklave Idlib und in den Gebieten an der türkischen Grenze seien vier Millionen Menschen nahezu auf sich allein gestellt. Nur über einen Grenzübergang mit der Türkei gelange humanitäre Hilfe in diese Regionen.

Viele Häuser seien in den größeren Städten "wie Kartenhäuser zusammengefallen". Allein in der syrischen Millionenstadt Aleppo seien Schätzungen zufolge 100 000 Familien obdachlos. 30 000 sollen in Schulen und in Moscheen untergekommen sein. "Der Rest lebt teilweise in Autos. Es werden händeringend Zelte oder Möglichkeiten gesucht, wie man die Nächte überleben kann." Das gesamte Versorgungssystem sei zusammengebrochen.

Aus humanitären Gründen wollten gerade einige Länder ihre Beziehungen mit dem Regime verbessern. Und auch Assad sehe gerade die Aussicht auf eine Art Normalisierung und Anerkennung seiner Herrschaft. "Ein Zynismus sondergleichen", sagt Keilberth, "schamlos gegenüber den Opfern".

Zur Reportage aus dem Erdbebengebiet in der Türkei kommen Sie hier. Möglichkeiten zum Spenden finde Sie hier.

Weitere Nachrichten: Neue russische Angriffe auf die Ukraine, EU will Grenzschutz verschärfen

Den Podcast "Verzockt - das System Sportwetten" finden Sie hier.

So können Sie unseren Nachrichtenpodcast abonnieren:

"Auf den Punkt" ist der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung zu den wichtigsten Themen des Tages. Der Podcast erscheint von Montag bis Freitag immer um 17 Uhr. Sie finden alle Folgen auf sz.de/nachrichtenpodcast. Verpassen Sie keine Folge und abonnieren Sie unser Audio-Angebot in Ihrer Lieblings-Podcast-App oder bei iTunes, Spotify, Deezer, Audio Now. Eine Übersicht über all unsere Podcasts finden Sie unter www.sz.de/podcast und hier erfahren Sie, wie Sie unsere Podcasts hören können.

Sie haben Fragen oder Anregungen? Dann schreiben Sie uns: podcast@sz.de.

© SZ/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSyrien
:Rettung unter Vorbehalt

Hilfsorganisationen fordern ein Ende der Sanktionen, damit Retter ins Katastrophengebiet gelangen können. Doch in der Politik geht eine Furcht um: die Anerkennung von Assads Terrorherrschaft durch die Hintertür.

Von Mirco Keilberth, Tunis

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: